Es wird der deutschen Frau nicht gefallen, was da über sie berichtet wird, aus Schweizer Sicht: „Das ist ein Versuch, einem Berg aus Eis ein Liebeslied zu widmen. Ein fast schon lautloser Triumph des Schönen über das durch und durch Rationale“, sagt Sophie Hunger. „Rote Beeten aus Arsen“ ist einer der beiden Vorboten (hier der zweite) zu ihrem siebten Album, das im Sommer erscheinen wird, eine Ballade mit der ihr so eigenen melancholischen Schonungslosigkeit. Dass die „Rote Beeten“ eigentlich „Rote Bete“ heißen, ist ein netter Fauxpas, der einer Schweizerin passiert, weil das Gemüse in Zürich „Randen“ heißt. Aber bei Sophie weiß man nie: Vielleicht ist auch das durchaus so gewollt.
Sophie Hunger
Listenreich I: 20 Songs & Tunes für 2018
47soul (Palästina/Jordanien/Israel/USA/UK): „Gamar“
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Carminho (Portugal): „A Mulher Vento“
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Fatoumata Diawara (Mali): „Nterini“
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Fainschmitz (Österreich): „Delphine zählen“
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Die Feuersteins (Deutschland): „Trinklied vom Abgang“
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Great Lake Swimmers (Kanada): „The Talking Wind“
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Guy One (Ghana): „Bangere Tomme“
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Glen Hansard (Irland): „Time Will Be The Healer“
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Vardan Hovanissian & Emre Gültekin (Armenien/Türkei): „Vard Siredsi“
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Sophie Hunger (Schweiz): „I Opened A Bar“
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M3nsa feat. Amaarae (Ghana): „SDI“
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Medeiros / Lucas (Azoren): „Galgar“
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Ayça Miraç (Deutschland/Türkei/Lasistan): „E Aisye“
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Ed Motta (Brasilien): „The Tiki’s Broken There“
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John Smith (England): „Hummingbird“
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Talisk (Schottland): „Montreal“
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Vaudou Game (Togo/Frankreich): „Tata Fatiguée“
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Villagers (Irland): „Sweet Saviour“
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Dina El Wedidi (Ägypten): „Bzogh Elamar“
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Yad-e Doust Ensemble (Iran): „رابط صفحة القناة على الفايسبوك „
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Listenreich II: 25 Alben für 2018
3MA (Marokko/Mali/Madagaskar): Anarouz (Mad Minute)
Idris Ackamoor & The Pyramids (USA): An Angel Fell (Strut)
Baul Meets Saz (Türkei/Indien): Namaz (Galileo)
Stefano Bollani (Italien): Que Bom (Alobar)
Manu Delago (A/UK): Parasol Peak (One Little Indian)
Fatoumata Diawara (Mali): Fenfo (Wagram)
Dreamers‘ Circus (Dänemark/Schweden): Rooftop Sessions (Vertical)
Issa Ghaffari & Haleh Seyfizadeh (Iran): Sorrow, Like The Scent Of A Dress (Eigenverlag)
Bahur Ghazi’s Palmyra (Syrien/Schweiz): Bidaya (Jazzhaus Records)
Great Lake Swimmers (Kanada): The Waves, The Wake (Nettwerk)
Guy One (Ghana): #1 (Philophon)
Glen Hansard (Irland): Between Two Shores (Anti)
Vardan Hovanissian & Emre Gültekin (Armenien/Türkei): Karin (Muziek Publique)
Sophie Hunger (Schweiz): Molecules (Caroline)
López/Petrakis/Chemirani (Spanien/Griechenland/Iran): Taos (Buda Musique)
Medeiros / Lucas (Azoren): Sol Do Março (Lovers & Lollipops)
Ayça Miraç (Deutschland/Türkei/Lasistan): Lazjazz (Jazzhaus Records)
Ed Motta (Brasilien): Criterion Of The Senses (Must Have)
Punch Brothers (USA): Ashore (Nonesuch)
Indra Rios-Moore (USA/Puerto Rico/Dänemark): Carry My Heart (Verve)
John Smith (England): Hummingbird (Commoner Records)
Talisk (Schottland): Beyond (Talisk Records)
TotoBonaLokua (Martinique/Kamerun/DR Kongo/Frankreich): Bondeko (NoFormat)
Various Artists (Deutschland/Ghana/Verschiedene): Bitteschön, Philophon Vol.1 (Philophon)
Dina El Wedidi (Ägypten): Manam / Slumber (Kirkelig Kulturverksted)
Listenreich III: 20 Konzerte für 2018
Fatoumata Diawara, Heine-Park Rudolstadt 8.7. (Foto: Stefan Franzen)
WINTER
– Glen Hansard (Irland) – Volkshaus Zürich, 16.2.
