Nachlese Festival „Ins Weite“ #2: Bab L’Bluz

Foto: Alexandra Heneka

Bab L’Bluz
Mensagarten Freiburg, 16.08.2020
Festival „Ins Weite“

Respekt vor den musikalischen Traditionen des Maghreb und Leidenschaft für die Sounds der Moderne, vor allem für die Power des Rock, finden bei Bab L´Bluz zu einer stimulierenden Melange. Im Rahmen des Freiburger Open-Air-Sommerfestivals „Ins Weite“ gastierte das franko-marokkanische Quartett bei angenehmen Abendtemperaturen im gutbesuchten Mensagarten, machte mit seinem Debüt-Album Nayda! vertraut. Nayda steht seit der Jahrtausendwende für eine musikalische Jugendbewegung in Marokko, die sich für Freiheit, auch die Rechte diverser Minderheiten, engagiert. Das Wort bedeutet ebenso „Party“, aber auch intellektuelles Erwachen, eine aufrechte Haltung.

Frontfrau Yousra Mansour von der marokkanischen Atlantikküste gefällt nicht nur mit agilem, wandlungsfähigen und hochemotionalen Gesang, sondern auch mit ihrem Spiel auf der dreisaitigen Laute Awisha. Gemeinsam mit Brice Bottin aus Lyon an der (ebenfalls dreisaitigen), ursprünglich schwarzafrikanischen Basslaute Guembri sowie Drummer Hafid Zouaoui und dem  Flötisten/Perkussionisten Jérome Bartolomé begeisterte die Band mit ihrem Wüsten-Rock, zusammengesetzt unter anderem aus Elementen verschiedener marokkanischer Provinzen. Eine vitale Mixtur aus der rituellen, tranceorientierten Musik der Gnawa (Nachfahren schwarzafrikanischer Sklaven aus dem Westen des Kontinents), aus Musik der Berber und Poesie der Hassania (Mauretanien) – und eben Strukturen eines westlichen, auch psychedelischen Rock.

Foto: Alexandra Heneka

Wehmütige, nachdenkliche Weisen erhalten Raum, aber auch extrovertiertes Party-Feeling. Yousra Mansour und Brice Bottin haben ihre Saiteninstrumente elektrifiziert, geben dem Gruppen-Sound dadurch zusätzliche Masse und voluminöse Grooves. Die Band entwickelt auch immer wieder mal unaufgeregte, geduldig formulierte Improvisationen. Hier weckt das Flötenspiel eines  Jêrome Bartolomé besondere Aufmerksamkeit. Gekonnt auch, wie diese vier Talente die melodisch-rhythmischen Feinheiten Nordafrikas mit einem kompakten Rock-Gestus verzahnen. Ein permanenter Genuss dann auch die komplexe, energiegeladene Arbeit, das souveräne Timing eines Hafid Zouaoui am Drum-Set. Bab L´Bluz (= Tor zum Blues) gehören mit ihrem Gig ganz sicher zu den musikalischen Glanzlichtern des „Ins Weite“-Festivals.

© Udo Andris

Foto: Stefan Franzen