Nachlese Festival „Ins Weite“ #3: Yumi Ito & Feven Yoseph

Foto: Mayada Wadnomiry

Das Festival „Ins Weite“ zog für zwei wunderbare Konzerte an den kühlen Waldsee.

Foto: Alexandra Heneka

Die Basler Sängerin, Komponistin und Pianistin Yumi Ito, deren Album Stardust Crystals dieser Tage erscheint, gastierte mit ihrem Trio (Kuba Dworak, Bass und Íago Fernández, Drums) und spielte ein Set voller kristalliner Zwischentöne und fein gemalter Improvisationen.

Foto: Alexandra Heneka

Yumi sang von einem Mammutbaum in San Francisco, von der mächtigen Natur in Island, widmete dem schwülen Abend ein Jazz-Haiku und ließ das Publikum in eine brasilianisch inspirierte Zugabe einstimmen.

Foto: Alexandra Heneka

Drei Tage später besuchte uns die Äthiopierin Feven Yoseph mit ihrem Berliner Quintett um den Trompeter Marcus Rust.

Foto: Mayada Wadnomiry

Feven brachte jede Menge Soul auf Amharisch mit, immer wieder aber schimmerten die Roots ihrer Heimat durch und auch eine Widmung an den Grandseigneur des Ethio-Jazz Mulatu Astatke ließ sie sich nicht nehmen.

Foto: Stefan Franzen

Danke an unser Publikum, dass diese beiden Konzerte unter erschwerten Bedingungen zu einem so familiären Erlebnis gemacht hat.

Foto: Mayada Wadnomiry

Nachlese Festival „Ins Weite“ #2: Bab L’Bluz

Foto: Alexandra Heneka

Bab L’Bluz
Mensagarten Freiburg, 16.08.2020
Festival „Ins Weite“

Respekt vor den musikalischen Traditionen des Maghreb und Leidenschaft für die Sounds der Moderne, vor allem für die Power des Rock, finden bei Bab L´Bluz zu einer stimulierenden Melange. Im Rahmen des Freiburger Open-Air-Sommerfestivals „Ins Weite“ gastierte das franko-marokkanische Quartett bei angenehmen Abendtemperaturen im gutbesuchten Mensagarten, machte mit seinem Debüt-Album Nayda! vertraut. Nayda steht seit der Jahrtausendwende für eine musikalische Jugendbewegung in Marokko, die sich für Freiheit, auch die Rechte diverser Minderheiten, engagiert. Das Wort bedeutet ebenso „Party“, aber auch intellektuelles Erwachen, eine aufrechte Haltung.

Frontfrau Yousra Mansour von der marokkanischen Atlantikküste gefällt nicht nur mit agilem, wandlungsfähigen und hochemotionalen Gesang, sondern auch mit ihrem Spiel auf der dreisaitigen Laute Awisha. Gemeinsam mit Brice Bottin aus Lyon an der (ebenfalls dreisaitigen), ursprünglich schwarzafrikanischen Basslaute Guembri sowie Drummer Hafid Zouaoui und dem  Flötisten/Perkussionisten Jérome Bartolomé begeisterte die Band mit ihrem Wüsten-Rock, zusammengesetzt unter anderem aus Elementen verschiedener marokkanischer Provinzen. Eine vitale Mixtur aus der rituellen, tranceorientierten Musik der Gnawa (Nachfahren schwarzafrikanischer Sklaven aus dem Westen des Kontinents), aus Musik der Berber und Poesie der Hassania (Mauretanien) – und eben Strukturen eines westlichen, auch psychedelischen Rock.

Foto: Alexandra Heneka

Wehmütige, nachdenkliche Weisen erhalten Raum, aber auch extrovertiertes Party-Feeling. Yousra Mansour und Brice Bottin haben ihre Saiteninstrumente elektrifiziert, geben dem Gruppen-Sound dadurch zusätzliche Masse und voluminöse Grooves. Die Band entwickelt auch immer wieder mal unaufgeregte, geduldig formulierte Improvisationen. Hier weckt das Flötenspiel eines  Jêrome Bartolomé besondere Aufmerksamkeit. Gekonnt auch, wie diese vier Talente die melodisch-rhythmischen Feinheiten Nordafrikas mit einem kompakten Rock-Gestus verzahnen. Ein permanenter Genuss dann auch die komplexe, energiegeladene Arbeit, das souveräne Timing eines Hafid Zouaoui am Drum-Set. Bab L´Bluz (= Tor zum Blues) gehören mit ihrem Gig ganz sicher zu den musikalischen Glanzlichtern des „Ins Weite“-Festivals.