– Sílvia Pérez Cruz (Katalonien) – Philharmonie Luxembourg, 15.3.
– Reis – Demuth – Wiltgen mit Joshua Redman & Vince Mendoza (Luxemburg/USA) – Philharmonie Luxembourg, 16.3.
– Nagash Ensemble (Armenien) – Salmen Offenburg, 21.3.Glen Hansard, Volkshaus Zürich, 16.2. (Foto: Heinz-Peter Mosebach)
FRÜHLING
– 3MA (Marokko/Mali/Madagaskar) – PROGR Bern, 18.4.
– João Nuno Bernardo Trio (Portugal) – Hot Clube de Portugal Lissabon, 24.5.
– Kayhan Kalhor (Iran) – Elbphilharmonie Hamburg, 7.6.
– Gustav Mahler: „Das Lied von der Erde“: Badische Staatskapelle, Daniela Sindram, Norbert Ernst (Deutschland) – Badisches Staatstheater Karlsruhe, 17.6.Kayhan Kalhor, Elbphilharmonie Hamburg, 7.6. (Foto: Stefan Franzen)
SOMMER
– Saz’iso (Albanien) – Stadtkirche Rudolstadt, 6.7.
– Shivkumar & Rahul Sharma (Indien) – Theater im Stadthaus Rudolstadt, 7.7.
– Fatoumata Diawara (Mali) – Heinepark Rudolstadt, 8.7.
– Indra Rios-Moore (USA/Puerto Rico/Dänemark) – Reithalle Riehen, 2.8.Shivkumar & Raul Sharma, Theater im Stadthaus Rudolstadt, 7.7. (Foto: Stefan Franzen)
HERBST
– Sophie Hunger & Matt Holubowski (Schweiz/Kanada) – Laiterie Strasbourg, 17.10.
– Idris Ackamoor & The Pyramids (USA) – Kaserne Basel, 9.11.
– Lloyd’s Choir London, Collegium Vocale Strasbourg-Ortenau, Sing-Akademie Ortenau (UK/Frankreich/Deutschland) – Église Saint-Paul Strasbourg, 17.11.
– John Smith / Josienne Clarke & Ben Walker (UK) – Bogen F Zürich, 28.11.
– Pulsar Trio (Deutschland) – E-Werk Freiburg, 8.12.
– Lula Pena & Peter Schröder (Portugal/Deutschland) – Ev. Stadtkirche Lörrach, 9.12.
– Yumi Ito Orchestra (CH/PL/UK/F/E/GR/D) – Waldsee Freiburg, 11.12.
– Keren Ann & Quatuor Debussy (F) – Filature Mulhouse, 18.12. Keren Ann & Quatuor Debussy, Filature Mulhouse 18.12. (Foto: Stefan Franzen)
Emotionale Kleinstscherben
Sophie Hunger & Matt Holubowski
Laiterie Strasbourg (F), 17.10.2018
„Da kommt so eine Trennung, das ist Dekonstruktion, so, als würden die Dinge wieder in ihre kleinsten Teile zerfallen“, sagt Sophie Hunger über ihr neues Album Molecules. Ihr Privatleben hatte die Schweizerin aus ihrer Musik bislang ausgeklammert, jetzt triggerte es einen künstlerischen Neubeginn. Ihr Rezept: die Kleinstscherben, die emotionalen Moleküle mit elektronischen Mitteln zu einem neuen Lebensgefühl zusammenzufügen. Doch die 35-Jährige hat keinen radikalen Schnitt vollzogen: Sie bleibt dem Song verbunden, den melancholischen Melodien, den Stimmenschichtungen, den Kadenzen, die sich anhören, als wären sie alten Volksliedern entnommen. Die Synths und Keys und Pads tönen bei der Wahlberlinerin selten technoid nach Berghain, glimmen vielmehr warm und neonlichtromantisch. Für die Bühne gilt das erst recht, wie sich bei ihrem gefeierten Auftritt in der Straßburger Laiterie zeigte.
