Spaced Out Dalston


Heliocentrics
A World Of Masks
(Soundway/Indigo)

2014 konnte ich Heliocentrics-Bassist Jake Ferguson in Dalston, Nordlondon zum Interview treffen, damals kündigte er dieses Album bereits an. Die Heliocentrics, diese grandiosen Klangarchitekten der soulig-funkigen Psychedelik haben ja bereits mit etlichen großen Männerstimmen von Orlando Julius bis Melvin van Peebles gearbeitet. Dass auf Albenlänge eine Frau in den Nukleus ihrer Arbeit rückt, ist Premiere. Über die Slowakin Barbara Petkova weiß man nicht viel, muss man auch nicht, denn auch so entfaltet sie ihre Vokalmagie auf A World Of Masks. Ihre Stimme ist nie direkt und filterlos aufgenommen, sie trifft patinabesetzt aufs Ohr wie aus einer anderen Ära, klingt mal nach orientalischer Klagefrau oder schnurrender Soul-Katze, nach lasziver Jazzlady, sogar nach verträumter Folk-Elfe mit Schlafzimmerblick.

In der typisch heliozentrischen Hörlandschaft blühen die verschiedensten Kräuter, die mal nach durchgeknallter, beschwipster Marching Band aus New Orleans klingen, an anderer Stelle nach den kosmischen Free Jazz-Attacken eines Sun Ra, dann wie aus einem SciFi-Soundtrack der 1960er hinaufsteigen, oder wiederum Reminiszenzen an „Tomorrow Never Knows“ von den Beatles aufkommen lassen. Exotische Flöten, dreckige Stromgitarren, unheimlich grunzende Bassklarinetten, gurgelnde Lamellophone, verhallte Pianoakkorde, zischende Drum-Fills und ostinate Riffs auf eigenartigen Bassinstrumenten sind nur einige Bestandteile, die diese fantastischen Klanggärten bauen. Zwischen Stimme und instrumentalem Geschehen entsteht so eine unglaublich dichte Dramaturgie. Ein weiteres Kultwerk der Männer aus Dalston, die hier einen weiblichen Spannungspol gefunden haben – es bleibt zu hoffen, dass „Babs“, wie die Jungs sie liebevoll nennen, den Heliozentrischen länger erhalten bleiben wird.

Heliocentrics: „Made Of The Sun“
Quelle: youtube

Ringos Malapropismus

beatles - revolver
Heute wird das Beatles-Werk Revolver 50 Jahre alt.

Die einzige Art und Weise für mich, das Album gebührend zu würdigen ist mit einer Top 7 der Coverversionen von „Tomorrow Never Knows“, dem zeitlosesten Beatles-Titel (dessen Benennung auf die Kappe von Ringo geht) – und offensichtlich dem universellsten, wie die Interpretationen aus Klassik, Soul und Jazz, aus indischem Ethnopop und brasilianischem Punk zeigen. Weiterlesen