Keltische Zunge, tropisches Feeling


Carwyn Ellis & Rio 18
Mas
(Legere Recordings)

Ein Waliser auf südamerikanischen Freiersfüßen: Hauptberuflich amtiert Carwyn Ellis unter anderem als Keyboarder der Pretenders, seine Band Rio 18 ist dagegen ein amüsantes Seitenprojekt, in dem er alle möglichen tropischen Stile von Bossa über Cumbia bis Bolero mit Lyrics in walisischer Zunge, der sonderbarsten aller keltischen Sprachen, paart. Um authentisches Feeling zu generieren, ging der Mann sogar in ein Studio in Rio. Easy Brazilian Summer-Feeling wie in „Ar Ôl Y Glaw“ wechselt ab mit einer Reverenz an die Girl-Group Quarteto Em Cy in „Cynara“ oder mit einer knackigen Boogaloo-Atmo („Cwcan“).

Wie ein Zwitter aus frühem Space-Pop und einem Desperado-Soundtrack mutet „Dwyn Dwr“ an, in „Y Cariadon“ wird Andenfolklore heraufbeschworen. „Cestyll Papur“ dagegen ist träumerischer Britfolk inklusive Cembalo-Figuren. So easy listening-artig das alles auch scheinen mag, die walisischen Texte nehmen auch Bezug auf brennende Sujets wie Black Lives Matter und die Erderhitzung. Zeitgleich erscheint auch das erste Album der Band, „Joia!“ digital, beide Scheiben gibt es zudem in kleinem Vinyl-Kontingent. Ein unverschämt cooles Hijacking von Tropen-Sounds. (Veröffentlichung: 26.2.)

© Stefan Franzen

Carwyn Ellis & Rio 18: „Ar Ôl Y Glaw“
Quelle: youtube