Eine Viererbesetzung sorgt für ein aufgeräumtes Bühnenbild, lautsprecherförmige Lichttrichter feuern rhythmisch ihre Glut ins Publikum. Übrig geblieben aus der alten Band ist Hungers Tastenmann Anexis Anerilles, der ab und zu mal knallige Bass Drops, aber vielmehr die verspieltere Ästhetik der frühen Achtziger à la Depeche Mode oder The Human League aus den Keys kitzelt, spukhafte Theremin-Effekte zaubert. Hungers helle Stimme thront hymnisch in diesem Electro-Kontext, und man merkt: Sie genießt das. Verlor sich das Titelstück der letzten CD „Supermoon“ in eiskalter, akustischer Einsamkeit, ist die Single „She Makes President“ von selbstbewusstem, feministischem Stolz über den stolpernden Synthesizern geprägt. Die Weiblichkeit wird gedoppelt, auch das eine Neuerung: Zweite Tastenfrau und Backgroundsängerin Marielle Chatain geht oft mit Hunger im Unisono durch die Refrains, wie in „The Actress“, das durch verhallte Piano-Phrasen eingeleitet wird.
Und für die feinsinnige Verknüpfung von Handgemachtem mit den Schaltkreisen sorgt der Zürcher Drummer Mario Hänni mit seinem teils abgehängten Drumset. Früh kehrt Sophie Hunger zu ihrem Backkatalog zurück, und die alten Songs gewinnen im Quartett teils an Reliefschärfe: im Sprechgesang und der von ihr selbst gerupften Noisegitarre bei „Love Is Not The Answer“, im jetzt noch frecher, geradliniger herausgeballerten „Das Neue“, gekrönt durch ein gewittriges Finale zwischen Anerilles und Hänni. Und sie konfrontiert die Electro-Welt unbekümmert mit dem Folksong: Das „Z‘ Lied vor Freiheitsstatue“ glänzt im vierfachen A Cappella, wie auch das neue, herzzerreißende „Coucou“, ein Abschiedslied an die Kinder aus ihrer Beziehung.
Grandioses Flügelhorn und Saxophontextur erinnern auch viel eher an ihre Frühphase. Einmal taucht sie sogar in eine Art Südstaatensoul, reflektiert darüber, wie lange sie wohl noch am Trennungsschmerz leiden wird, mit erfrischender Selbstironie. Und wenn sie in einer Zugabe zu einem fast karibischen Groove davon erzählt, wie sie eine Bar eröffnet hat, für ihre Mutter, für arbeitslose Freunde und auch für ihren Ex und seine Neue, dann weiß man: Sie ist über den Berg – und hat dabei ganz en passant Klangwelten versöhnt.
Unbedingt erwähnenswert auch der Support Act: Der Frankokanadier Matt Holubowski eröffnete im Trio mit Cellistin und Schlagzeuger. Seine mit empfindsamem Falsett gesungenen Folkballaden und seine Ausflüge in kernige Rockdramatik, von dynamischer Subtilität getragen, verdienen auch endlich mehr europäisches Ohrenmerk – in Québec ist der Mann längst ein Songwriter-Star.
© Stefan Franzen, erschienen in der Badischen Zeitung, Ausgabe 19.10.2018
Sophie Hunger: „I Opened A Bar“
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Mond-Töne
Es hat eine kleine Tradition: Astronomische Ereignisse werden auf diesem Blog musikalisch begleitet.
So auch heute, da abends die längste Mondfinsternis des Jahrhunderts zu erleben ist. Nicht wie oben als Aschemond, den ich auf den Azoren gesichtet habe, sondern in voraussichtlich blutigem Teint wird das Gestirn sich zeigen, da es bei der Eklipse tief am Himmel steht und die Atmosphäre seine Oberfläche im Erdschatten rot färben wird. Sieben Blut-, Super- und sonstige -mondlieder zwischen Venezuela und Estland sollen das Spektakel flankieren.
1. Roseaux (Frankreich): „Walking On The Moon“
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Schon als Kind fand ich den Police-Song „Walking On The Moon“ toll, weil er den Reggae weit ins All katapultierte. Diese Coverversion übertrifft das Original: Das französische Projekt von 2012 hat sich für diesen Titel den Neo Soul-Star Aloe Blacc an Land gezogen.
