Listenreich I: 23 Songs für 2023

Aron & The Jeri Jeri Band (Neuseeland/Senegal): „The Return Of The Golden Egg“
Quelle: youtube
Aynur (Kurdistan): „Edlayê“
Quelle: youtube
Beirut (USA/Norwegen): „So Many Plans“
Quelle: youtube
Bixiga 70 (Brasilien): „Parajú“
Quelle: youtube
Adriana Calcanhotto (Brasilien): „Jamais Admitirei“
Quelle: youtube
Sarah Chaksad Large Ensemble (Schweiz/Diverse): „Lost“
Quelle: youtube
Joy Denalane (Deutschland): „Happy“ (feat. Ghostface Killah)
Quelle: youtube

Niels Frevert (Deutschland): „Pseudopoesie“
Quelle: youtube

Carla Fuchs (Deutschland): „Sixpence“
Quelle: youtube
Yumi Ito (Schweiz): „Drama Queen“
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Petros Klampanis (Griechenland/USA): „Énteka“
Quelle: youtube
Baaba Maal (Senegal): Yerimayo Celebration“
Quelle: youtube

Maro & Sílvia Pérez Cruz (Portugal/Katalonien): „Juro Que Vi Flores“
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Masaa (Libanon/Deutschland): „Lotus“
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Mokoomba (Simbabwe): „Makisi“
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Sílvia Pérez Cruz (Katalonien): „Sin“
Quelle: youtube
Golnar Shahyar (Iran/Österreich): „Ode To Trust“
Quelle: youtube
Slowfox 5 (Deutschland) : „Taquito Militar“
Quelle: youtube
Salvador Sobral (Portugal): „Pedra Quente“
Quelle: youtube
Faraj Suleiman (Palästina): „Oriental Melody“
Quelle: youtube

Dudu Tassa & Jonny Greenwood (Israel/Irak/Großbritannien): „Taq ou-Dub“
Quelle: youtube
West Trainz (Kanada): „Hobo Jungle“
Quelle: youtube
Adrian Younge & Tony Allen (USA/Nigeria): „Ebun“
Quelle: youtube

Listenreich II: 23 Alben für 2023

Aron & The Jeri Jeri Band (Neuseeland/Senegal): Dama Bëgga Ñibi (Urban Trout Records/Indigo)
Balimaya Project (UK): When The Dust Settles (New Soil)
Bixiga 70 (Brasilien): Vapor (Glitterbeat/Indigo)
Adriana Calcanhotto (Brasilien): Errante (Modern/BMG)
Sarah Chaksad Large Ensemble (Schweiz): Together (Clap Your Hands)
Joy Denalane (Deutschland): Willpower (Four Music)
Carla Fuchs (Deutschland): Songbird (Talking Elephant)
Gurdjieff Ensemble (Armenien): Zartir (ECM)
Yumi Ito (Schweiz): Ysla (enja records Yellow Bird)
Petros Klampanis (Griechenland/USA): Tora Collective (enja)
Baaba Maal (Senegal): Being (Atelier Live)
Maro (Portugal): Hortelã (Secca Records)
Masaa (Deutschland/Libanon): Beit (Traumton/Indigo)
Marco Mezquida (Menorca): Tornado (Galileo)
Bänz Oester & The Rainmakers (Schweiz/Südafrika): Gratitude (enja)
Sílvia Pérez Cruz (Katalonien) Toda La Vida, Un Dia (Sony)
Golnar Shahyar (Iran/Österreich): Tear Drop (Klaeng Records)
Slowfox 5 (Deutschland): Atlas (rent a dog/AL!VE)
Salvador Sobral (Portugal): Timbre (Warner)
Faraj Suleiman (Palästina): As Far As It Takes (Two Gentlemen)
Dudu Tassa & Jonny Greenwood (Israel/UK): Jarak Qaribak (World Circuit/BMG)
West Trainz (Kanada): Rail Nomads (L-Abe)
Adrian Younge & Tony Allen: (USA/Nigeria): Jazz Is Dead 18 (International Anthem)

 

 