© Udo Andris

Foto: Stefan Franzen

Nachlese Festival „Ins Weite“ #1: Awa Ly & Brahim Wone

Foto: Jens-Taro Herbel

Awa Ly und Brahim Wone eröffneten im Mensagarten Freiburg das Musikprogramm des Festivals „Ins Weite“ mit einer bewegenden, intimen und sehr warmherzigen musikalischen Zwiesprache. Sie spielten zum ersten Mal seit März wieder vor Publikum. Ich werde nie vergessen, wie Awa am Ende zu „Summertime“ durch den nächtlichen Garten tanzte. Ein Geschenk an Freiburg.

Foto: Stefan Franzen

Danke an alle, die mitgeholfen haben, dass dieses Konzert so wunderbar werden konnte, und ein großes Dankeschön auch ans Publikum, das fast andächtig zugelauscht hat. Et bien sûr: Merci mille fois à Awa et Brahim pour ce chaleureux cadeau que vous avez fait à notre ville!

Foto: Jens-Taro Herbel
 

Oumous Umkehr

Als sie vor drei Jahren ihr Album Mogoya veröffentlichte, war das ihr konsequentester Schritt in Richtung Popkultur und Elektronik. Nun ist Oumou Sangaré, Afrikas größte lebende Sängerin neben Angélique Kidjo, zurück auf den Akustikpfad geschwenkt. Aus dem New Yorker Lockdown heraus sprach sie mit mir über Wurzeln, ihre Funktion als Kulturhüterin und ihren Beitrag zum versöhnten Mali.

„Mir geht es gut, ich bin hier bei meiner Community“, beschwichtigt sie auf die obligatorische Corona-Frage nach der Gesundheit. Ein Zuckerschlecken ist es sicher nicht, auf der anderen Seite des Atlantiks festzusitzen, ausgerechnet im Corona-Hotspot NY, während in der Heimat kaum Pandemie-Tote zu beklagen sind. Dortige Ortszeit: Mittag. Oumou Sangaré nimmt gerade in einem Restaurant ihren Lunch ein, muss während unseres Gesprächs immer wieder lachend die Kellner abwimmeln, die ihr mehr auftischen wollen. „Hier in Amerika nimmt man unglaublich schnell zu“, gesteht sie, „ich aber pflege eigentlich wenig zu essen.“ Die „Diät“ gilt für die 52-jährige dieser Tage nicht nur auf kulinarischem, sondern auch auf musikalischem Gebiet. Sie veröffentlicht gerade das Album Acoustic (No Format/Indigo), auf dem sie die Songs von Mogoya in einer stripped down-Fassung neu eingespielt hat. Will heißen: mit der Stegharfe Kamalengoni, Perkussion, Akustikgitarre und Gesang, ab und an garniert durch minimalistische Keyboards. Die Tracks gleichen sehr ihrer Frühphase, als sie vor mehr als 30 Jahren international zum ersten Mal in Erscheinung trat.

„Das stimmt, mit ‚Acoustic‘ erinnere ich auch ein bisschen an mein erstes Album Moussoulou. Diese kleine Besetzung hat mir gefehlt. Auf der anderen Seite kamen auch etliche Leute zu mir und sagten: ‚Oumou, man hört ja deine Stimme gar nicht bei diesen großen Bands!‘ Es war also eine Mischung aus Nachfrage und eigenem Bedürfnis, zu diesen traditionellen Instrumenten zurückzukehren.“ Aber die Keyboards? „Na, die sind ja auch traditionell, aber eben aus der europäischen Tradition“, kontert sie überraschend – und hat eine grandiose Metapher parat: „Sie verschönern alles, es ist, als ob ich hinter mir den Wind im Wald höre, wenn ich singe.“

