Die arabische Liedkunst ist voll von Mondliedern. Allein die Libanesin Fairouz, eine der großen Diven der Levante, dürfte es in ihrem Repertoire auf eine ganze Handvoll von romantischen Chansons auf das Gestirn bringen. 1957 haben die Brüder Assi und Mansour Rahbani ihrer Muse eines der schönsten auf den Leib geschrieben – und das im Rhythmus eines kubanischen Cha Cha Cha. „Wir und der Mond sind Nachbarn“, heißt es da, „sein Haus ist hinter den Hügeln, und er kommt heraus, um den Melodien zu lauschen.“
Listenreich
Bilanzen eines Kalenderjahres – in Ton, Bild und Wort
…und sonstige Top Five, Seven & Ten
Moonwalk VI
„Als wir von der Mondoberfläche nach oben blickten, sahen wir über uns den Planeten Erde. Er war sehr klein, aber er war sehr schön. Er sah aus wie eine Oase im Weltall. Wir hielten es in diesem Moment für sehr wichtig, dass wir und die Menschen überall auf der Welt diesen Planeten erhalten. Als eine Oase, an der wir uns alle gemeinsam für alle Zeiten erfreuen können.“ (Neil Armstrong)
Der guineische Saxophonist Momo Wandel Soumah, einer der großen Musiker seines Landes, spielt zum heutigen Mondspaziergang von Neil Armstrong und Buzz Aldrin eine Serenade, mit der er 1992 die Mondschein-Stimmung im Hügelland von Foula Djallon, Zentralguinea aufgefangen hat.
Momo Wandel Soumah (Guinea) „Midje“
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Moonwalk V
In dieser Nacht vor 50 Jahren setzte die Landefähre Eagle im Mare Tranquilitatis auf. Ziemlich genau 450 Jahre, nachdem Fernando Magellan die Passage durch die Spitze Südamerikas gefunden hatte und mit seinen Schiffen in den Pazifik, später als „Meer der Stille“ benannt, hineinsteuerte, geriet der steinerne Spiegel dieses Ozeans ins Blickfeld der Menschheit. Die britische Progrock-Band Barclay James Harvest hat 1977 der „Sea of Tranquility“ eine nachdenkliche Hymne über die Eroberung fremder Welten gewidmet, die sich sowohl auf die Navigatoren der Weltmeere als auch auf die Astro- und Kosmonauten beziehen lässt:
„Wir steuerten unser Schiff ins Meer der allumfassenden Stille
nur der Klang unserer Stimme begleitete uns,
fasziniert von den Sternen flogen wir dahin, voll der Hoffnung,
dass die Lieder, die wir singen und die Worte, die wir bringen,
nie sterben würden.
Wir richteten unseren Blick auf das Meer der allumfassenden Ruhe
Unser zweckloser Flug täuschte uns darüber hinweg
wie armselig wir doch sind, verglichen mit einem Stern.
Und das Ziel, dieser karge, steinerne Strand,
war viel zu weit entfernt.
Gestern leuchteten unsere Lieder über den Ruhm,
jedes war ein Traum über Zeitalter hinweg.
Wir verkauften unsere Seelen für sinnlosen Gewinn
und brachten unsere Ernte vergeblich nach Hause.“
Barclay James Harvest (UK): „Sea Of Tranquility“
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Moonwalk IV
Himmelskörpern hat er im Laufe seiner Karriere mehrere Canções gewidmet, die bekannteste ist sicherlich seine Hymne auf den blauen Planeten, „Terra“. An Zärtlichkeit steht dieses Mondlied aus der Feder des wohl größten MPB-Sängers seinem Erdengesang nicht nach, obwohl es mit der unruhigen Percussion und der glimmenden Orgel gleichzeitig einen typisch experimentellen Flickenteppich-Charakter hat, wie ihn die Tropikalisten liebten. „Lua Lua Lua Lua“ stammt aus Caetano Velosos Album Jóia von 1975, eine intensive, höchst kreative Schaffensphase für ihn auf dem Höhepunkt der brasilianischen Militärdiktatur.
Caetano Veloso (Brasilien): „Lua Lua Lua Lua“
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Moonwalk III
Alena Murang ist eine Musikerin und kulturelle Aktivistin aus dem malayischen Sarawak im Nordwesten der Insel Borneo. Murang hat Vorfahren im Volk der Kelabit und hat sich zum Ziel gesetzt, deren Erbe lebendig zu halten. Eines ihrer Instrumente ist die Sape-Laute, auf der sie hier ein Nachtlied singt. Der Mond bescheint diese Szenerie, bei der Freunde zusammenkommen, und in der zweiten Hälfte wird auf die Verletzlichkeit der Natur aufmerksam gemacht, die allen gehört. Alena Murang gehört außerdem dem Kollektiv Small Island Big Song an, über das es hier demnächst einen ausführlichen Eintrag geben wird.
Alena Murang (Malaysia): „Pemung Jae“
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Moonwalk II
Teil 2 der Mond-Serie führt uns nach Finnland. Dort wird ein Tango getanzt, der so gänzlich verschieden ist von dem in Argentinien – doch der Mond, der dort den klingenden Namen „kuu“ trägt, ist immer wieder gerne Thema, sogar überproportional oft. Was ein wenig wundert, denn die Mondscheinnächte sind ja zumindest während einiger Wochen durch die Mitternachtssonne eliminiert. Der König des finnischen Tangogesangs ist Olavi Virta, der hier – mehr im Schlager- als im Tango-Setting – davon singt, dass der silberne Mond in einer Sehnsuchtsnacht eine Brücke zum Meer baut.
