Sommerliches Brasilien-Doppel

Adrian Younge & Ali Shaheed Muhammad with Dom Salvador
Jazz Is Dead 24
(Jazz Is Dead)

Samantha Schmuetz & Adrian Younge

Samantha & Adrian
(Linear Labs)

Mit zwei brasilianischen Strikes melden sich die Schwesternlabels Jazz Is Dead und Linear Labs in diesem Sommer: Zum einen hat sich Altmeister Dom Salvador in die L.A.-Studios von Adrian Younge begeben. Seit den 1960ern Musiker bei Prominenz wie Elis Regina und Jorge Ben, später Pionierverschmelzer von Jazz, Soul und Funk, kann man es kaum glauben, dass da ein Mittachtziger an den Tasten sitzt. Younge bringt Salvadors ikonisches Spiel nochmals auf eine ganz geräumige Leinwand. Beschwörende Unisono-Chöre, raue Horns, eine gleißende Streichersektion und tolle Einzeltäter an Flöte, Sax und Gitarre schaffen eine fantastische Kulisse für den Pianisten. Das Spektrum reicht dabei vom schwitzigen Funk-Kracher „Electricidade“ bis zur nostalgischen Erleuchtung von „As Estaco“.

Comedienne, Musical-Star, Schauspielerin – die Brasilianerin Samantha Schmütz hat ein kunterbuntes Portfolio. Dass Adrian Younge sie nun für die Kollaboration „Samantha & Adrian“ geladen hat, mag überraschen, aber die Stimme der Vielgesichtigen, die kürzlich auch mit Artur Verocai auf Tour war, entpuppt sich in diesem Kontext als Glücksfall. Ihr helles, ungekünsteltes Timbre behauptet sich in Younges quicklebendigem Universum aus Vintage-Keyboards, Streicher-Erotik, relaxtem Sambasoul- und Bossa-Feeling – und in einem Glanzmoment wie „Revoada“ kommt tatsächlich ein wenig Reminiszenz an Elis Regina auf.

© Stefan Franzen

Dom Salvador: „Os Ancestrias“
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Samantha Schmütz & Adrian Younge: „Nossa Cor“
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Listenreich I: 23 Songs für 2023

Aron & The Jeri Jeri Band (Neuseeland/Senegal): „The Return Of The Golden Egg“
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Aynur (Kurdistan): „Edlayê“
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Beirut (USA/Norwegen): „So Many Plans“
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Bixiga 70 (Brasilien): „Parajú“
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Adriana Calcanhotto (Brasilien): „Jamais Admitirei“
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Sarah Chaksad Large Ensemble (Schweiz/Diverse): „Lost“
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Joy Denalane (Deutschland): „Happy“ (feat. Ghostface Killah)
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Niels Frevert (Deutschland): „Pseudopoesie“
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Carla Fuchs (Deutschland): „Sixpence“
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Yumi Ito (Schweiz): „Drama Queen“
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Petros Klampanis (Griechenland/USA): „Énteka“
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Baaba Maal (Senegal): Yerimayo Celebration“
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Maro & Sílvia Pérez Cruz (Portugal/Katalonien): „Juro Que Vi Flores“
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Masaa (Libanon/Deutschland): „Lotus“
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Mokoomba (Simbabwe): „Makisi“
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Sílvia Pérez Cruz (Katalonien): „Sin“
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Golnar Shahyar (Iran/Österreich): „Ode To Trust“
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Slowfox 5 (Deutschland) : „Taquito Militar“
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Salvador Sobral (Portugal): „Pedra Quente“
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Faraj Suleiman (Palästina): „Oriental Melody“
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Dudu Tassa & Jonny Greenwood (Israel/Irak/Großbritannien): „Taq ou-Dub“
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West Trainz (Kanada): „Hobo Jungle“
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Adrian Younge & Tony Allen (USA/Nigeria): „Ebun“
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Listenreich II: 23 Alben für 2023