Zwischen Mogoya und dem kammermusikalischen Acoustic lag ein Remixed-Album, auf dem sich Electronica- und HipHop-Granden von Sampha bis St. Germain an den Ursprungstracks ausgetobt haben. Zudem spannte kürzlich Beyoncé ein Sample aus Sangarés altem Stück „Diabari Nene“ für ihr „Mood 4 Eva“ ein. Man könnte fast den Eindruck gewinnen, Oumou Sangaré habe ein wenig kalte Füße bekommen, so ausgiebig in die Popwelt hineingezogen zu werden. Sie reagiert diplomatisch. „Ich bin die Botschafterin einer Kultur und muss aufpassen. Ich kann mich der Welt nicht verschließen, denn ich bin ja viel auf Reisen, aber dabei muss ich immer meine Identität bewahren. Und die liegt eben im typischen Wassoulou-Sound mit der Kamalengoni und den charakteristischen Rhythmen. Wir können natürlich einige Elemente rausnehmen, um diese Musik für den Westen ‚lesbar‘ zu machen. Wenn ich nach Deutschland komme, dann esse ich ja auch mal gerne eine Wurstplatte, um den Einheimischen zu zeigen, dass ich ihre Kultur schätze und verstehe! Dass Beyoncé meine alte Liebeshymne verwendet hat, zeigt doch, dass sie nicht gealtert ist und auch über Mali hinaus funktioniert. Sagen wir es so: Ich bin die Hüterin eines Erbes, das von der ganzen Welt begehrt wird.“

Hat sich die Wassoulou-Kultur während der 30 Jahre ihrer Karriere verändert? Oumou Sangaré zögert keine Sekunde und versichert, dass musikalisch die Eckpfeiler aus dieser südlichsten, tropischen Region Malis nach wie vor unverrückt dastehen. Veränderungen seien eher gesellschaftlicher Art, und dazu hat sie ganz entscheidend mit ihrem unerschütterlichen Kampf gegen Polygamie, Zwangsheirat und Beschneidung beigetragen. „Von einer durchgreifenden Änderung können wir aber noch nicht sprechen“, wägt sie ab. „Um die Position der Frau in der Wassoulou-Region, in Mali und in ganz Afrika zu stärken, da muss sich noch viel bei der Mentalität tun.“ Sie selbst ist ein großes Rollenmodell für junge Malierinnen, denn ihr Erfolg beschränkt sich ja nicht auf die Musik. Oumou Sangaré, die sich einst als Kind und Jugendliche in den Straßen von Bamako singend durchschlagen musste, um sich und ihre alleinerziehende Mutter zu finanzieren, ist heute Geschäftsfrau, betreibt in Bamako ihr eigenes Hotel, im Wassoulou-Ort Yanfolila ein Touristen-Ressort mit Nachtclub – und mit einer Automarke namens „Oum Sang“ will sie die Abhängigkeit von den französischen Gebrauchtwagen brechen. Man sollte aber nicht verschweigen, dass sie dabei mit den Chinesen kooperiert.

Um den Beweis ihrer Popularität zu checken, genügen ein paar Youtube-Videos: Fährt sie nach Bamako, um ihr Hotel zu besuchen, gleicht das dem Einzug einer Königin mit viel Bohei, Autokolonnen, Fetischpriester, Musik und Tanz. Und auch bei der malischen Ex-Pat-Gemeinde von Paris steht sie hoch im Kurs: Ohne Oumou Sangarés Vorbildfunktion hätte es keine Inna Modja oder Aya Nakamura gegeben – letztere mit ihrem Afro-R&B die erfolgreichste malische Sängerin aller Zeiten weltweit. Ihrer Mutterfigur Oumou hat sie ein ganzes Lied zugeeignet, und im dazugehörigen Video übergibt die ihrer Nachfolgerin symbolisch ihre Krone. „Auf diese jungen Frauen bin ich stolz“, sagt die „Queenmom“. Aber ich sehe mich nicht als ihre Patronne, das sind alles meine Kolleginnen, meine Schwestern, meine Kinder. Ich habe für sie gelitten, und jetzt wird all das rekompensiert, wenn ich ein Vorbild für die nächste Generation sein darf.“

