(he)artstrings #31: Der Maler und die Ewigkeit


Sandy Denny: „No End“
(aus: Like An Old Fashioned Waltz, Island 1973)

Am 21. April 1978 verstarb eine der größten Songwriterinnen Englands viel zu jung, mit gerade einmal 31 Jahren. Seit meiner Studienzeit haben mich ihre Lieder begleitet, und immer in Phasen von Verzweiflung und Verlust hat sich ihre Musik wie eine heilende Essenz um meine Seele gelegt.

Sandys Musik ist zeitlos und wirkt in erstaunlichen Ausprägungen immer weiter: So hat die Freiburger Musikerin Carla Fuchs ihre Songs nicht nur gecovert, sondern 2023 auch unveröffentlichte Gedichte aus dem Fundus von Tochter Georgia zu einem großartigen Album namens Songbird weitergesponnen, das ich nicht nur Denny-Fans wärmstens ans Herz lege.

Heute, zum 47. Todestag von Sandy Denny, teile ich einen ihrer größten Songs mit euch, der aber fast nie gespielt wird und nicht unter ihren „Hits“ rangiert. „No End“ stammt von ihrem dritten Solo-Album Like An Old Fashioned Waltz und wird von den fantastischen Orchesterarrangements von Harry Robinson getragen.

Why don’t you have any brushes any more, I used to like your style
I see no paintings anywhere and there’s no smell of turpentine
Did I really have no meaning? Well I never thought I’d hear those words from you
Who needs a meaning anyway, I’d settle anyday for a very fine view
(…)
Cuno Amiet: Der Maler (1959)
The day and then the night have gone, it was not long before the dawn
And the travelling man who sat so stiffly in his chair began to yawn
Having kept me here so long my friend, I hope you have a sleeping place to lend
But the painter he just smiled and said: I’ll see you in a while, this one has no end
Sandy Denny: „No End“
Quelle: youtube

Sandy Denny’s Return

Die 1978 verstorbene britische Folk- und Songwriting-Ikone Sandy Denny erfährt eine späte und ungewöhnliche Würdigung: Auf der Grundlage unveröffentlichter Textskizzen der Folkrevival-Pionierin, die auch mit den Bands Fairport Convention, Fotheringay und Led Zeppelin sang, hat die Freiburger Musikerin Carla Fuchs ein ganzes Album mit neuen Songs geschaffen. Die elf Tracks auf Songbird sind im Geiste von Dennys Tonsprache geschrieben, Fuchs hat aber erkennbar auch ihre eigene Färbung eingebracht.

Bereits vor dem Album hatte Fuchs auf ihrer Website Coverversionen von Denny-Stücken veröffentlicht und sich so an das Vermächtnis der Britin herangetastet.

Carla Fuchs: „Late November“
Quelle: youtube

Diese Covers kamen Georgia Lucas, der Tochter von Sandy Denny zu Ohren – und sie fand sie so überzeugend, dass sie die Sängerin und Multiinstrumentalistin aus dem Schwarzwald beauftragte, diese neuen Songs zu schreiben. In England wurden die Lieder bereits im Rahmen des alljährlichen Cropredy-Festivals von Fairport Convention mit großer Resonanz vorgestellt.

Songbird ist am 15. September auf Talking Elephant Records veröffentlicht worden und kommt nun in Freiburg auf die Bühne: Am Freitag den 26.1. tritt Carla Fuchs in der Wodan-Halle als Double Bill mit der Cherrychords Band auf und wird neben ihren Denny-Tributstücken auch ganz eigene Werke präsentieren.

Carla Fuchs: „Songbird“
Quelle: youtube

Songbird has gone

Wie sehr sie fast 20 Jahre lang fehlte, wurde mir klar, als ich 2013 ein Konzert von Fleetwood Mac erlebte, kurz vor ihrer Rückkehr zur Band. Christine McVies ruhig fließende Songwriterkunst gab dem Repertoire Erdung und Imagination zugleich, mit vielen wunderbaren Balladen wie „Songbird“, „Brown Eyes“, „Over & Over“ oder „Beautiful Child“. Und ihre Stimme war ein melancholisch grundiertes Schweben, das sich vom görenhaften Timbre ihrer Kollegin Stevie Nicks wie eine Komplementärfarbe absetzte.

1980 kaufte ich mir als 12-Jähriger das Doppel-Album Tusk, und ich weiß noch, wie mich schon der Opener aus ihrer Feder in eine andere Welt katapultierte. R.I.P., Christine.

Fleetwood Mac: „Over & Over“
Quelle: youtube