2. Simón Díaz (Venezuela): „Tonada De Luna Llena“
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Tonadas, ursprünglich aus dem barocken Asturien und Kantabrien stammend, sind in Venezuela ländliche Lieder, die zum Arbeiten gesungen werden, aber auch zum Ausruhen, wie wohl diese magische Vollmond-Anrufung von 1973. Simon Díaz, der vor vier Jahren steinalt starb, war einer der großen Volkssänger des Landes, inspirierte Pina Bausch, Pedro Almodóvar und Caetano Veloso.
3. Sophie Hunger (Schweiz): „Supermoon“
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Das Titelstück aus dem vorletzten Album der helvetischen Songwriterin ist ein Selbstporträt: Die Künstlerin sieht sich als Supermond, der in kalter Isolation vom Rest der Welt um sich selbst kreist. Es fröstelt einen umgehend, sobald die Anfangsakkorde erklingen – und man möchte instinktiv nach einem Thermoanzug greifen.
4. Sílvia Perez Cruz & Ravid Goldschmidt (Katalonien): „Luna“
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Ein frühes Duo aus der Karriere der katalanischen Ausnahmestimme. Nur mit Hang-Begleitung hat sie 2011 ihre vielseitigen Qualitäten mit einem Liedrepertoire zwischen Brasilien und mediterranem Raum bewiesen – dieses Mondlied ist von einer Soleá des Copla- und Flamenco-Sängers Juanito Valderrama inspiriert.
5. Fainschmitz (Österreich): „Mond“
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Die Band mit dem tollen Namen ist in Wien ganz neu am Start und setzt sich aus österreichischen, italienischen und deutschen Jazzern zusammen, die ihren Stil „Jungle Swing“ nennen. Die nonchalanten Megaphon-Vocals sind ihr Markenzeichen – und man sollte auch unbedingt das Stück „Delphine zählen“ abchecken!
6. Alejandra Ribera (Kanada): „Blood Moon Rising“
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Gestirne spielen in den Songs der Kanadierin eine prominente Rolle: Neben diesem Highlight aus ihrem aktuellen Werk This Island hat sie auf dem Vorgänger La Boca auch gleich hundert Monde („Cien Lunas“) und den „Mars“ besungen – der neben dem Blutmond heute Abend übrigens auch erdnah wie selten strahlen wird.
7. Curly Strings (Estland): „Kuu“
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Die vier Esten verbinden die baltische Tradition mit den Klängen amerikanischer String Bands – und sind die Speerspitze der sehr jungen estnischen Folkszene. Ihre Ballade an den Mond aus dem Debütalbum Hoolima gefällt mir am besten.
Am Montag setzt greenbeltofsound das Himmelsspektakel fort: Dann werden wir anlässlich des 60. Geburtstages eines Popstars die Erde aus der Ferne betrachten.
Endspurt: Nonobillag – Schweiz muss sein
Über die Qualität des öffentlich-rechtlichen Rundfunks lässt sich bekanntlich streiten, Stichwort „Programmreformen“, hinter denen sich hierzulande meist Streichungen der Sendeformate verbergen, die Tiefgang und Nischenfarben haben.
Was einige Schweizer unter dem Argumentationsführer Samuel Hofmann (Weltwoche) und mit Unterstützung der rechtspopulistischen SVP nun aber qua Volksentscheid am 4. März anstreben, ist die Abschaffung der nach ihrem Dafürhalten mit 451 Franken viel zu hohen Radio- und Fernsehgebühren. Die Initiative fordert, man solle nur noch für das zahlen, was man wirklich sehen und hören wolle. Ein Erfolg der sogenannten No Billag-Initiative käme dem Ende der SRG (Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft) gleich, die sich dann nicht mehr finanzieren könnte.
Das Aus für das öffentliche Medienhaus würde nicht nur die in der Schweiz tatsächlich noch vorhandene Programmvielfalt in Rundfunk und Fernsehen zugunsten der kommerzorientierten Privatsender beenden. Auch die integrative Kraft im viersprachigen Land und die Sprachrohrfunktion für die vielen Minderheiten eines unabhängigen Mediums ginge verloren. Filmförderungen und CD-Produktionen müssten eingestellt werden. Kurzum: Das gesellschaftliche und kulturelle Leben der Schweiz, wie wir es kennen, wäre nicht mehr dasselbe.
Die Gegenseite hat sich unter Nonobillag und Sendeschluss Nein formiert, wirbt etwa mit vielen Musikern von Sophie Hunger bis Faber in den Clips der #clap4culture-Serie. Originelle Werbevideos flankieren die Argumente für eine Beibehaltung der Gebühren.