Inzwischen ist die Stimmung im Restaurant gestiegen, wie man den Geräuschen aus der Telefonleitung entnehmen kann, und die Statements von Oumou Sangaré zwischen den Essenshappen werden bruchstückhafter. Doch die politische Situation in ihrer Heimat muss doch noch angesprochen werden. Hat sie Möglichkeiten, sich da zu engagieren? „Das Festival au Désert im Norden kann ja nicht mehr stattfinden, da bin ich in die Bresche gesprungen“, sagt sie selbstbewusst. „In meinem Heimatort Yanfolila habe ich vor einigen Jahren mein eigenes Festival organisiert und alle Künstler aus dem Norden eingeladen. Das ist ja mehr als 1000 Kilometer entfernt von uns, und so war es für die Leute im Wassoulou eine große musikalische Entdeckung. Ich tue das auf eigene Kappe, die Regierung behauptet, sie habe kein Geld, um mich zu unterstützen. Die Kulturministerin ist gekommen, um sich zu zeigen, hat aber nicht einmal die Versorgung mit Trinkwasser unterstützt!“ Das Festival soll als Zeichen der Einigkeit und des Friedens für Mali weitergehen, sagt Oumou Sangaré. Für sie schließt sich im Dorf ihrer Wurzeln ebenso der Kreis wie mit dem neuen Werk Acoustic: „Das ist die Frucht meiner dreißigjährigen Karriere. Ich war überall auf der Welt, bis hin nach Amerika und Brasilien. Aber hier kann ich meine Reise beenden.“

© Stefan Franzen, veröffentlicht in Jazz thing #135

Oumou Sangaré: „Saa Magni“
Quelle: youtube

Festival „Ins Weite“: Augustgäste am Waldsee

Feven Yoseph, Foto: Andy Spyra

Liebe Freund*innen,

die franko-marokkanische Band Bab L’Bluz hat gestern Nacht den Mensagarten in Trance versetzt – fesselnder Schlusspunkt eines spannenden Konzertwochenendes mit begeistertem, zahlreichem Publikum.

Jetzt wechselt das vom Kommunalen Kino Freiburg initiierte Festival

„Ins Weite. Reisen in Film, Musik und Literatur“

seine Spielorte und macht für die Musik am Waldsee Station.

Hier haben wir bis Ende des Monats drei wunderbare Shows mit starken Frauen zu verkünden.

Am Donnerstag, den 20.8. um 19h30 gastiert die junge Basler Sängerin, Pianistin, Songwriterin, Pianistin, Komponistin und Arrangeurin Yumi Ito mit ihrem Trio und einer Klangsprache zwischen Jazz, Björk und Impressionismus.

Yumi Ito: Schaffhauser Jazzfestival 2020
Quelle: youtube

Eine Entdeckung aus Äthiopien ist die Sängerin Feven Yoseph, die am Sonntag, den 23.8. um 19h30 mit ihrem Quintett ostafrikanische Roots und Skalen in eine soulige Umgebung bettet.

Feven Yoseph: „Yetsegaw Kiber“
Quelle: youtube

Gleich drei starke Frauen begegnen sich am Sonntag, den 30.8. um 19h30, wenn Julia Galas und Steffi Sembdner vom Tanztheater J.U.S.T. und ihrem Stück „mitteschön“ auf einen akustischen Roadtrip von New Orleans nach Detroit der Straßburger Sängerin Barefoot Amhell und ihrem Trio treffen. Dieses Konzert veranstaltet „Ins Weite“ in Kooperation mit dem Café Atlantik.

Amhell & Her Backdoor Men: „She’ll Be Gone“
Quelle: youtube

Tickets sind ausschließlich auf der Website des Festivals erhältlich, dort wird selbstverständlich auch über das Hygienekonzept informiert:
https://www.koki-freiburg.de/insweite/

Festival „Ins Weite“: Finale im Mensagarten

Liebe Freund*innen,

mit einem intensiven Konzertwochenende geht das vom Kommunalen Kino Freiburg initiierte Festival

„Ins Weite. Reisen in Film, Musik und Literatur“

ab kommendem Freitag in seine Finalrunde im Mensagarten.

Wir haben für alle Daheimgebliebene grandiose Bands am Start, die zu ganz verschiedenen Reisezielen mitnehmen:

Am Freitag, den 14.08. um 19h macht die Leopold Kraus Wellenkapelle mit ihrem Black Forest Surf den Anfang – ein Roadmovie für die Ohren mitten aus dem Schwarzwald, der in die Weite der USA versetzt.

Leopold Kraus Wellenkapelle: „Plattfuß am Texaspass“
Quelle: youtube

Karibische Gefühle kommen am Samstag, den 15.08. um 19h mit Iman & Dub Tub auf, eine heimische Reggae-Formation, die internationales Format ansteuert. Beide Konzerte finden in Kooperation mit Swamp statt.

Iman & Dub Tub: „Lion And Lamb“
Quelle: youtube

Den Schlusspunkt setzt am Sonntag, den 16.08. (21h!) der Gnawa-Rock von Bab L’Bluz, die marokkanische Grooves auf die intensive Rockpower à la Hendrix treffen lassen.

