Listenreich I: 22 Songs für 2022

Arooj Aftab (USA/Pakistan): „Saans Lo“
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Tim Bernardes: „Mistificar“
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Georg Breinschmid & Caro Athanasiadis (Österreich): „Wer ist der Tod?“
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CATT (Deutschland): „How Can I Become“
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Constantinople & Ghalia Benali (Iran/Kanada/Tunesien): „Mawlay“
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Niels Frevert (Deutschland): „Weite Landschaft“
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Kevin Johansen feat. Natalie Lafoucarde (Argentinien/Mexiko): „Tú Ve“
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Joolaee Trio (Iran/Deutschland): „Be Hich Diyar“
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Lady Blackbird (USA): „It’ll Never Happen Again“
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Liraz (Israel/Iran): „Roya“
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Marala (Katalonien): „A La Vora Del Rio Mare“
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Orquestra de Músiques d’Arrel de Catalunya feat. Anna Ferrer: „L’Occult Natural“ (Katalonien):
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Marialy Pacheco feat. Nils Wülker (Kuba/Deutschland): „Cartagena Bliss“
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Pulsar Trio (Deutschland): „Bacheweich“
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Abe Rábade (Galicien): „Menciñeira Núa“
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Julio Resende (Portugal): „Vira Mais Cinco“
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Oumou Sangaré: „Wassulu Dun“
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Lucas Santtana (Brasilien): „Vamos Ficar Na Terra“
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Abel Selaocoe (Südafrika/Großbritannien): „Zawose“
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Thee Sacred Souls (USA): „Can I Call You Rose?“
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Trio SR9 feat. Blick Bassy (Frankreich/Kamerun): „One Last Time“
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Vieux Farka Touré & Khruangbin (Mali/USA): „Diarabi“
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Hallräume aus São Paulo

Tim Bernardes
Mil Coisas Invisíveis
(Psychic Hotline/Cargo)

Brasilien war in den späten 1960ern Vorreiter einer psychedelisch gefärbten Popsprache. Gerade die junge Szene São Paulos führt diese Tradition heute fort. Schon beim Betrachten des Covers von Mil Coisas Invisíveis (1000 unsichtbare Dinge) wird klar, dass der Songwriter Tim Bernardes aus der Zeit gefallen ist. Optisch genau wie akustisch: Sein Retro-Sound funkelt in leuchtenden Hymnen, die geschwängert sind von sonnigem Streicherflirren (“Fases”). Weiche Knackbässe sind ein unverzichtbares Mittel und Schwebeharmonien, die dem Kopf von Beach Boy Brian Wilson entsprungen sein könnten.

Dazu leben viele der Songs von einer Tiefendynamik, die man im Zeitalter des permanenten Lautstärke-Limits kaum mehr gewohnt ist. Ein fein ausdifferenzierter Atem strömt da, der auch lange Sologesangs-Passagen zu Gitarre oder Piano zulässt. Stücke wie “Meus 26” und “Olha” sind Meisterwerke, die an Scott Walker und Terry Callier zugleich erinnern. Eine fantastische Wide Screen-Soundarchitektur, die immer wieder in folkige Nischen zurückfällt (“Velha Amiga”). Und das alles krönt Bernardes durch seine oft mit der Grenze zum Falsett kokettierende Stimme. Ein Kandidat auf die Platte des Jahres?

© Stefan Franzen

Tim Bernardes:“Mistificar“
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