Listenreich III: 23 Konzerte für 2023

Symphonieorchester des Bayrischen Rundfunks, Gewandhaus Leipzig (22.5.)
WINTER
– Witch’n’Monk (Freiburg.Phil.Club), Jazzhaus Freiburg  17.1.
– Philharmonisches Orchester Freiburg, Peter Carp, André de Ridder, Inga Schäfer u.a.: Nico Muhly „Marnie“, Theater Freiburg  19.1.
– Holst Sinfonietta, Steve Reich „Desert Music“, E-Werk Freiburg  28.1.
– Philharmonisches Orchester Freiburg, André de Ridder, Richard Strauss: „Eine Alpensinfonie“, Konzerthaus Freiburg  14.2.
– Lady Blackbird, Mascotte Zürich  21.2.
Lady Blackbird, Mascotte Zürich (21.2.)
– Masaa, Reithalle Offenburg  11.3.
– Golnar Shahyar, Theater Basel  20.3.
FRÜHLING
– Sílvia Pérez Cruz, Teatro Municipal Girona  21.4.
Sílvia Pérez Cruz, Teatro Municipal Girona (21.4.)
– Niels Frevert, Waldsee Freiburg  11.5.
– City of Birmingham Symphony Orchestra, Roberto Treviño: Gustav Mahler – Sinfonie Nr.10, Gewandhaus Leipzig  21.5.
– BR-Symphonieorchester, Daniel Harding:  Gustav Mahler – Sinfonie Nr.7, Gewandhaus Leipzig  22.5.
– Budapest Festival Orchestra, Iván Fisher:  Gustav Mahler – Sinfonie Nr.9, Gewandhaus Leipzig  23.5.
– Kayhan Kalhor, Konzerthaus Freiburg  3.6.
SOMMER
– Derya Yildirim, Kommunales Kino Freiburg  14.7.
– ADG7 & Sahra Halgan, Rosenfelspark Lörrach  26.7.
– Marcia Griffiths, African Music Festival Emmendingen  5.8.
– Fergus McCreadie Trio, Forum Merzhausen  21.9.
Caetano Veloso, Elbphilharmonie Hamburg (4.10.) © Daniel Dittus
HERBST
– Caetano Veloso, Elbphilharmonie Hamburg  4.10.
– Joyce Moreno & Louis Matute, Moods Zürich  15.10.
Joyce Moreno & Louis Matute Quintet, Moods Zürich (15.10.)
– Misagh Joolaee & Behnam Samani, Schloss Ebnet  3.11.
– Bill Frisell Trio, Jazzdor Strasbourg  10.11.
Bill Frisell Trio, Jazzdor Strasbourg (10.11.)
– Philharmonisches Orchester Freiburg, Anna Rakitina: Sergej Rachmaninoff – Sinfonie Nr.2 u.a.  12.12.
– SWR Symphonieorchester, Teodor Currentzis: Gustav Mahler – Sinfonie Nr. 10 u.a.  15.12.

Wohin statt Woher!

Rabih Lahoud von Masaa (Foto vom Künstler zur Verfügung gestellt)

Drei deutsche Jazzmusiker und ein deutsch-libanesischer Sänger-Poet: Aus dieser Kombination entsteht bei Masaa eine einzigartige Klangwelt. Die Stimme der Band, Rabih Lahoud, reflektiert im Interview über das Ankommen in Deutschland, sein Verhältnis zu einer sich verändernden arabischen Sprache und über die Kategorisierungen in Weltmusik und Jazz.

aktuell: SRF 2 Kultur strahlt meinen Beitrag mit Masaa am Dienstag, den 2.5. ab 20h in der Sendung Jazz & World aktuell aus: Radio SRF 2 Kultur – SRF

Rabih Lahoud, wenn man das neue Masaa-Album Beit (Veröffentlichung: 28.4.) hört, hat man den Eindruck, dass die Musiker sehr direkt die Hörer ansprechen, der Sound ist nah und warm. „Beit“ bedeutet ja auch „Haus“, „Heim“. Heißt das, Masaa sind nach Jahren der Wanderschaft zuhause angekommen?

Lahoud: Das würde ich bejahen, zumindest ist auch das mein eigenes Gefühl. Nach 20 Jahren bin ich jetzt hier ein bisschen mehr angekommen. Die Hälfte meines Lebens bin ich jetzt hier, mitgestaltend, nicht als Gast. Ich sage nicht mehr: „Hier bin ich woanders“. Sondern: „Jetzt bin ich hier“. Und diese Musik, diese meine Ideen tragen dazu bei, wie die Klanglandschaft hier ist.

Was bedeutet Beit als Albumthema genau, in einer Zeit, in der immer mehr Menschen gezwungen sind, ihren Schutzraum zu verlassen, in der viele Häuser zerstört werden, durch die gewaltige Explosion im Hafen von Libanon, durch den Krieg in der Ukraine? Haben diese Ereignisse Einfluss gehabt auf die Entstehung der Platte?

