Goodbye UK, it’s hard to die

Es ist ein Tag zum Heulen.
Wenn ihr musikalisch mit mir trauern wollt:

Today is a day of mourning.
If you wanna do some grief work with me:

John Smith: „England Rolls Away“
Quelle: youtube

Genesis: „Dancing With The Moonlit Knight“ (Selling England By The Pound, live 1973)
Quelle: youtube

Transglobal Underground: „London’s Calling“
Quelle: youtube

Kate Bush: „Oh England, My Lionheart“ (live 1979)
Quelle: youtube

Sam Lee: „The Garden Of England“
Quelle: youtube

Ralph Vaughan Williams: „Norfolk  Rhapsody“
Quelle: youtube

ELO: „Last Train To London“
Quelle: youtube
Fairport Convention: „Farewell, Farewell“
Quelle: youtube

(he)artstrings #22: Orchestraler Ohrwurm

„Can’t Get It Out Of My Head“ (Jeff Lynne)
aus: Electric Light Orchestra – Eldorado (1974)

Der zweite Song für die (he)artstrings aus der Feder von Jeff Lynne, zu Ehren seines heutigen 70. Geburtstages – und eines jener Lieder, welches im Text genau das beschreibt, was mit dem Hörer passiert: Man kriegt es einfach nicht mehr aus dem Kopf, es beisst sich fest, ob man will oder nicht.

Als Jeff Lynne dieses Lied schrieb, hatte er 1973 mit On The Third Day gerade die experimentelle Phase des Electric Light Orchestra hinter sich gelassen und mit „Ma-Ma-Ma-Belle“ einen frühen Radiohit gelandet. Eldorado im Folgejahr allerdings wurde zum ersten Konzeptalbum von ELO, die Geschichte eines unbekannten Helden auf der Suche nach dem sagenhaften Goldparadies, umgesetzt in romantischen, traumgleichen Klangtableaus, die den Rock- und Blues-Aspekt etwas in den Hintergrund treten lassen. Erstmals ist auch ein komplettes Symphonieorchester mitsamt Chor konsequent in die Arrangements integriert – angeblich wollte sich der damals 26-jährige Lynne damit von seinem Vater, einem Klassikliebhaber, die Legitimation für sein Dasein als Rockmusiker abholen.

„Can’t Get It Out Of My Head“ ist die erste Station dieser Symphonie, nachdem die pompöse Ouvertüre verklungen ist. Eine unspektakuläre Melodie aus wenigen Tönen, umschlungen von schillernden Orchesterfarben, wie sie nur Jeff Lynne schreiben konnte. Was er mit seiner aktuellen ELO-Verkörperung (die teils aus den Musikern der Take That-Band besteht) aus der Träumerhymne gemacht hat, ist leider nur ein müder Abklatsch und kann den Patinazauber von 1974 nicht wiedergeben.

Ich habe den Song glatte zehn Jahre nach Erscheinen von Eldorado kennengelernt, als ich mir zwischen 1982 und 1984 sämtliche ELO-LPs gekauft habe – ausgelöst wurde mein Fieber durch das Album Time. Und dann ging es mir eben wie vielen anderen: Ich bekam den Song über Monate nicht mehr aus dem Kopf. Also Vorsicht beim Anklicken des unfreiwillig komischen Clips mit seinem ruralen Siebziger-Charme…

Herzlichen Glückwunsch an das Songschreiber-Genie Jeff Lynne zum 70.!

Klicke hier zum Hintergrund von (he)artstrings

ELO: „Can’t Get It Out Of My Head“
Quelle: youtube

 

(he)artstrings #20: Symphonische Wetter-Ode


Mr. Blue Sky“ (Jeff Lynne)
aus: Electric Light Orchestra – Out Of The Blue (1977)

Heute wird nicht nur das Album Out Of The Blue des Electric Light Orchestras auf den Tag genau 40 Jahre jung, auch dieser Blog feiert seinen 3. Geburtstag. Die unvergleichliche Truppe um Mastermind Jeff Lynne zum Jahrestag hier zu platzieren, passt umso besser, als ich diesen Blog 2014 u.a. mit der Besprechung des Konzerts im Hyde Park gestartet habe.

Ich weiß nicht, ob mich irgendein Stück Popmusik als Neunjähriger mehr begeistert hat als „Mr. Blue Sky“. Es kam wohl erstmals als blau-transparente Vinylsingle meiner nur wenig älteren Tante zu mir, und es beherrschte Anfang 1978 über Wochen die Hitparaden. Für einen Jungen, der vom Elternhaus mit Klassik geprägt wurde, selbst Geige spielte und trotzdem in seinem Jugendzimmer das Ohr an den aktuellen Hits aus UK hatte, gab es wohl keine idealere Stilkombination.