Olavi Virta (Finnland): „Hopeinen Kuu“
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Moonwalk I
Heute vor 50 Jahren hob die Trägerrrakete Saturn V ab, um erstmals Menschen auf den Mond zu bringen.
Der von Neil Armstrong vorhergesagte „big leap for mankind“ ist leider ausgeblieben, mit jedem Schritt vorwärts sind wir als Menschheit wieder viele kleine Schritte zurückgegangen.
Ich nehme die neuntägige Apollo 11-Mission zum Anlass, die Perspektive von den „global players“ abzuwenden, hin zu Denjenigen, die den Erdtrabanten mit ihrer poetischen Kraft geehrt haben. Jeden Tag bis zum 24. Juli gibt es ein neues Mondlied.
Den Anfang macht heute, am Tag einer partiellen Mondfinsternis über Deutschland, die spanische Sängerin äquatorialguineischer Herkunft: Concha Buika. 2009 hat sie mit dem kubanischen Pianisten Chucho Valdés ein Album mit melancholischen mexikanischen Liedern zu Ehren der Diva Chavela Vargas aufgenommen. „Luz De Luna“ stammt aus der Feder des Komponisten Alvaro Carrillo: „Ich möchte Mondlicht haben“, heißt es in den Versen, “ für meine traurigen Nächte, damit ich in göttlicher Weise die Illusion spüren kann, die du mir genommen hast.“
Concha Buika & Chucho Valdes (Spanien/Kuba): „Luz De Luna“
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Listenreich I: 20 Songs & Tunes für 2018
47soul (Palästina/Jordanien/Israel/USA/UK): „Gamar“
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Carminho (Portugal): „A Mulher Vento“
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Fatoumata Diawara (Mali): „Nterini“
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Fainschmitz (Österreich): „Delphine zählen“
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Die Feuersteins (Deutschland): „Trinklied vom Abgang“
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Great Lake Swimmers (Kanada): „The Talking Wind“
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Guy One (Ghana): „Bangere Tomme“
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Glen Hansard (Irland): „Time Will Be The Healer“
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Vardan Hovanissian & Emre Gültekin (Armenien/Türkei): „Vard Siredsi“
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Sophie Hunger (Schweiz): „I Opened A Bar“
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M3nsa feat. Amaarae (Ghana): „SDI“
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Medeiros / Lucas (Azoren): „Galgar“
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Ayça Miraç (Deutschland/Türkei/Lasistan): „E Aisye“
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Ed Motta (Brasilien): „The Tiki’s Broken There“
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John Smith (England): „Hummingbird“
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Talisk (Schottland): „Montreal“
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Vaudou Game (Togo/Frankreich): „Tata Fatiguée“
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Villagers (Irland): „Sweet Saviour“
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Dina El Wedidi (Ägypten): „Bzogh Elamar“
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Yad-e Doust Ensemble (Iran): „رابط صفحة القناة على الفايسبوك „
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Listenreich II: 25 Alben für 2018
3MA (Marokko/Mali/Madagaskar): Anarouz (Mad Minute)
Idris Ackamoor & The Pyramids (USA): An Angel Fell (Strut)
Baul Meets Saz (Türkei/Indien): Namaz (Galileo)
Stefano Bollani (Italien): Que Bom (Alobar)
Manu Delago (A/UK): Parasol Peak (One Little Indian)
Fatoumata Diawara (Mali): Fenfo (Wagram)
Dreamers‘ Circus (Dänemark/Schweden): Rooftop Sessions (Vertical)
Issa Ghaffari & Haleh Seyfizadeh (Iran): Sorrow, Like The Scent Of A Dress (Eigenverlag)
Bahur Ghazi’s Palmyra (Syrien/Schweiz): Bidaya (Jazzhaus Records)
Great Lake Swimmers (Kanada): The Waves, The Wake (Nettwerk)
Guy One (Ghana): #1 (Philophon)
Glen Hansard (Irland): Between Two Shores (Anti)
Vardan Hovanissian & Emre Gültekin (Armenien/Türkei): Karin (Muziek Publique)
Sophie Hunger (Schweiz): Molecules (Caroline)
López/Petrakis/Chemirani (Spanien/Griechenland/Iran): Taos (Buda Musique)
Medeiros / Lucas (Azoren): Sol Do Março (Lovers & Lollipops)
Ayça Miraç (Deutschland/Türkei/Lasistan): Lazjazz (Jazzhaus Records)
Ed Motta (Brasilien): Criterion Of The Senses (Must Have)
Punch Brothers (USA): Ashore (Nonesuch)
Indra Rios-Moore (USA/Puerto Rico/Dänemark): Carry My Heart (Verve)
John Smith (England): Hummingbird (Commoner Records)
Talisk (Schottland): Beyond (Talisk Records)
TotoBonaLokua (Martinique/Kamerun/DR Kongo/Frankreich): Bondeko (NoFormat)
Various Artists (Deutschland/Ghana/Verschiedene): Bitteschön, Philophon Vol.1 (Philophon)
Dina El Wedidi (Ägypten): Manam / Slumber (Kirkelig Kulturverksted)
Fatoumata Diawara, Heine-Park Rudolstadt 8.7. (Foto: Stefan Franzen)
Glen Hansard, Volkshaus Zürich, 16.2. (Foto: Heinz-Peter Mosebach)
Kayhan Kalhor, Elbphilharmonie Hamburg, 7.6. (Foto: Stefan Franzen)
Shivkumar & Raul Sharma, Theater im Stadthaus Rudolstadt, 7.7. (Foto: Stefan Franzen)
Keren Ann & Quatuor Debussy, Filature Mulhouse 18.12. (Foto: Stefan Franzen)