Lahoud: Ja, absolut. Das ist eine Überlegung, die sich intensiviert hat nach diesen Ereignissen. Ich sehe das Konzept von „Haus und Heim“ als ein doppeltes. Zum einen, das historische Sesshaftwerden der Menschheit. Zum anderen aber auch etwas Internes: Was bedeutet das wirklich, sich zuhause zu fühlen? Was für viele Menschen normal ist, jst heute für viele, viele nicht mehr selbstverständlich, sondern ein Privileg geworden. Am Ende des Titelstücks singe ich immer wieder: „Keine Häuser zerstören, Häuser bauen!“ Das kann man auch metaphorisch verstehen. „Hatdem“ heißt zerstören, „dammara“ aufbauen. Die arabische Sprache ist da sehr rhythmisch in ihrer Struktur, und daher hört sich das fast an wie ein Spiel mit Rap.

Daheim kann man sich ja auch in einer Sprache fühlen. Auf früheren Alben haben Sie auch auf Deutsch gesungen, das ist jetzt weggefallen, die meisten Ihrer Texte sind auf Arabisch, und die sind länger geworden als früher. Ist das Arabische trotz der langen Abwesenheit vom Libanon immer mehr Ihr Zuhause?

Lahoud: Ich glaube schon. Meine Beziehung zum Arabischen hat sich verändert. Ich fühle mich wohler im Sprechen, deshalb verwende ich vielleicht auch mehr Wörter. In meinem Alltag als Jugendlicher war vor allem der Klang der Sprache etwas Schönes, nicht die Bedeutung der Worte. Jetzt langsam haben für mich die Wörter neue Bedeutungen, neue Erfahrungen, ich habe das Gefühl, ich kann das zulassen. Es klingt jetzt mehr nach Rabih als nur nach Arabisch.

Wo steht die arabische Sprache heute als künstlerisches Ausdrucksmedium?

Mein Gefühl ist, dass die arabische Sprache etwas durch die osmanischen und europäischen Einflüsse eingebüßt hatte. Besonders im Libanon war dieser Einfluss ja groß und wir haben dort heute eine Mischung von Sprachen. Das ist einerseits wunderbar, denn der Mensch ist ein Wesen, das sich anpassen kann, um der Kommunikation willen Dinge transformieren kann. Das ist insbesondere ein libanesischer Wesenszug: Man verlässt Identitäten, um in Kommunikation zu bleiben, es geht darum, dass man sich versteht. Andererseits hat diese wunderbare Sprache dadurch auch ein bisschen ihr Herz verloren, indem sie sich vielleicht minderwertig oder nicht up to date fühlt. Denn es gibt viele Wörter der modernen Welt, für die das Arabische heute keine Entsprechungen hat. Das Arabische braucht meiner Meinung nach eine künstlerische Unterstützung. Es darf nicht die Fähigkeit verlieren, dass man Schönheit und Zärtlichkeit und Kraft ausdrücken kann.

Verändert sich die arabische Sprache auch durch die Umwälzungen seit dem „Arabischen Frühling“?

Lahoud: Ja, total. Ich fühle einen Umbruch, eine Wende, eine Veränderung im Bewusstsein der jungen Menschen, vor allem der Generation, die jetzt nachkommt, nach dem „Arabischen Frühling“. Die Sprache wird als etwas behandelt, das wiedergeboren werden muss. Ich habe den Eindruck, junge Leute verwenden in den Social Media Dialektausdrücke aus den einzelnen Regionen jetzt pan-arabisch, und dadurch entsteht eine neue Hochsprache, eine neue Ausdruckskraft. Das wird in den nächsten zehn, fünfzehn Jahren auch in den Strukturen der arabischen Gesellschaft sichtbar werden.

Haben Sie nur zur arabischen Sprache eine neue Einstellung gewonnen, oder auch zur Musik Ihrer ersten Heimat?

Lahoud: Früher habe ich nicht mit arabischen Skalen gearbeitet, war eher auf Distanz. Inzwischen fasziniert mich die klassische arabische Musik und ich recherchiere über sie. Ich merke jetzt, wie wertvoll das ist, wenn wir diese Schatzkiste in den Masaa-Sound hineinnehmen. Ein Stück auf „Beit“, eine Widmung an den Musiker „Zeryab“ aus dem Córdoba des 8./9. Jahrhunderts, steht zum Beispiel im Nahawand-Modus. Das ist eine Skala, die mit dem europäischen Moll verwandt ist. Aber es gibt in der arabischen Musik eben viele Molls: In Aleppo hört sich Moll durch andere Mikrointervalle ganz anders an als in Kairo. Durch diese feinen Unterschiede öffnen sich ganz verschiedene Welten.

Im Stück „Nabad“ gibt es die schöne Zeile: „Nimm das Gewicht der Vorfahren weg“. Ist das ein Plädoyer dafür, dass wir uns als bloße Menschen begegnen sollten, unbelastet von politischen Altlasten der Vergangenheit?

