Arabesque #18

OLYMPUS DIGITAL CAMERAAbschied von Fès, der gigantischen Mausefalle – Abschied von Marokko.

Erlebnis- und lehrreiche 18 Tage gehen zu Ende – mit etlichen Überraschungen, einigen Ärgernissen und vielen Denkanstößen.

Letzte Eindrücke vom Festival vor dem Rückflug, der mit der Bahn nach Casablanca erreicht wird- mit der epischen Erzählkunst der Musicians Of The Nile aus Luxor, dem korsischen Vokalenemble A Filetta und einer zweiten Sufi-Nacht, die – nach der Tarika Machichiya am Vorabend – ebenso „uplifting“ aber rein vokal von der Tarika Skaliya bestritten wird.
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Als Abschiedsbild die schmucke Gare des Trains von Fès. Hätten wir bloß auch so schöne Bahnhöfe!

OLYMPUS DIGITAL CAMERAalle Fotos © Stefan Franzen

 

Arabesque #17

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Musiques Sacrées in Fès, letzter Teil – mit einigen lustigen und erhebenden Erkenntnissen.

Dieses Festival zerfällt in komplett unterschiedliche Gesichter mit ebenso unterschiedlichen Zuhörerschaften.
Die Würdenträger in der Bab Makina-Arena, einschließlich der wichtigen Makhzen-Leute, der königlichen Entrourage.
Die französischen und amerikanischen Touristen im Garten des Batha-Museums und in den eleganten Innenhöfen der Medina: Wer hier noch keine 60 ist, kommt sich blutjung vor. Man ist hier unter sich, die marokkanische Öffentlichkeit nicht präsent.

Und dann dieses Erlebnis, fast eine Erweckung:

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Im nächtlichen Garten des Dar Tazi spielen jede Nacht Sufi-Bruderschaften aus unterschiedlichsten Gegenden des Landes. Fast ausschließlich Frauen in Djerbala und Kopftuch strömen hier um 23 Uhr mit kleinen Kindern auf die Teppiche. Nie habe ich die Frauen auf meiner Reise so ausgelassen, fröhlich, ja überschwänglich erlebt, sie lachen und scherzen, es duftet überall ein wenig nach Rosenwasser.

Die Musiker, eine lokale Gruppe, deren Namen ich noch erkunden muss, entern die Bühne, 16 an der Zahl, neun Sänger, Oud, Geige und Hackbrett, drei Perkussionisten. Über eine schepprige Anlage tönt seelenvoller, responsorischer Gesang durch die Nachtluft, so mitreißend und erhebend, man ist vom ersten Moment elektrisiert.

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Jetzt kommen auch junge Kerle in den Garten, obwohl sie alle Insignien der US-Kultur am Leib tragen, singen sie jeden Vers dieser heiligen Musik mit, Sprechchöre schallen den Musikern entgegen.

Kinder toben – es ist inzwischen weit nach Mitternacht – über die Teppiche, es herrscht Volksfeststimmung und trotzdem ist das hier ja ein Gottesdienst im wahrsten Wortsinn.
Und ein offenbar gehandicapter Mann, der buchstäblich auf den Teppich geführt werden musste, beginnt plötzlich zu tanzen.

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Zum Ende hin erheben sich die Musiker, intensivieren ihre Anrufungen mit feurigem Herzblut. Jetzt sind es die jungen Männer im Publikum, denen man tagsüber in der Medina eher die Zuneigung zum Hiphop als die Hingabe an Sufiklänge zutrauen würde, die fast in Trance auf- und abspringen. Was sich hier beim sogenannten Off-Festival abspielte, das nicht einmal im Programmheft berücksichtigt wird, es war die intensivste musikalische Erfahrung dieser Reise.

