Es ist ein Tag zum Heulen.
Wenn ihr musikalisch mit mir trauern wollt:
Today is a day of mourning.
If you wanna do some grief work with me:
Es ist ein Tag zum Heulen.
Wenn ihr musikalisch mit mir trauern wollt:
Today is a day of mourning.
If you wanna do some grief work with me:
Auf diese Debüt-LP, die heute 50 Jahre alt wird, habe ich sehr verspätet reagiert. Inmitten der musikalisch düsteren Achtziger (1984, um genau zu sein), haben mein Cousin und ich sie in Endlosschleife gehört (und versucht, „You Shook Me“ nachzukrähen).
Ich war zu jung, um Robert Plant und die Seinen während ihrer Blütezeit in Aktion zu erleben. Die zwei Mal, die ich Plant auf der Bühne sah, waren trotzdem besonders: 1993 auf einem riesigen Feld in Oxfordshire, wo er für 10.000 Folkies spielte, eingeladen von der befreundeten Band Fairport Convention. Und dann, ein Vierteljahrhundert später, beim letztjährigen Stimmen-Festival mit seinen Sensational Spaceshifters, die noch deutlicher die latente Nähe zum Britfolk zelebrierten, die es bei Led Zepp immer gab.
Heute schreit sich ein großer Teil der Hardrocker Melodien aus der Kehle, die auch auf einem Kindergeburtstag laufen könnten, und Deutschlands führende Rockzeitschrift muss Werbung für die Bundeswehr schalten. Umso größer ist die Wehmut, die einen angehörs dieser ungestümen Anfänge des Genres erfasst.
Feine Dinge, die dieser Tage 50 werden!
„The Music Weaver“ (Sandy Denny)
(aus: Sandy Denny – Sandy, 1972)
Vor exakt 45 Jahren erschien eines der großen Alben des britischen Folkrocks. Es zeigt eine Sängerin auf dem Zenit ihrer poetischen Erfindungskraft, Lieder, die mich in einer Zeit gefesselt haben, in der kaum irgendjemand was von Folk hören wollte. Auf meinen Interrail-Touren und in den frühen Studienjahren hat mich die Musik von Sandy Denny täglich begleitet – und von ihren Liedern und ihren phasenweisen Begleitbands Fairport Convention und The Strawbs ausgehend haben sich für mich unzählige Entdeckungen weiterverzweigt. Ich weiß noch, was für ein Riesenerlebnis es war, 1993 beim Cropredy-Festival in England auf dem heiligen Rasen zu sitzen und Vicky Clayton zusammen mit Fairport die Lieder von Sandy singen zu hören. Oder wie ich 1996 am Tag der Abgabe meiner Magisterarbeit abends im Freiburger Jazzhaus selbst Fairport Convention veranstaltet habe.
Doch zurück zum Album: Ich hätte hier eigentlich jeden Songs für die (he)artstrings auswählen können. Sandy Dennys zweites Solowerk beinhaltet so großartige Hymnen wie „Listen, Listen“ und „It’ll Take A Long Time“. Sie singt mit mächtig geschichteten Chören „Quiet Joys Of Brotherhood“, die englische Fassung des keltischen „My Lagan Love“. Und man findet das elegant-angerockte „Bushes & Briars“, das eigentlich ein Traditional sein könnte, aber aus ihrer Feder stammt. „The Music Weaver“ ist letztendlich der Song, der mich bis heute am meisten berührt – eine zeitlose Ballade über die Einsamkeit des fahrenden Musikanten, dem nichts bleibt als seine Manuskripte und seine Klänge. Wenn am Schluss der inzwischen auch verstorbene Fiddler Dave Swarbrick seine sparsamen Töne über dem gleißenden Orchesterarrangement entfaltet, habe ich immer noch Gänsehaut. Wäre Sandy Denny 1978 nicht eine blöde Treppe runtergefallen, hätte sie die Musik der Insel vermutlich bis heute mit großen Songs bereichert.