Lahoud: Ja, in dem Sinne: Wir müssen leichter damit umgehen, mit welchen Menschen wir uns verbinden, um es der Zukunft zu ermöglichen, dass sie anders aussieht. Das gilt aber auch für das überholte Denken in musikalischen Stilen. Wir müssen uns von der jahrzehntelang gehegten Sortierarbeit befreien, in der es immer hieß: „Was ist Jazz, was ist Weltmusik?“. Das ist für mich auch ein Gewicht. Die Einordnung unserer Band in die „Weltmusik“ ist nicht immer böse gemeint, aber der Begriff fragt immer wieder: „Woher kommst du?“ Jazz in seinem ursprünglichen Geist fragt eher: „Wohin willst du? Was willst du mit dem machen, was du hast?“ Lass uns Musik so betrachten: Guckt sie wohin? In die Zukunft? Macht sie Hoffnung? Vibriert sie im Magen oder nicht? Und lass uns das suchen und stärken und fördern.

© Stefan Franzen, erschienen auf qantara.de

Masaa: „Freedom Dance“
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Listenreich I: 20 Songs für 2020

Bab L’Bluz (Marokko/Frankreich): „Gnawa Beat“
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Camané & Mário Laginha (Portugal): „Se Amanhã Fosse Domingo“
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Joy Denalane (Deutschland): „I Believe“
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Electric Jalaba (UK/Marokko): „Daimla“
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Erdmöbel (Deutschland): „Beherbergungsverbot“
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Yumi Ito (Schweiz/Japan/Polen): „What Seems To Be“
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Bastien Keb (UK): Rabbit Hole“
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Kefaya & Elaha Soroor (Afghanistan/UK): „Jama Narenji“
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Awa Ly & Brahim Wone (Frankreich/Senegal): „Mesmerizing“
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Bongeziwe Mabandla (Republik Südafrika): „Khangela“
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Gustav Mahler: „Phantasie“ (Jewish Chamber Orchestra Munich)
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Masaa (Deutschland/Libanon): „Herzlicht“
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Jono McCleery (UK): „Follow“
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David Myles & Lydia Persaud (Kanada): „For The First Time“
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Sílvia Pérez Cruz (Katalonien): „Tango De La Vía Láctea“
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San Salvador (Frankreich): „Fai Sautar“
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Oumou Sangaré (Mali): „Kamelemba“
Quelle: youtube
Myles Sanko (UK): „Rainbow In Your Cloud“
Quelle: youtube
Santrofi (Ghana): Odo M’Aba“
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Anoushka Shankar feat. Alev Lenz (UK/Indien): „Bright Eyes“
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Listenreich II: 20 Alben für 2020

Bab L’Bluz (Frankreich/Marokko): „Nayda!“ (RealWorld/PIAS/Rough Trade)
The Brooks (Kanada): „Any Day Now“ (Underdog Records/Broken Silence)
Camané & Mário Laginha (Portugal): „Aqui Está-Se Sossegado“  (Parolophone Portugal)

 

Sílvia Pérez Cruz & Marco Mezquida (Katalonien): „MA – Live In Tokyo“  (Universal Spain)
Franui & Florian Boesch (Österreich/Deutschland): „Alles Wieder Gut“ (col legno/Harmonia Mundi)
Groupe RTD (Djibouti): „The Dancing Devils Of Djibouti“ (Ostinato Records/Groove Attack)

 

Yumi Ito (Schweiz/Japan/Polen): „Stardust Crystals“ (Unit Records/Membran)
Misagh Joolaee & Sebastian Flaig (Iran/Deutschland): „Ferne“ (Pilgrims Of Sound)
Bastien Keb (UK): „The Killing Of Eugene Peeps“ (Gearbox Records)

 

Kefaya & Elaha Soroor (UK/Afghanistan): „Songs Of Our Mothers“ (Bella Union)
Awa Ly (Frankreich/Senegal): „Safe & Sound“ (Flowfish/Broken Silence)
Bongeziwe Mabandla (Republik Südafrika): „Iimini“ (Baco/Broken Silence)

 

Masaa (Deutschland/Libanon): „Irade“(Traumton/Indigo)
New Landscapes (Italien): „Menhir“ (Visage/Galileo)
Matthieu Saglio (Frankreich/Spanien): „El Camino De Los Vientos“ (ACT/edel)

 

Dino Saluzzi (Argentinien): „Albores“ (ECM/Universal)
Oumou Sangaré (Mali): „Acoustic“ (NoFormat/Indigo)
Synergia (Zypern): „Musique De L’Île De Chypre“ (Alia Vox/Harmonia Mundi)

