Das atemraubende Klangtheater der Kate Bush – II

kb before the dawn

The Ninth Wave
Maritime Schauermär

Er könnte Maßstäbe für alle Kollegen setzen, die sich vom digital durchgestylten Zirkus absetzen wollen: der Zweite Akt aus Kate Bushs Show Before The Dawn.  Die genialste Suite der Popgeschichte überhaupt – endlich hat sie zu ihrer wahren Bestimmung gefunden. Weiterlesen

Das atemraubende Klangtheater der Kate Bush – III

aerial

A Sky Of Honey
Das pastorale Gegengift

Der letzte Akt in Kate Bush phänomenaler Bühnenshow Before The Dawn: 24 Stunden in der englischen Countryside, ein Ohrenschmaus für Ornithologen. Pan lässt grüßen. Und als Zugabe die größte Wetterhymne aller Zeiten. Weiterlesen

ELO: Knusperraumschiff über London

stage moonalle Fotos: Stefan Franzen

Jeff Lynne’s ELO
Hyde Park London, 14/09/14

Surreales Poptheater: 13 Jahre nach einer gescheiterten Tournee ist Jeff Lynne mit den alten Hits seines Electric Light Orchestras auf die Bühne zurückgekehrt, mitsamt symphonischer Streicherriege. Die Kulisse: Ein Sommerabend im Hyde Park vor 50.000 Menschen.
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Schatzkiste #10: Verstimmte Soul Symphony

skip mahoaney the casuals - funny moods
Skip Mahoaney and The Casuals: Your Funny Moods 
(D.C. International Records, 1974)

entdeckt bei: Honest Jon’s Records, Portobello Road, London

Ich habe so ein paar Soul-Alben, auf denen in puncto Satzgesang und Gitarre die Intonation zu wünschen übrig lässt. In den meisten Fällen frage ich mich, ob es nicht Absicht ist, denn diese leichte Unschärfe kann durchaus einen ganz eigenen Charme hervorrufen.  Das ist auch bei der Begleitcombo von Skip Mahoaney der Fall.  Die Falsettstimme des Leaders (wie so oft: Irreführung durch ein Lady-Cover…) und ein Erzählen mit großer Geste zu einem fast spartanisch eingesetzten Streicherapparat (auch der etwas windschief) malen hier eine ungewöhnliche Low-Fi- Soulsymphonie. Die zwischendrin mal funky aufgelockert wird.

 Skip Mahoaney & The Casuals: „I Need Your Love“
Quelle: youtube

Schatzkiste #9: Funkenflug aus Lagos

peter king - miliki sound

Peter King: Miliki Sound 
(Tackle Records, 1975; reissue Mr. Bongo, 2013)

entdeckt bei: Soul Brother Records, Putney, London

Ein gesegneter Multiinstrumentalist! Tenor- und Sopransax, Flöte, Piano, Violine, Percussion und Gesang erledigt Mr. King im Alleingang. Unterstützung holt er sich nur noch von einer minimalen Horn Section. Der Nigerianer ist einer jener, die das Schicksal haben, bis heute im Schatten des großen Landsmanns Fela Kuti zu stehen. King pflegt einen fulminant funkigen Afrojazz-Sound, angereichert mit Roots aus Highlife und Juju. Allein schon für das grandiose Cover hat sich die Überquerung der Themse nach Putney gelohnt.

Peter King: „Jo Jolo“
Quelle: youtube

Journey into the Otherworld

heliocentrics

The Heliocentrics feat. Melvin van Peebles:
The Last Transmission

Ein Gespräch mit Bassist Jake Ferguson

Die Heliocentrics: ein großartiges Kollektiv aus London, das sich für seine Teamworks stets verschrobene Eminenzen aussucht. Den äthiopischen Altmeister Mulatu Astatke, den Ethno-Pionier Lloyd Miller oder die nigerianische Legende Orlando Julius. Ihre Musik pendelt sich ein zwischen Psychedelia, Spiritual Jazz, Afrofunk und musique concrète. Auf ihrem neuesten Werk „The Last Transmission“ (Now Again/Rough Trade) starten sie mit Blaxploitation-Hexer und Spoken Word-Artist Melvin van Peebles ins All. Ich habe den Bassisten Jake Ferguson an der Wirkstätte der Band getroffen.  Weiterlesen

