The Chamber Music Project
Who’s The Bossa?
(Music&Words/Galileo)
Großer Wurf aus Kuba
Yilian Cañizares
Invocación
(Naive/Indigo)
Aus einem Tribut an ihre Vorfahren macht die Sängerin und Violinistin in Quartettbesetzung ein begeisterndes Konzeptalbum: In ihren beseelten Improvisationen auf der Geige verzahnen sich furios Karibik, Jazz und Klassik, oft gedoppelt durch leidenschaftliche Scat-Passagen. In ruhigeren Stellen, etwa einem zärtlichen Wiegenlied, paart sich ihre warme Altstimme mit dem sanften Gang des Flügels. Jedes Stück der Wahlschweizerin ist ein kleines dramaturgisches Meisterwerk. Selbst dem abgearbeiteten „Non, Je Ne Regrette Rien“ gewinnt sie neue Seiten ab, mit gepflegter Latinunterfütterung und Streichorchester aus der Ferne. Im Finale gibt es einen kaum merklichen Überraschungsaufritt von Akua Naru.
Yilian Cañizares: „Invocación – Live At Cully“
Quelle: youtube
A modern tale of Africa
Bull Doff, Fabrice Monteiro (Benin/Belgien): „The Missing Link“, 2014.
Farbabzug auf Dibond, 80 x 120cm. Courtesy of M.I.A. Gallery
© Mode & Accessoires: BullDoff; Fotos: Fabrice Monteiro; Setdesign: Aam; Make-Up: Muzz Design
Omar Victor Diop (Senegal): »Mame« + »Aminata« ,
Fotografie aus der Serie/ photograph from the series »The Studio of Vanities«,2013.
© Victor Omar Diop, 2014, Courtesy Magnin-A Gallery, Paris
Gonçalo Mabunda (Angola), »www.crise.com«, 2012, Thron,
Collection Vitra Design Museum, Foto: Stefan Franzen
Einige Impressionen aus meinem Besuch der anregenden Ausstellung Making Africa im Vitra Design Museum Weil am Rhein. Sie läuft noch bis zum 13. September.
Phetogo Tshepo Mahasha (Südafrika): „Yiy“ (Musik: Muhsinah)
Quelle: youtube
NZ unter Soul-Strom
Wenn von neuseeländischer Musik geredet wird, sind Fat Freddy’s Drop in aller Munde. Von Electric Wire Hustle allerdings spricht kaum jemand. Doch Mara TK und Taa Ninh pflegen eine so spannende Legierung aus Electronica und Soul, dass ich sie im Zweifelsfall über die Freddies stellen möchte. Mara TK, ein rothaariger Maori, kann zudem mit dem Pfund einer Stimme wuchern, die stark an Marvin Gaye erinnert. Vor dreieinhalb Jahren waren sie bereits am Stadtmusikfestival Basel, jetzt kehren sie mit dem aktuellen Album Love Can Prevail ans Rheinknie zurück: Dringender Konzerttipp für die Kaserne am kommenden Samstag, 25.4.
Electric Wire Hustle: „Light Goes A Long Way“
Quelle: muzu.tv
Post von LLH
Lianne La Havas: „Unstoppable“
Quelle: Soundcloud
Beckhams Fußkäse
Heute ist der Green Belt Of Sound mal ausnahmsweise ein Green Belt of Smell.
Ich habe gelernt:
Es lässt sich Käse aus David Beckhams Fußschweißbakterien herstellen.
Der synthetisch reproduzierte Geruch von 20 Phobikern löst Panikgefühle aus.
Es herrscht ein Konsens darüber, dass ein Parfüm „grün“ riecht.
„Smellscapes“ sind Karten von Gerüchen.
Düfte machen Gebete sichtbar.
Danke an Sissel Tolaas, Caro Verbeek, Madalina Diaconu, die beim Interdisziplinären Symposium des Museum Tinguely Basel neue Welten offenbart haben.
Die Ausstellung La Belle Haleine läuft dort noch bis zum 17.5.
Dringende Empfehlung.
Amerikas neue Folk-Charismatikerin
Mit den Carolina Chocolate Drops hat sie pionierhaft die Geschichte der schwarzen Stringbands Amerikas aufgearbeitet, nun setzt sie auf Soloarbeit. Die Sängerin, Geigerin und Banjospielerin Rhiannon Giddens ist das neue Gesicht der amerikanischen Folkbewegung, sie vereint Qualitäten von Joan Baez, Odetta, Dolly Parton und Nina Simone, denen sie auf ihrem Debüt „Tomorrow Is My Turn“ (Nonesuch/Warmer) allen ein sehr lebendiges Denkmal setzt. Bevor sie im Sommer einige wenige Deutschlandkonzerte spielen wird, habe ich mit ihr gesprochen. Weiterlesen
Schatzkiste #17: Soulkarussell aus Atlanta
John Edwards
John Edwards
(Aware, 1973)
entdeckt auf der Plattenbörse Freiburg
Schöne Entdeckung heute auf dem feinen lokalen Vinylbasar. Edwards, den ich unter seinem Namen bisher nicht wahrgenommen hatte, wurde später Sänger bei den Spinners. Auf seinem Debütalbum steuert er mit kraftvollem Tenororgan durch raueren Southern Soul-Stoff, aber auch durch großartige Herzbrecherballaden mit Falsettorgien. Geschmackvolle, eruptive und frühlingshafte Mischung, fürs Repertoire hat er sich auch bei Sam Dees und den Womacks bedient. „Hotlanta Sound“ steht auf dem Label. Passt!
John Edwards: „Exercise My Love“
Quelle: youtube
Schatzkiste #16: Kentucky Fried Funk
Manzel
„Midnight Theme“
(Dopebrother, 2004/ orig. 1973-78)
entdeckt bei Michael Chabon
Eine der großartigsten Szenen in Michael Chabons Telegraph Avenue ist der Flug des Zeppelin über die Bay Area, während dem der Medienmogul Gibson Goode unseren Held und Plattenladenbesitzer Archy Stallings für seinen Megastore abwerben möchte. (In der unausweichlich kommenden Verfilmung wird das mal kolossal aussehen.) Dazu läuft – Vinyl an Bord eines Luftschiffs, geht’s noch nerdiger? Und was hat das für Auswirkungen auf die Gleichlaufschwankungen? – Manzels „Midnight Theme“. Die obskure Instrumentalband aus Kentucky um den Keyboarder Manzel Bush existierte von 1973 und 1978. Dopebrother Records haben vor 11 Jahren dankenswerterweise eine Kompi aus Manzels Schaffen veröffentlicht. Mein Favorit aus ihrem sehr begrenzten, aber umso funkigeren Repertoire kommt hier. Der Einsatz der Streicher bei 0:46 lässt einen – so würde es Tex Rubinowitz sagen – schreien vor Glück.