 

Simin Tander (Deutschland): „Unfading“ (Jazzhaus Records/in-akustik)
Ramón Valle (Kuba): „Inner State“ (In & Out Records/in-akustik)

Listenreich III: 12 Konzerte für 2020

Feven Yoseph, 23.8. (Foto: Alexandra Heneka)

WINTER

Benjamin Britten: „The Turning Of The Screw“ – Theater Freiburg, 31.1.
Sílvia Pérez Cruz (Katalonien) – Salle du Cercle, Bischheim (F), 13.2.
Kayhan Kalhor (Iran) – Jazzhaus Freiburg, 15.2.
FRÜHLING
Tschaikowsky: Symphonie Nr. 4 / Glasunow: Violinkonzert (Vadim Repin) – Salle Érasme Strasbourg (F), 6.3.
Awa Ly & Brahim Wone, 18.7. (Foto: Stefan Franzen)

SOMMER

Awa Ly & Brahim Wone (Frankreich/Senegal) – Mensagarten Freiburg, 18.7.
Bab L’Bluz (Frankreich/Marokko) – Mensagarten Freiburg, 16.8.
Yousra Mansour, Bab L’Bluz, 16.8. (Foto: Stefan Franzen)
Yumi Ito (Schweiz/Japan/Polen) – Waldsee Freiburg, 20.8.
Feven Yoseph (Äthiopien/Deutschland) – Waldsee Freiburg, 23.8.
Yumi Ito, 20.8. (Foto: Mayada Wadnomiry)

HERBST

We Stood Like Kings (Belgien) – Waldsee Freiburg, 3.+4.9.
Masaa (Deutschland/Libanon) – ArTik Freiburg, 6.9.
Masaa, 6.9. (Foto: Albert Josef Schmidt)
Shake Stew (Österreich/Deutschland) – E-Werk Freiburg, 25.9.
Peteris Vasks: „Tala Gaisma“ / W.A.Mozart: „Gran Partita“ – Konzerthaus Freiburg, 13.10.
We Stood Like Kings, 3.9. (Foto: Stefan Franzen)

Nachlese Festival „Ins Weite“ #4: Masaa

Foto: Albert Josef Schmidt

Masaa
Festival „Ins Weite“, ArTik Freiburg
06.09.2020

Souveräne Verschmelzung von Avantgarde und Tradition: Das umjubelte Konzert von Masaa beim Freiburger Festival „Ins Weite“.

Nicht selten werden der Genre-Begriff „Weltmusik“ sowie die entsprechenden Ensembles, Akteurinnen und Akteure überfordert. Der traditionelle Fundus, die Grammatik außereuropäischer Musik und die Termini westlicher (Pop-)Klänge suchen eine Vernetzung, ja Verschmelzung – doch Anspruch und Wirklichkeit, das klingende Ergebnis, lassen immer wieder zu wünschen übrig.

Dem libanesisch-deutschen Quartett „Masaa“ um den Sänger und Poeten Rabih Lahoud jedoch gelingt die interkulturelle Fusion. Wobei hier eher von einem geglückten „World Jazz“ gesprochen werden kann, den ein begeistertes Publikum im Rahmen des Freiburger Festivals „Ins Weite“ erfahren durfte. Bei diesem Open-Air-Konzert im Innenhof des Jugendkulturzentrums „ArTik“ vermählte die weitgereiste und mit diversen Preisen ausgezeichnete Formation scheinbar mühelos Merkmale eines modernen Jazz mit Texten in arabischer Sprache und mit (europäischer) kammermusikalischer Intimität. Rabih Lahoud lebte 19 Jahre in seinem Geburtsland Libanon, floh dann vor dem Krieg – und fand in Deutschland eine neue Heimat, wiederum seit 19 Jahren.

Der hervorragende, über mehrere Oktaven und eine traumhaft sichere Intonation gebietende Vokalist kann sich mit Marcus Rust (Flügelhorn, Trompete), Reentko Dirks (Doppelhalsgitarre) und Demian Kappenstein (Drums, Perkussion) auf nicht weniger gewandte Gefährten verlassen. „Masaa“ ist das arabische Wort für den Abend, den Rabih Lahoud als besonders magische Zeit wahrnimmt. Und der Sound dieses ungewöhnlichen Ensembles bewegt sich dann in (auch emotionalen) Zwischenbereichen, pendelt zwischen vitalem Duktus und poetischen Ruhezonen. Meisterlich, wie Lahoud von gesungenen Texten zu improvisierten Vokalisen wechselt, welche Ausdrucksintensität er auch in den hohen Registern erreicht.