Delikates von der Rive Gauche

marcio faraco - cajueiro

Márcio Faraco: Cajueiro (World Village/Harmonia Mundi)
Man sollte nie versuchen, die Cashewnuss, die ja eigentlich im Stiel der Cajú-Frucht eingeschlossen ist, im rohen Zustand zu knabbern. Am nächsten Tag könnte man mit Lollo Ferrari-Lippen rumlaufen – hier spricht jemand aus leidvoller Erfahrung. Márcio Faraco hat wohl keine schmerzhaften Erinnerungen an den Cashewbaum, denn er widmet ihm gleich seine ganze neue Platte, als Sinnbild für die reichen Verzweigungen in der brasilianischen Musik aus einem festen Stamm.  Er selbst ist als Exilant in Paris ein grandioser „Branch-Off“ dieses Baumes. Delikater denn je tönt hier seine Stimme, in einem ganz eigenen kleinen Universum aus Bossa, nordestinischer Musik und Chanson.

Márcio Faraco: „Paris“
Quelle: youtube

Romantiker in gekacheltem Neopren

kraftwerk brillen

Foto: Stefan Franzen

Kraftwerk
ZKM Karlsruhe 13/09/14

Als die vier Herren Anfang letzten Jahres in der Kunstsammlung NRW in Düsseldorf ihren „Katalog“ spielten, habe ich eine These entwickelt. Eigentlich sind die Techno-Urväter empfindsame Poeten und verkörpern die beiden Antipoden der deutschen Seele: Präzision und Romantik. Das ZKM in Karlsruhe feierte jetzt 25-jähriges Bestehen und lud Kraftwerk zum Jubiläum. Gelegenheit also, diese These nochmals zu überprüfen.  Weiterlesen

Schatzkiste #8: A Byrd on the Dancefloor

donald byrd 125th street - love byrd

Donald Byrd And 125th Sreet, N.Y.C.: Love Byrd 
(Elektra/Asylum Records, 1981)

Von den vielen Metamorphosen, die dieser Mann durchgemacht hat, ist das für mich die Schönste: Anfang der Achtztiger kam Donald Byrd schließlich auf dem Dancefloor an und schuf unter der Fuchtel von Isaac Hayes diesen herrlichen Klassiker zwischen Discofunk und Soulballaden. Seine Trompete ist dabei noch ordentlich prominent vertreten. Und am Schluss erhebt Mr. Hayes noch höchstpersönlich sein Bassorgan. Glück gehabt, dass diese Platte schon 1981 erschien, wenig später fing dann die E-Drums-Seuche an.

Donald Byrd And 125th Street, N.Y.C.: „Love Has Come Around“
Quelle: youtube

Ekstatische Mystik

susheela raman - queen between

Susheela Raman: Queen Between (World Village/Harmonia Mundi)
Als ich sie vor mehr als zehn Jahren getroffen habe, war sie gerade in einer Liebesfalle gefangen. Ihr damaliges Album „Love Trap“ widmete sich u.a. dem äthiopischen Crooner Mahmoud Ahmed. Doch Raman, Südinderin mit australischer und britischer Sozialisation, entwickelt für jedes ihrer Alben eine neue Vision, und fürs neue, sechste, hat sie sich auf die Pfade der pakistanischen Sufis begeben. Unterstützt wird sie dabei von den Qawwali-Musikern Rizwan Muazzam. Das Teamwork gipfelt in einem elfminütigen Sufi-Soul-Drama namens „Taboo“, das einen gewaltig durchpustet. Dazwischen gibt es original englisches Folkfeeling. Hippie-Anachronismus? Nein, zeitlose, akustische Popmusik mit spiritueller Erdung.

Susheela Raman: „Sharabi“
Quelle: youtube