Was hat die SRG je für uns getan?“
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Als deutscher Staatsbürger kann ich am kommenden Sontag leider nicht abstimmen. Allen Schweizer*innen, die noch unentschlossen sind, empfehle ich ein Besuch auf der Nonobillag-Seite.
Sophie Hunger #Clap4Culture
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(he)artstrings #14: Statue mit Rheuma
Sophie Hunger
„Z’Lied Vor Freiheitsstatue“
(aus: The Danger Of Light, 2012)
Diesen Song wollte ich eigentlich erst viel später in die (he)artstrings aufnehmen.
Doch er passt leider auf diesen Tag, an dem sich ein Teil der Welt durch das Dekret eines Dummkopfes endgültig von seinem nationalen Symbol verabschiedet.
„Die Freiheitsstatue ist sich ihrer ambivalenten Existenz bewusst, sie kann sich nicht bewegen und kann nicht sprechen“, sagt Sophie Hunger – und schrieb ihr einen inneren Monolog auf den Leib. „I han es Riesse, aber riesse chani nüt“, sagt die alte Dame zu sich. Rheumageplagt hat sie keinerlei Einfluss auf die Welt. Sie sehnt sich danach, ins Wanken gebracht zu werden, bietet sogar einen Tanz an, wenn sie nur von ihrem steinernen Sockel steigen könnte. „Oder bini ächt scho gstorbe?“, fragt sie sich.
Ihre Konzerte hat die Schweizerin früher oft mit diesem Song in einer Acappella-Version beschlossen. Mir gefällt die Studioversion mit den Gitarrenlinien des „Chili Peppers“ Josh Klinghoffer am besten. Von allen wunderbaren Liedern, die Sophie Hunger geschrieben hat, ist das vielleicht das Wunderbarste. Und leider passt es heute wohl wie kein anderes.
Sophie Hunger: „Z’Lied vor Freiheitsstatue“
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Listenreich: 2015
Die Jahresabrechnung.
Wie immer: Viel Spaß beim affirmativen Nicken und verständnislosen Kopfschütteln.
Und einen guten Rutsch!
ALBEN
1. Alejandra Ribera (CDN/ARG/SCO): La Boca (Jazz Village/Harmonia Mundi)
2. Africa Express (Mali/UK/Various): In C Mali (Transgressive Records/Membran)
3. The Polyversal Souls (Ghana/D/Various): Invisible Joy (Philophon/Groove Attack)
4. Steen Rasmussen Quinteto (DK/BRA): Presença (Stunt Records/in-akustik)
5. Sophie Hunger (CH): Supermoon (Caroline/Universal)
6. Rhiannon Giddens (USA): Tomorrow Is My Turn (Nonesuch/Warner)
7. Pat Thomas & The Kwashibu Area Band (Ghana/D): Pat Thomas & The Kwashibu Area Band (Strut/Indigo)
8. Blick Bassy (Kamerun): Akö (No Format/Indigo)
9. Irit Dekel & Eldad Zitrin (ISR): Last Of Songs (Pinorekk/Edel)
10. Eska (Simbabwe/UK): Eska (Naim/Indigo)
11. Melody Gardot (USA): Currency Of Man (Decca/Universal)
12. Benjamin Clementine (GB): At Least For Now (Caroline/Universal)
13. Dani & Deborah Gurgel Quarteto (BRA): Garra (Berthold Records/Harmonia Mundi)
14. Smockey (Burkina Faso): Pre’volution (Outhere/Indigo)
15. Matthias Loibner (A): Lichtungen (Traumton/Indigo)
16. Criolo (BRA): Convoque Seu Buda (Sterns/Alive)
17. Björk (IS): Vulnicura (Embassy Of Music/Warner)
18. Lisa Simone (USA): All Is Well (Laborie/Edel)
19. Bachar Mar-Khalifé (LBN/F): Ya Balad (Infine/Rough Trade)
20. Renaud Garcia-Fons & Derya Türkan (F/TK): Silk Moon (E-Motive/Galileo)
21. Jeff Lynne’s ELO (GB): Alone In The Universe (Sony)
22. Vieux Farka Touré & Julia Easterlin (Mali/USA): Touristes (Six Degrees/Exil)
23. Tigran Hamasyan & Yerevan State Chamber Choir (ARM): Luys I Liso (ECM)
24. Cassandra Wilson (USA): Coming Forth By Day (Columbia/Sony)
25. Biolay – Fiszman – Benarrosh (F): Trenet (Barclay/Universal)
26. Sacri Cuori (I): Delone (Glitterbeat/Indigo)
27. The Gurdjieff Ensemble (ARM): Komitas (ECM)
28. Oum (MAR): Soul Of Morocco (Galileo)
29. Carminho (P): Canto (Parlophone/Warner)
30. Cristobal & The Sea (E/P/F/GB): Sugar Pack (City Slang/Universal)
SONGS DES JAHRES
1. „I Want“ (Alejandra Ribera)
2. „Spaghetti mit Spinat“ (Sophie Hunger)
3. „Black Lake“ (Björk)
4. „The People And I“ (Benjamin Clementine)
5. „St. Augustine“ (Alejandra Ribera)
6. „Courage“ (Villagers)
7. „Angel City“ (Rhiannon Giddens)
8. „Presença“ (Steen Rasmussen Quinteto)
9. „Taragalte“ (Oum)
10. „Child In Me“ (Lisa Simone)