Bezwingend auch, wenn Rabih Lahoud und der Blechbläser Marcus Rust dialogisieren, Stimme und Flügelhorn wendige Unisono-Passagen zaubern. Reentko Dirks nähert sich an der zweihalsigen Gitarre auch dem Charakter der arabischen Laute Oud oder übernimmt mal die Funktion eines Bassisten, während ein hochbeweglicher Demian Kappenstein sein Drumset zwischen feinem Drive, vertrackten Beats und vielen rhythmischen Überraschungen schwingen lässt.

Beachtlich zudem, wie diese vier Talente unangestrengt Avantgarde und Tradition, geräuschnahe Klangforschung und melodischen Schmelz zusammenführen. Masaa: ein herausragendes, ein heftig bejubeltes Event.

© Udo Andris, erschienen in der Badischen Zeitung, Ausgabe 09.09.2020

Foto: Albert Josef Schmidt

Festival „Ins Weite“: Die Septemberkonzerte


Liebe Freund*innen,

Wir sind angetan von der tollen Resonanz des Publikums, das unsere musikalischen Gäste sowohl aus der Region als auch aus dem Senegal, Marokko, Frankreich, der Mongolei, dem Iran, der Türkei, der Schweiz, Polen, Spanien und Äthiopien seit Mitte Juli begeistert und zahlreich begleitet hat.
Nach ausverkauften Konzerten am Waldsee geht das vom Kommunalen Kino Freiburg initiierte Festival

„Ins Weite. Reisen in Film, Musik und Literatur“

im September in die musikalische Zielkurve mit belgischem Postrock, deutsch-libanesischem Jazz und einem türkischen Sufi-Abend.

Am 3. und 4. September empfangen wir am Waldsee die belgische Postrock-Band We Stood Like Kings, die sich darauf spezialisiert hat, Filmklassiker neu zu vertonen – bei uns live zu Dziga Vertovs ethnographischer Sibirienreise „Ein Sechstel der Erde“ von 1926 und zur Bilderflut von „Koyaanisqatsi“, zu der vormals Philip Glass schon Musik geschrieben hatte (3. und 4.9., jeweils 21h). Beide Film-Konzerte veranstalten wir in Kooperation mit dem Slow Club e.V.

We Stood Like Kings: „A Sixth Part Of The World“ (Ausschnitt)
Quelle: youtube

Am 6.9. um 20h ist das deutsch-libanesische Quartett Masaa zu Gast: Dekoriert mit beiden wichtigen Weltmusikpreisen (creole und RUTH) stellen die Musiker um Sänger Rabih Lahoud erstmals in Freiburg ihr neues Werk Irade vor, mit bewegendem lyrischem Jazz und Texten auf Arabisch und Deutsch. Mit dabei ist auch ihr neuer Gitarrist Reentko Dirks.

Achtung: Das Masaa-Konzert wird im Innenhof des ArTik, Haslacher Straße 43 stattfinden.
Wir freuen uns, dass wir mit dem ArTik e.V. noch einen weiteren, jungen Kooperationspartner fürs Festival gewinnen konnten, der uns mit Elan unterstützt!

Masaa: „Herzlicht“
Quelle: youtube

Den Abschluss der Musikstrecke von „Ins Weite“ gestaltet wiederum am Waldsee am 10.9. um 19h30 das Sufi-Ensemble Hosh Neva um den türkischen Oud-Spieler Mehmet Ungan. Viele der Musiker lehren an der Orientalischen Akademie in Mannheim, auch Freiburgs Murat Coskun wird sich in die Gruppe integrieren. Wir freuen uns, dass wir dieses Abschlusskonzert wiederum in Zusammenarbeit mit Tamburi Mundi e.V. präsentieren können.

Hosh Neva live in München
Quelle: youtube

Tickets sind ausschließlich auf der Website des Festivals erhältlich, dort wird selbstverständlich auch über das Hygienekonzept informiert.
https://www.koki-freiburg.de/insweite/

Musikprogramm des Festivals „Ins Weite“

Szene aus Ulrike Ottingers Film „Johanna d’Arc of Mongolia“ (zu sehen am 27.8. bei „Ins Weite“)

Liebe Freund*innen,

mit einem bewegenden und ausverkauften Konzert des Awa Ly Duos ist das Festival

„Ins Weite. Reisen in Film, Musik und Literatur“

am vergangenen Wochenende im Freiburger Mensagarten gestartet. An drei Spielorten – im Mensagarten, am Waldsee und am Alten Wiehrebahnhof – wird es bis zum 15.9. aus vielen Perspektiven ums Thema Reise gehen: in Open Air-Kinoabenden, Konzerten und Lesungen renommierter Autor*innen. „Ins Weite“ ist eine Initiative des Kommunalen Kino Freiburg e.V., das örtliche Partner an Bord geholt hat, unter ihnen Slow Club, Swamp, Café Atlantik und Tamburi Mundi e.V.