Bab L’Bluz: „Africa Manayo“
Quelle: youtube

Tickets sind ausschließlich auf der Website des Festivals erhältlich, dort wird selbstverständlich auch über das Hygienekonzept informiert:
https://www.koki-freiburg.de/insweite/

In der zweiten Augusthälfte wechseln wir mit der Konzertschiene von „Ins Weite“ zum Waldsee!
Infos folgen.

Empfindsamer Kämpfer

Einer der bekanntesten Musiker Angolas, Waldemar Bastos, ist am 9. August im Alter von 66 Jahren in Lissabon an einem Krebsleiden gestorben. Über mehr als vier Jahrzehnte verfolgte Bastos eine internationale Karriere, war dabei stets auch ein Kritiker der politischen Verhältnisse in seiner Heimat und ein Kämpfer für die Demokratisierung. Bastos stammte aus der Provinz M‘Banza Kongo und begann seine musikalische Laufbahn früh in Tanzbands. Die Lieder des Volkes, die Kirchenmusik des Vaters, aber auch der Soul der Jackson 5 boten ihm Zuflucht vor dem oppressiven Regime-Alltag. Alle Einflüsse strömten in seinen eigenen Liedern zusammen, seine empfindsam-kehlige Stimme ist dabei sein Markenzeichen.

Als Befürworter der Unabhängigkeit wird er bereits mit 19 von der portugiesischen Geheimpolizei PIDE verhaftet, nach der Unabhängigkeit 1975 flieht er vor dem Bürgerkrieg nach Portugal. Eine erste Platte nimmt er 1983 in Brasilien auf, der weltweite Durchbruch erfolgt aber erst 1998 mit der Scheibe Preta Luz unter den Fittichen von David Byrne. In seiner Heimat konnte er nur sehr selten singen, die Verfolgung durch die Geheimpolizei gehörte aufgrund seiner kritischen Texte zu seinem Alltag. Seine internationalen Teamworks aber spannten sich von Chico Buarque über Ryuichi Sakamoto bis zum London Philharmonic Orchestra.

Als einziger Nichtportugiese sang er 2001 bei einer Gedenkfeier für die eng befreundete Fadista Amália Rodrigues. Waldemar Bastos erhielt vom neuen angolanischen Staatspräsidenten João Lourenço als Zeichen der Versöhnung 2018 den Nationalen Preis für Kultur und Künste. Wenig später bot Bastos dem Kulturministerium seine Zusammenarbeit an. Seine generationenübergreifende Popularität hallt derzeit in den Nachrufen wider, die auch Kommentare vieler junger Lyriker und Rapper umfassen.

© Stefan Franzen

Waldemar Bastos: „Kuribota“
Quelle: youtube

Süßer Xhosa-Pfeil

Bongeziwe Mabandla
Iimini
(Baco Records/Broken Silence)

Der Name Bongeziwe Mabandla mausert sich in der südafrikanischen Szene langsam aber stetig zu einem großen. Denn der Mann aus der Eastern Cape-Region verfügt über ein empfindsames Falsett, das sich wie ein süßer Pfeil in die Ohren bohrt. Die Basis seiner zwölf Songs auf Iimini ist ein gemächlicher Akustikgitarrenfolk. Doch der mosambikanische Produzent Tiago Correia-Paulo baut unter die Melodien ein elektronisches Fundament, das mal an die Sounds aus einem Kwaito-Club erinnert, sich dann aber wieder ganz verflüchtigt, um Mabandlas Stimmenlyrik Raum zu lassen (Anspieltipps: „Masiziyekelele“, „Bambelela“).

In den warmen Beats mischen sich Maschinensounds mit der Klangwelt von Lamellophonen, was durchweg einen warmen Gesamteindruck der Rhythmik erzeugt. Zuweilen schichten sich Chöre zu sparsamen Klavierakkorden. Umgebungsgeräusche aus urbanem Setting, aber auch Blätterrauschen im Wind verfeinern den organischen Gesamteindruck dieser durch und durch spannenden Scheibe. Einen Hit mit Anklängen an den hymnischen Synth-Pop der Achtziger hat „Iimini“ mit „Zange“ auch. Und die Xhosa-Texte? Sie bergen ein breites Spektrum an Liebesbezeugungen – von Körperlichkeit bis zu inständigem Flehen.

Bongeziwe Mabandla: „Khangela“
Quelle: youtube