Aron & The Jeri Jeri Band (Neuseeland/Senegal): Dama Bëgga Ñibi (Urban Trout Records/Indigo)
Balimaya Project (UK): When The Dust Settles (New Soil)
Bixiga 70 (Brasilien): Vapor (Glitterbeat/Indigo)
Adriana Calcanhotto (Brasilien): Errante (Modern/BMG)
Sarah Chaksad Large Ensemble (Schweiz): Together (Clap Your Hands)
Joy Denalane (Deutschland): Willpower (Four Music)
Carla Fuchs (Deutschland): Songbird (Talking Elephant)
Gurdjieff Ensemble (Armenien): Zartir (ECM)
Yumi Ito (Schweiz): Ysla (enja records Yellow Bird)
Petros Klampanis (Griechenland/USA): Tora Collective (enja)
Baaba Maal (Senegal): Being (Atelier Live)
Maro (Portugal): Hortelã (Secca Records)
Masaa (Deutschland/Libanon): Beit (Traumton/Indigo)
Marco Mezquida (Menorca): Tornado (Galileo)
Bänz Oester & The Rainmakers (Schweiz/Südafrika): Gratitude (enja)
Sílvia Pérez Cruz (Katalonien) Toda La Vida, Un Dia (Sony)
Golnar Shahyar (Iran/Österreich): Tear Drop (Klaeng Records)
Slowfox 5 (Deutschland): Atlas (rent a dog/AL!VE)
Salvador Sobral (Portugal): Timbre (Warner)
Faraj Suleiman (Palästina): As Far As It Takes (Two Gentlemen)
Dudu Tassa & Jonny Greenwood (Israel/UK): Jarak Qaribak (World Circuit/BMG)
West Trainz (Kanada): Rail Nomads (L-Abe)
Adrian Younge & Tony Allen: (USA/Nigeria): Jazz Is Dead 18 (International Anthem)

 

 

R.I.P. João Donato


Foto: Thiago Piccoli

In den Morgenstunden des 17. Juli ist der brasilianische Musiker João Donato im Alter von 88 Jahren gestorben. Als Pianist, Akkordeonist, Arrangeur und Komponist hat Donato eine Karriere von sage und schreibe 74 Jahren absolviert, dabei hat er Jazz, Samba, Funk und das ganze Universum der Latin-Rhythmen höchst kreativ miteinander vereint. 1934 im Bundesstaat Acre geboren, fällt der Beginn seiner Karriere noch in die Zeit vor der Bossa Nova. Zunächst lernt er Akkordeon, spielt nach dem Umzug nach Rio in Jam-Sessions, begeistert sich für den Jazz der späten Vierziger. Nachdem er aufs Piano umgestiegen ist, formiert er ab 1953 eine Reihe von Bands und spielt in São Paulo seine erste LP namens Chá Dançante ein, die Jobim produziert. Ihm gibt er mit seinem synkopierten Piano-Stil wichtige Impulse für die Bossa Nova mit auf den Weg.

Während eines mehrjährigen USA-Aufenthalts spielt er mit Cal Tjader, Tito Puente und Mongo Santamaria, und mit dem Bossa-Gitarristen João Gilberto tourt er in Europa. Die erfolgreichsten Platten nimmt er in den Staaten in den Siebzigern auf, A Bad Donato (1970) und Quem É Quem (1973) unter ihnen. Donato arbeitete im Laufe der weiteren Jahrzehnte in Brasilien und den USA mit unzähligen Musikern, unter ihnen Dorival Caymmi, Joyce Moreno, Eumir Deodato, Stan Kenton, Herbie Mann und Wes Montgomery. Für Gilberto Gil schrieb er „A Paz“, für Caetano Veloso das unwiderstehliche, einen Frosch karikierende Stück „A Rã“. Die Texte für seine Kompositionen steuerte ihm meist sein Bruder Lysias Ênio bei. Als Arrangeur betätigte er sich für Gal Costa und Martinho Da Vila. Zu Donatos letzten Veröffentlichungen zählt eine Einspielung in der Reihe Jazz Is Dead von Adrian Younge.

© Stefan Franzen

João Donato: „Bambu“
Quelle: youtube