Das Thema Reise mit seinen drei geographischen Schwerpunkten USA / Westafrika / Asien wollen wir musikalisch von Afro-Soul über Post- und Surfrock bis Poetry Slam und Jazz abbilden: lokal und regional, aber auch mit internationalen Gästen, „ins Weite“ gehend.

Dieses Festival ist anders: In Zeiten der Pandemie dürfen wir nur eine limitierte Zahl von Zuhörer*innen einlassen und arbeiten mit einem Hygienekonzept. Die Zeit für Werbung ist knapp, da wir erst vor 10 Tagen – nach Unterstützung von der Stadt, dem SC Freiburg und weiteren Sponsoren – auch Fördermittel vom Land Baden-Württemberg erhalten haben. Das Programm haben wir daher in kürzester Zeit auf die Beine gestellt, Improvisation und Spontaneität sind die Tugenden der Stunde und wir freuen uns über jede Art der Multiplikation!

Musikprogramm – Übersicht:

Mensagarten:
22.07. – DJ Swampster / DJ Hercules: My Daddy Was A Hippie Punk – Psychedelic Beatsounds from the late 60s til early 70s (Freiburg) 20h
24.07. – Stunchile (Freiburg) 19h
27.07. – Art Of Being…On The Road: Deutsch-amerikanische Literaturperformance mit Musik von Joe Killi und Muneer B. Fenell (Freiburg) 20h30
30.07. – Marvin Suckut – Atlantik Slam (Freiburg/Waldkirch/Konstanz/Esslingen) 19h
31.07. – „Under The Big Blue Sky“ (Mongolei/Iran/Türkei/Freiburg) 19h
14.08. – Leopold Kraus Wellenkapelle (Freiburg) 19h
15.08. – Iman & Dub Tub (Freiburg) 19h
16.08. – Bab L’Bluz (Marrakesch/Lyon) 21h

Yumi Ito feat. Szymon Mika: „Little Things“
Quelle: youtube

Waldsee:
20.08. – Yumi Ito Trio (Basel/Japan/Polen/Spanien) 19h30
23.08. – Feven Yoseph (Äthiopien/Berlin) 19h30
30.08. – Tanztheater „mitteschön“ (Company J.U.S.T., Freiburg) / Barefoot Amhell & Her Backdoor Men (Straßburg) 19h
03.09. + 04.09. – We Stood Like Kings (Belgien) je 21h
06.09. – Masaa (Libanon/Köln/Berlin) 21h
10.09. – Hosh Neva (Türkei/Mannheim) 19h

Kommenden Mittwoch werden DJ Swampster und DJ Hercules mit einem psychedelischen Set die Einstimmung zum Roadmovie-Klassiker „Easy Rider“ besorgen. Am Freitag stellt sich die junge Rockband Stunchile aus Freiburg vor: Das Powertrio um die Sängerin Leonie Maier ist ganz frisch mit der Jazzhaus Records-Single „The Blues Loves You“ am Start – ein Konzert, das der Slow Club mit uns veranstaltet. Die Brücke zur Festivalsparte des geschriebenen Wortes schlagen wir am 27.7. mit einer deutsch-amerikanischen Literaturperformance, zu der der Gitarrist Joe Killi und der Cellist Muneer B. Fenell die Klänge beisteuern. Einen Poetry Slam-Abend zum Thema Reisen gestaltet Marvin Suckut mit Wortkünstler*innen aus Waldkirch, Konstanz und Esslingen, Partner bei diesem Abend ist das Café Atlantik.

Stunchile: „The Blues Loves You“
Quelle: youtube

Besonders freuen wir uns über zwei Kooperationen mit dem Festival Tamburi Mundi. Beim ersten Partnerkonzert, zugleich der Eröffnung von Tamburi Mundi, wird der mongolische Künstler Enkhjargal Dandarvaanchig einen Abend mit Freund*innen bestreiten: „Under The Big Blue Sky“ vereint sich der Sänger und Pferdekopfgeiger in verschiedenen Konstellationen mit der persischen Hackbrett-Virtuosin Arezoo Rezvani, der mongolischen Sängerin Baadma und ihren beiden Schwestern, sowie Tamburi Mundi-Chef Murat Coşkun.

