Weltreise an der Saale

Am Sonntagabend ging die 28. Ausgabe des Rudolstadt-Festivals zu Ende.
Impressionen von einer Weltreise zwischen Heidecks- und Ludwigsburg, Stadtkirche, Theater und Heinepark.
(alle Fotos: Stefan Franzen)

Fatoumata Diawara (Mali) – Mittlerin zwischen Afro-Roots, Rock und Funk

Die 80-jährige Legende Shivkumar Sharma aus Kashmir kam mit seinem Sohn Rahul für einen Abendraga

Der Gitano Diego El Cigala (Spanien) verband Flamenco mit Kubanischem und Tango

Betsayda Machado (Venezuela) stellte mit La Parranda El Clavo rituell gefärbte Festmusik vor und brachte den Park zum Tanzen

Mit Lula Pena kam eine moderne Troubadourin Portugals zu einem intensiven Solo-Recital an die Saale

Ganz selten in unseren Breiten zu sehen und zu hören: Salukat – ein balinesisches Gamelan-Orchester inklusive dreier Tänzerinnen

Melancholisch-mitreißenden Pop spielte die Kapverdin Elida Almeida

Die strenge Schönheit der Maqam-Klänge von einer der führenden Sängerinnen der Seidenstraße: Munadjat Yulchieva (Usbekistan)

Das von Pink Floyd- und Nick Drake-Produzent Joe Boyd zusammengestellte Ensemble Saz’iso ließ nachts die Stadtkirche mit albanischer Polyphonie schwingen

Ein Highlight auf der Heidecksburg: Der Senegalese Seckou Keita bei einem Crossover mit dem Kuba-Kollegen Omar Sosa

 

Listenreich II: 20 Alben für 2017

Foto by Nancy
Alma (Österreich): Oeo (col legno)
Blue Rose Code (Schottland): The Water Of Leith (Navigator Records)
Cristina Branco (Portugal): Menina (O-tone)
Canzoniere Grecanico Salentino (Italien): Canzoniere (Ponderosa Records)
Fleet Foxes (USA): Crack-Up (Nonesuch)
Jesús Guerrero (Spanien):  Calma (Flamenco de la Isla)
The Heliocentrics (UK/Slowakei): A World Of Masks (Soundways)
Matt Holubowski (Kanada):  Solitudes (Audiogram)
Sharon Jones & The Dap-Kings (USA):  Soul Of A Woman (Daptone)
Masaa (Deutschland/Libanon): Outspoken (Traumton)
Nishtiman Project (Kurdistan): Kobane (Accords Croisés)
Sílvia Pérez Cruz (Katalonien): Vestida De Nit (Universal)
Alejandra Ribera (Kanada): This Island (Pheromone)
Oumou Sangare (Mali): Mogoya (NoFormat)
Saz’iso (Albanien): At Least Wave Your Handkerchief At Me (Glitterbeat)
Barbara Schirmer (Schweiz): Falter (hackbrett.com)
Omar Sosa & Seckou Keita (Kuba/Senegal): Transparent Water (World Village)
Tribalistas (Marisa Monte, Carlinhos Brown & Arnaldo Antunes) (Brasilien): Tribalistas 2 (Phonomotor)
Mônica Vasconcelos (Brasilien/UK):  The São Paulo Tapes (Galileo)
Vein (Schweiz): Vein Plays Ravel (Double Moon)

Von der Karibik nach Asien I

sosa keita - transparent waterOmar Sosa / Seckou Keita
Transparent Water
(World Village/Harmonia Mundi)

Eine sehr ungewöhnliche Begegnung realisieren der kubanische Weltstar und der senegalesische Weltbürger, die weit übers Afro-Kubanische hinausweist. Denn eine bloße Duoplatte ist das nicht: Zum delikaten Pianospiel Sosas, zu den Kora-Geflechten sowie dem seelenvollen Tenor Keitas treten die chinesische Mundorgel Sheng und Kürbisoboe Bawu, japanische und koreanische Griffbrettzithern (teils von der Jazz-erprobten Mieko Miyazaki gespielt), und das Tempelinstrument Nagadi aus Kaschmir. Selbst in den groovenden Passagen ist diese Platte, die unter Pultregie von Steve Argüelles entstand, von leuchtend-meditativem Charakter, in den ruhigen Stücken ist sie pure Meditation. „In The Forest” wirkt wie ein ruhiger Gesang während eines Spaziergangs, der “Black Dream” öffnet durch die glasigen Schwelltöne der Sheng im Dialog mit Keitas Gesang weite Räume der Imagination. Eine vollends in der Schwebe befindliche Stimmung erzeugt “Another Prayer”, in der sich die fernöstlichen Instrumente zu jazzigen Harmoniewechseln mit ganz sachte eingesetzer Elektronik paaren, bevor ein schmatzender Galopp einsetzt. Bei alledem gerät die intensive Zwiesprache der beiden Hautpakteure nicht aus dem Blickwinkel: In “Peace Keeping” etwa kreieren sie komplexe Zwitterfärbungen zwischen Blues und Latin. Eine faszinierende imaginäre Folklore dreier Kontinente.

Omar Sosa & Seckou Keita: „Tama-Tama“
Quelle: youtube