KONZERTE
1. Tony Allen & Mâalem Mohamed Koyou, Place Moulay Hassan, Essaouira, 15.5.
2. Sophie Hunger, Marktplatz Lörrach, 13.7.
3. Orlando Julius & The Heliocentrics, Kaserne Basel, 5.2.
4. Steve Gadd, Volkshaus Basel, 20.10.
5. Harald Haugaard & Helene Blum, Klausenbauernhof Wolfach, 21.3.
6. Oloid, Volkshaus Basel, 25.4.
7. Ballaké Sissoko & L’Art Royal de la Kora, Dar Adiyel, Fès, 25.5.
8. D’Angelo, Kaufleuten Zürich, 11.2.
9. Ivan Lins & SWR Big Band, Burghof Lörrach, 2.7.
10. Björk, Zitadelle Berlin-Spandau, 2.8.
FILME
1. Das Ewige Leben (Wolfgang Murnberger, Österreich/Deutschland)
2. No Land’s Song (Ayat Najafi, Iran)
3. Loin Des Hommes (David Oelhoffen, Frankreich)
4. Meister Des Todes (Daniel Harrich, Deutschland)
5. Atlantic (Jan-Willem van Ewijk, Marokko/Niederlande)
6. Señor Kaplan (Àlvaro Brechner, Uruguay)
7. Taxi Teheran (Jafar Panahi, Iran)
8. Selma (Ava DuVernay, USA)
9. The Martian (Ridley Scott, Großbritannien)
10. Bach In Brasil (Ansgar Ahlers, Deutschland/Brasilien)
BÜCHER
(im Gegensatz zu Tonträgern genieße ich bei Geschriebenem den Komfort, dass ich mich nicht um Aktuelles kümmern muss. Deshalb rutschen Klassiker und Wiedergelesenes hier ebenbürtig rein. Das gilt m.E. auch für die Filme.)
FICTION
1. Saphia Azzedine (Marokko/Frankreich): Bilqiss (Éditions Stock)
2. Elias Canetti (Großbritannien): Die Stimmen von Marrakesch (SZ Bibliothek)
3. Jonathan Franzen (USA): Freiheit
4. Driss Chraibi (Marokko): Ermittlungen im Landesinnern (Lenos Collection)
5. Amin Maalouf (Libanon): Der Geograph des Papstes (Insel)
NON-FICTION
1. Various: Seismographic Sounds: Visions Of A New World (Hrsg. Theresa Beyer/Thomas Burkhalter, Norient Books)
2. Manuel Negwer: Villa-Lobos – Der Aufbruch in der brasilianischen Musik (Schott)
3. Wolfgang Korn: Schienen für den Sultan (Komet)
4. Dieter Ringli / Johannes Rühl: Die Neue Volksmusik (Chronos)
5. Aaron Cohen: Amazing Grace (continuum)
6. Klaus Biesenbach u.a.: Björk Archives (Schirmer-Mosel)
7. Anthony Heilbut: The Fan Who Knew Too Much (Knopf)
8. Peter Scholl-Latour: Der Fluch der bösen Tat (Ullstein)
9. Alma Mahler-Werfel: Gustav Mahler (Fischer)
10. Greg Kot: I’ll Take You There (Scribner)