Arezoo Rezvani & Murat Coskun: „Khazan“
Quelle: youtube

Surfsound aus Freiburg? Das funktioniert exzellent und originell, wie die zahlreichen Anhänger*innen der Leopold Kraus Wellenkapelle wissen, die bei uns ein intensives Augustwochenende einläutet, gefolgt von der nicht nur in Kennerkreisen hochgeschätzten Reggaeformation Iman & Dub Tub, die neue Songs mitbringen. Beide Konzerte veranstalten wir in Partnerschaft mit dem Swamp. Die Reihe im Mensagarten beschließt das französisch-marokkanische Quartett Bab L’Bluz: Letzten Sommer haben sie bei Rock am Bach in Kirchzarten abgeräumt und kehren jetzt mit ihrem Debütalbum auf Peter Gabriels Label Real World in die Regio zurück: Ihre hypnotische Mischung aus Power-Rock, Gnawa-Grooves und Wüstenblues schickt die Hörer*innen auf eine spannende Reise nach Marrakesch.

Bab L’Bluz: „El Watane“
Quelle: youtube

Im August wechseln wir den Spielort und richten uns mit der Musikbühne direkt am Ufer des Waldsees ein: Dort macht die junge Basler Sängerin Yumi Ito mit ihrem Trio den Anfang: Sie bringt ihr neues Album „Stardust Crystals“ mit, auf dem sie Jazzimprovisation mit Songwriting-Anklängen an Björk und Radiohead verknüpft, und sie erzählt in ihren Kompositionen von Reisen nach Island, Kalifornien und Brasilien. Die äthiopische Sängerin Feven Yoseph wird für Freiburg eine echte Entdeckung sein: Derzeit in Berlin lebend verbindet sie in ihrer Musik äthiopische Skalen mit R&B- und Gospel-Anklängen in Quintettbesetzung.

Feven Yoseph: „Mengedinja“
Quelle: youtube


Gespannt sein darf man auf den Double Bill zum Augustausklang, den das Café Atlantik beiträgt: Julia Galas und Steffi Sembdner von der Freiburger Company J.U.S.T. gestalten im Tanztheater-Stück „mitteschön“ die Reise zweier Menschen in ihrer Lebensmitte, die auf engstem Raum – in einer gemeinsamen Hose – stattfindet. Diesen Spätsommerabend verlängert die Straßburger Band Barefoot Amhell & The Backdoor Men, die uns auf eine Reise durch die Songs starker Frauen der amerikanischen Popmusikhistorie mitnimmt, von New Orleans bis Detroit.  Zu einer stilbildenden Instanz bei der Vertonung von Stummfilmen gemausert hat sich das belgische Quartett We Stood Like Kings, das der gerade preisgekrönte Slow Club uns vorgeschlagen hat: An zwei Abenden zeigen sie, wie der sowjetische Klassiker „Ein Sechstel der Erde“ von Dziga Wertow und der US-Kultfilm „Koyaanisqatsi“ mit Postrock-Begleitung zu neuen Ehren kommen.

We Stood Like Kings: „Volchovstroy“
Quelle: youtube

Der September ist die Zielgerade von „Ins Weite“: Mit der deutsch-libanesischen Band Masaa kommen sowohl Jazzfans als auch Lyriker zum Zuge: Mit seinem neuen Gitarristen Reentko Dirks und den Versen des Sängers Rabih Lahoud verknüpft das mehrfach preisgekrönte Quartett die Raffinesse des Wortes mit der Dynamik des Jazz.  Den Abschluss der Konzertstrecke des Festivals „Ins Weite“ bildet die zweite Kooperation mit Tamburi Mundi e.V.: ein Sufi-Konzert des Ensembles Hosh Neva unter der Leitung der Brüder Mehmet und Ali Ungan am Waldsee, die in die spirituelle Klangwelt der Bektashi- und Mevlevi-Orden entführen, inklusive Derwischtanz.

Masaa: „Herzlicht“
Quelle: youtube

Auf der Website zum Festival wird nach und nach das gesamte Programm mit allen Filmen, Lesungen und Konzerten abrufbar sein. Aufgrund der Corona-Auflagen sind vorläufig noch ausschließlich dort Tickets für die einzelnen Veranstaltungen zu erwerben, und dort wird selbstverständlich auch über das Hygienekonzept informiert:

https://www.koki-freiburg.de/insweite/
https://de-de.facebook.com/koki.freiburg/

Ermöglicht wird „Ins Weite“ durch die Unterstützung von: Land Baden-Württemberg, Stadt Freiburg, SC Freiburg, Studierendenwerk Freiburg, Gaststätte Waldsee, iz3w, Carl Schurz-Haus, Artik, E-Werk, Fairburg, Literaturhaus und Centre Culturel Français.

Leopold Kraus Wellenkapelle: „Plattfuß am Texasfluss“
Quelle: youtube