Auch wenn die Rückreise morgen um 5h30 beginnt: Ich muss diesen Garten der erhabenen Klänge heute Nacht nochmals aufsuchen.

alle Fotos © Stefan Franzen

Arabesque #15

OLYMPUS DIGITAL CAMERAEndlich – der Regen hat das Zepter an die Musik übergeben in Fès.
Zwei herrliche Nachmittage und Abende mit seelenvollen Begegnungen zwischen Korameister Ballaké Cissoko und dem indischen Mandolinisten Debashish Bhattacharya der höfischen Stegharfenkunst Malis in zehnfacher Ausführung und der Sufipoesie der tunesischen Sängerin Sonia M’Barek. Die Schauplätze der Konzerte, teils tief in der Medina und nur für Mutige, Labyrintherfahrene zu finden (oben das Complexe Culturel Ben Youssef) sind da bei stets die heimlichen Stars.

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 Zu den Herren unten, die mir tief in der Nacht eines der fantastischsten Musikerlebenisse überhaupt beschert haben, folgt mehr.

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alle Fotos © Stefan Franzen

Arabesque #13

OLYMPUS DIGITAL CAMERADas Abendrot über den Zinnen von Fès (inklusive unheimlicher Flugobjekte) mag darüber hinwegtäuschen. Doch ein mittelprächtiger Regenschauer von 45 Minuten hat das Festival kräftig durcheinander gewirbelt zu einer ganz besonderen Arabeske.

Nicht, dass Regen in Fès im Mai etwas völlig Absonderliches wäre, man hätte damit rechnen können. Aber man wollte es offensichtlich nicht. Der Schirm des Königshauses konnte da auch nichts mehr ausrichten. Und so musste im Garten des Batha-Museums das kurdische Payiz Ensemble mit seinen kostbaren Instrumenten wie die begossenen Pudel im Schauer spielen, während sich ihr Publikum – zu großen Teilen steinalte Franzosen – unter die Arkaden retten durfte. Unter großem Geklapper räumte man während des Konzerts die königlich roten Polsterstühle weg.

Das war in der großen Bab Makina-Arena nicht mehr gelungen. Nachdem das Publikum nach einer Stunde Wartens vor den Toren im Presswurstverfahren EInlass erhielt, musste es feststellen, dass auch royaler Plüsch sich nachhaltig vollsaugt. Pech für die schicken Abendroben der Damen und die schnieken Bügelfaltenhosen der Herren. Pech auch für den Journalisten, dessen dicker Stadtplan von Fès nur ein paar Minuten Distanz zwischen kühlem Nass und Sitzfleisch aufrecht erhielt.

Doch davon hätte es heute Abend viel mehr gebraucht. Denn zwischen 21h (offizieller Konzertstart) und 22h15 hörte man dem Soundcheck des tunesischen Stars Saber Rebai zu, der sich nicht merklich weiterentwickelte. Auch von einer angekündigten Fusion zwischen Bretonen und Marokkanern kein Tönchen.

Mit durchweichter Rückansicht und Geduld sowie sehr wenigen Takten Musik kommt der Reisende so zu einer unverhofft frühen Nachtruhe.

Das Foto des Tages gebührt den tapferen Kurden.
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Arabesque #11

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Ein wahrhaft majestätischer Auftakt des Festivals Musiques Sacrées in Fès:

Unter Anwesenheit der Königsgattin, Prinzessin Lalla Salma, ging soeben das Eröffnungsspektakel „Fès, à la quête de l’Afrique“ zu Ende. Auf den Spuren des 16. Jahrhundert-Geographen Hassan Wazan (Léon L’Africain), Sohn der Stadt Fès, zelebrierten 100 Musiker das Flechtwerk der arabischen Welt mit Schwarzafrika.

Eine schillernde Route von der arabo-andalusischen Tradition Nordmarokkos über die Berberklänge im Süden des Landes, hinein in die Sahara, mit den Griots von Timbuktu dem Niger entlang bis in den Senegal, wo die Löwen zum Beat der Sabas tanzten. Fast ein bisschen überambitioniert und akademisch in Szene gesetzt, aber zweifelsohne ein Spektakel für alle Sinne mit einem heimlichen Hauptdarsteller: dem großen Tor Bab Makina, das als funkelnde Landkarte und Kulisse diente.

Einige Impressionen – aufgenommen von den besten Plätzen, die man bei diesem royal beschirmten Ereignis der internationalen Presse zugestanden hat.

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 alle Fotos © Stefan Franzen