TFF-Vorfreude #2

gjermund larsenIn Norwegen ist das Hipstertum tief in die traditionelle Musik vorgedrungen, wie dem Bild oben und dem Video unten unschwer zu entnehmen ist. Der Geiger Gjermund Larsen steht mit seinem Trio an der Spitze einer Folkbewegung, die ihre Erneuerung auch aus dem Jazz bezieht. Zu hören beim TFF Rudolstadt, das nächste Woche Donnerstag mit einem Norwegen-Schwerpunkt startet. Mein Beitrag zur Mittsommernacht.

Gjermund Larsen: „Bachslått“
Quelle: youtube

 

TFF-Vorfreude #1

noura mint seymaliDas TFF Rudolstadt ist eines der ganz wenigen Festivals, die noch konsequent die globale Musikvielfalt präsentieren, nachdem viele andere Veranstalter in unseren Breiten und Längen immer mehr auf die anglo-amerikanische Konsensschiene einschwenken (oder schon immer auf ihr gefahren sind). Die so oft beschworene Interkulturalität Deutschlands, auf den Bühnen muss man sie mit der Lupe suchen. Umso mehr freue ich mich, dass es in knapp zwei Wochen an der Saale wieder losgeht, auch wenn ich 7 Stunden Anfahrt habe. Nur im thüringischen Städtchen lassen sich zum Beispiel Künstler wie die Mauretanierin Noura Mint Seymali erleben, mit der das Label Glitterbeat seine Vorliebe für Sounds aus dem Trockengürtel Westafrika untermauert. Seymali ist die Stieftochter der großen Dame der mauretanischen Musik, Dimi Mint Abba. Auf ihrem Album „Tzenni“ werden die traditionelle Stegharfe Ardine und Spießlaute Tidinit in ein kompaktes Rocksetting gefügt, das dank der E-Gitarre vom Gatten Jeiche Ould Chighaly auch mal psychedelisch werden kann – und überraschenderweise entfaltet die melismatisch verschlungene Vokalarbeit der Frontfrau dadurch noch mehr ungezähmte Flugkraft. Allein für dieses Konzert lohnt sich die Fahrt.

Noura Mint Seymali: „Tzenni“
Quelle: youtube

 

Streichlauten-Schlaraffenland

magi kamanchehVarious Artists
Magic Kamancheh 
(NoEthno/Galileo)

Umfassenderes als das 4 CD + 1 DVD-Schmuckkästlein ist zu diesem Thema nicht denkbar. Der künstlerische Leiter des TFF Rudolstadt, Bernhard Hanneken hat von den Philippinen bis Finnland, von Japan bis Ägypten Klangbeispiele des globalen Instruments zusammengetragen, stellt in profund recherchierten Begleittexten die Lautenvarianten sonder Zahl vor und würzt mit nahezu mythischen Fotodokumenten. Eine der vier CDs hat sich ausschließlich Indien verschrieben, eine andere (und die DVD) gibt ein Konzert vom TFF aus dem Jahr 2002 wieder.  Man kann sich in den verschiedenen Klangvarianten dieses Instruments, das vielleicht wie keines auf der Erde der menschlichen Stimme nahe kommt, ohne weiteres einen kompletten Tag verlieren. Völlig berechtigt ist die Produktion gerade mit dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik ausgezeichnet worden.

Ram Narayan at Shiraz Arts Festival
Quelle: youtube

Schatzkiste #3: Süßer Gitarren nie klingen

zanzibara7Sikinde vs. Ndekule: Zanzibara 7 – Une Bataille D’Orchestres À Dar Es Salaam 
(Jahazi Media/Buda Musique, 2014 – aufg. 1984-87)

entdeckt beim TFF Rudolstadt

Ausnahmsweise in der Schatzkiste mal eine CD.
Ich dachte, die schönsten Gitarrenklänge Afrikas kommen aus dem Kongo, habe ja deswegen tatsächlich wieder angefangen E-Gitarre zu spielen. Doch die Herren hier schlagen ihre Nachbarn aus dem „Rumbagürtel“ noch. Ostafrika-Spezialist Werner Graebner hat für sein Label Achtzigertracks von Tanzbands aus Tansania zusammengestellt, allen voran Outtakes vom Mlimani Park Orchestra. Muziki Wa Danzi heißt dieser Stil, der schon viel mit der Rumba Congolaise gemeinsam hat. Man konnte die nun betagteren Gründungsmitglieder zusammen mit neuen Kollegen im Juli in einer Reunion-Band namens Black Warriors beim TFF Rudolstadt hören. Genau der richtige Soundtrack zur schwülen Nachmittagsdunstglocke an der Saale.

Black Warriors live beim TFF Rudolstadt, Juli 2014
Quelle: youtube