Die Ode an den blauen Himmel, die als Finale des viersätzigen „Concerto For A Rainy Day“ gesetzt war, ist einer der größten Meisterstreiche von Mr. Lynne, mit einer triumphalen Melodie, einem pointierten, bluesig angehauchten E-Gitarren-Soli und einer gewaltigen symphonischen und choralen Schlussformel mit Anklängen von Barock bis Spätromantik.
Das dazugehörige Doppelalbum Out Of The Blue habe ich in seiner Gänze erst Anfang der 1980er gekauft – da waren die Exemplare mit dem beigelegten Falz-Raumschiff schon nicht mehr auf dem Markt.

Es gibt viele grässliche, aber auch ein paar schöne Coverversionen von „Mr. Blue Sky“, z.B. vom Neo-Soulmann Mayer Hawthorne. Auch die Live-Versionen von Lynne und seinen Mannen selbst kommen – wie so oft beim Klangbastler – nicht an die Studioversion heran.
Entstanden ist das Regenkonzert zu aller Überraschung nicht in einem verregneten englischen Herbst, sondern in einem ebensolchen Sommer in München, wo ELO ihre Platte damals in den Musicland Studios einspielten.

Leider existiert im Netz nur eine ziemlich miserable Fassung des Originals (die erst bei 0:13 einsetzt und mit Livebildern unterlegt wurde).

Electric Light Orchestra: „Mr. Blue Sky“
Quelle: youtube

Klicke hier zum Hintergrund von (he)artstrings

Die Rückkehr des Raumschiffs

jeff lynnes elo - alone in the universe
Er ist eines der unbestrittenen Genies der Popgeschichte: Jeff Lynne, Mastermind des Electric Light Orchestras (ELO), Produzent für George Harrison, Roy Orbison und die Beatles, veröffentlicht das erste als „ELO“-Produktion betitelte Album seit 2001. Aus diesem Anlass blicke ich auf 45 Jahre Karriere zurück. 

Das britische Musikblog The Quietus nannte ihn „Jesus of the Uncool“. Man kann es aber auch so herum sehen: Jeff Lynnes Frisur und Styling sind genauso zeitlos wie seine Musik. Der Sänger, Gitarrist, Songwriter und Produzent aus Birmingham hat seit Ende der 1960er einen unverwechselbaren Sound aus Romantik und Rock’n’Roll, aus Science Fiction und Symphonik geschaffen. Nach turbulenten frühen Experimentalrock-Jahren führt er das Electric Light Orchestra (ELO) zum Welterfolg, war Mitglied der Traveling Wilburys, produzierte George Harrison, Roy Orbison und Tom Petty, stand kürzlich gar am Pult für Bryan Adams. Im September 2014 betrat er nach einem Vierteljahrhundert erstmals wieder eine Bühne, und das gleich vor 50.000 Menschen im Londoner Hyde Park. Nach dem Live-Comeback gibt es mit „Alone In The Universe“ nun ein neues „ELO“-Album des 67-jährigen, der wie kaum ein anderer das Gespür für den perfekten Popsong hat.

1. Jeff Lynne’s ELO: „When I Was A Boy“ (2015)
Quelle: youtube

Es steht zwar ELO auf der Verpackung, und auch das Raumschiff als Erkennungsmerkmal der Band thront auf dem Coverhimmel. Doch drinnen ist nicht das Electric Light Orchestra, sondern nur Lynne, der als Perfektionist auf dem neuen Opus alle Instrumente selbst betätigt. Und einmal mehr trendfreie Dreiminuten-Miniaturen liefert, mit starken Anleihen bei den Beatles, bei den barocken SpielfIguren von Bach oder auch mal beim Schmelz eines Roy Orbinson. Die unverkennbaren harmonischen Wendungen sind da, die geschichteten Backgroundchöre, die schlurfigen Drums, die Streichereinwürfe, die sekundengenau getrimmten Gitarrensoli. In der Singleauskopplung erinnert er sich, wie seine Musikerträume begannen. Der Weltstar grüßt zurück zum kleinen Bub. Weiterlesen

ELO: Knusperraumschiff über London

stage moonalle Fotos: Stefan Franzen

Jeff Lynne’s ELO
Hyde Park London, 14/09/14

Surreales Poptheater: 13 Jahre nach einer gescheiterten Tournee ist Jeff Lynne mit den alten Hits seines Electric Light Orchestras auf die Bühne zurückgekehrt, mitsamt symphonischer Streicherriege. Die Kulisse: Ein Sommerabend im Hyde Park vor 50.000 Menschen.
Weiterlesen