Bei der Fülle an Afrofunk, die die Hipster seit einigen Jahren zutage fördern, ist es schwierig die Spreu vom Weizen zu trennen. Hier eindeutig Weizen! Eine Perle der spätsiebziger Tanzmusik aus dem Benin. Honoré Avolonto ist einer der bekanntesten Komponisten und Perkussionisten des westafrikanischen Staates, arbeitete unter anderem auch mit dem legendären Orchestre Poly-Ritmo de Cotonou. Mit dem Orchestre Black Santiago verfolgt er einen etwas smootheren Sound: Als die Funkphase in Westafrika abgeebbt war, schien es wieder süßlicher, schmelzender, geschmeidiger zu werden, beeinflusst von Soukouss, Salsa und Afrobeat.
Honoré Avolonto & L’Orchestre Black Santiago: „N’Fa Nouwé“
Quelle: youtube
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Trotzdem gehen mir seit dem 13.11. einige Gedanken im Kopf herum, die ich hier nur knapp formulieren möchte.
Mich entsetzt der Anschlag von Paris mit 120 Toten und Hunderten Verletzten.
Mich entsetzt, wie hausgemacht dieser Terrorismus vor unserer Haustür ist, nicht erst seit gestern, sondern seit Jahrzehnten der Einmischung und Hegemonialinteressen des Westens im Orient bis mindestens zurück zur Zeit von Wilhelm II.
Mich entsetzt die reflexartige Kriegsrhetorik, das Bemühen nationalistischer Symbole, das Absingen einer blutrünstigen Hymne als Zeichen der Identitätsstiftung.
Mich entsetzt, dass die gleichen Politiker, die von christlichen Werten, Nächstenliebe und Mitgefühl sprechen, Waffengeschäften mit ebenjenen zustimmen, die den Terrorismus unterstützen.
Mich entsetzt, dass sich unser Entsetzen schnell in Grenzen hält, wenn es um die „Kollateralschäden“ bei den Luftangriffen auf Syrien geht, bei den Drohneneinsätzen der USA in Afghanistan und Pakistan, um die 500.000 Kriegstoten im Irak, die mit hoher Wahrscheinlichkeit mit deutschen Chemikalien realisierten Giftgasangriffe Assads, die mit deutschen Gewehren ermordeten mexikanischen Studenten.
Mich entsetzt, wie unsere Medien einseitig und sensationsgierig um die Befindlichkeiten Zentraleuropas kreisen und damit den Terroristen eine perfekt ausgeleuchtete Bühne liefern.
Am vergangenen Freitag ist in Brasilien durch eine vergiftete Flutwelle jegliches Leben im Rio Doce ausgelöscht worden – mit grauenhaften, teils tödlichen Folgen für die indigenen Anwohner. Das war in den Nachwehen von Paris keinem deutschen TV-Sender auch nur eine Meldung wert.
Mich entsetzt, dass wir auch nach einem Jahrhundert nichts dazu gelernt haben.
1892 haben die Schüler eines Waisenhauses die Marseillaise de la Paix gedichtet. Wurde sie in diesen Tagen irgendwo einmal angestimmt? Die Hunderte der Pariser Opfer, die Hunderttausende Opfer im Nahen Osten seit Bush jun. und die Millionen Flüchtlinge, die wir produzieren, hätten es verdient gehabt.
Chanson plus Biflourée & Florian Laconi: „La Marseillaise de la Paix“
Quelle: youtube
Das britische Musikblog The Quietus nannte ihn „Jesus of the Uncool“. Man kann es aber auch so herum sehen: Jeff Lynnes Frisur und Styling sind genauso zeitlos wie seine Musik. Der Sänger, Gitarrist, Songwriter und Produzent aus Birmingham hat seit Ende der 1960er einen unverwechselbaren Sound aus Romantik und Rock’n’Roll, aus Science Fiction und Symphonik geschaffen. Nach turbulenten frühen Experimentalrock-Jahren führt er das Electric Light Orchestra (ELO) zum Welterfolg, war Mitglied der Traveling Wilburys, produzierte George Harrison, Roy Orbison und Tom Petty, stand kürzlich gar am Pult für Bryan Adams. Im September 2014 betrat er nach einem Vierteljahrhundert erstmals wieder eine Bühne, und das gleich vor 50.000 Menschen im Londoner Hyde Park. Nach dem Live-Comeback gibt es mit „Alone In The Universe“ nun ein neues „ELO“-Album des 67-jährigen, der wie kaum ein anderer das Gespür für den perfekten Popsong hat.
1. Jeff Lynne’s ELO: „When I Was A Boy“ (2015)
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Der Hamburger Perkussionist und Soundtüftler Sven Kacirek ist für seine spannenden Klangreisen bekannt, auf denen er sein Schlagwerkarsenal mit ungewöhnlichen Partnern kombiniert. Kacirek hat eine Exkursion nach Kenia gemacht, Tschaikowskys Nussknackerfür Perkussion arrangiert – und jetzt kommt er von einer Erkundung auf den Okinawa-Inseln zurück. Seine neue CD ist auf dem kleinen feinen Label Pingipung Records für den 20.11. angekündigt – hier gibt’s schon mal einen Vorgeschmack.
Sven Kacirek & Mr. Tonohara: „Work Song“
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Sie steht nicht gerade im Verdacht, ein sexy Instrument zu sein: Von alters her assoziiert man die Drehleier – siehe Schuberts „Winterreise“ – eher mit Armut und Monotonie. Kein Wunder, dass der schnurrende Kasten von modernen Leiermännern wie Valentin Clastrier elektronisch aufgepimpt wurde. Die wahre Herausforderung besteht aber darin, das Äußerste aus ihrer naturbelassenen Akustik herauszuholen, und das beherrscht der Steirer Matthias Loibner wie kein anderer. Auf seinem aktuellen Solowerk wirft der umtriebige Mann, der mit Jazz- und Balkanorchestern, Anarchofolkern und in der Klassik arbeitet, sämtliche Grenzmarken des klobigen Kastens über den Haufen. In „Glutsbrüder“ wird sein Instrument zum waidwunden, obertönig klagenden Biest, in „Folhas Cintilantes“ gruppieren sich barocke Leuchteffekte zu einer Mechanik, die wie ein Taubenschlag flattert. Der „Kitchen Rain“ tänzelt mit arabeskem Pizzicato über den Boden. „Haut“ und „L’Eau Dans La Mer“ klingen wie versonnene Meditationen eines Organisten in einer Dorkirche, „Wings“ wie die Reise eines mächtigen urzeitlichen Sagenvogels. Loibners Leier erzählt die Musik des ganzen Planeten – und auch des Himmels. Man kann ab sofort von „Hurdy Gurdy-Soul“ sprechen.