Listenreich I: 22 Songs für 2022

Arooj Aftab (USA/Pakistan): „Saans Lo“
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Tim Bernardes: „Mistificar“
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Georg Breinschmid & Caro Athanasiadis (Österreich): „Wer ist der Tod?“
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CATT (Deutschland): „How Can I Become“
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Constantinople & Ghalia Benali (Iran/Kanada/Tunesien): „Mawlay“
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Niels Frevert (Deutschland): „Weite Landschaft“
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Kevin Johansen feat. Natalie Lafoucarde (Argentinien/Mexiko): „Tú Ve“
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Joolaee Trio (Iran/Deutschland): „Be Hich Diyar“
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Lady Blackbird (USA): „It’ll Never Happen Again“
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Liraz (Israel/Iran): „Roya“
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Marala (Katalonien): „A La Vora Del Rio Mare“
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Orquestra de Músiques d’Arrel de Catalunya feat. Anna Ferrer: „L’Occult Natural“ (Katalonien):
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Marialy Pacheco feat. Nils Wülker (Kuba/Deutschland): „Cartagena Bliss“
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Pulsar Trio (Deutschland): „Bacheweich“
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Abe Rábade (Galicien): „Menciñeira Núa“
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Julio Resende (Portugal): „Vira Mais Cinco“
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Oumou Sangaré: „Wassulu Dun“
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Lucas Santtana (Brasilien): „Vamos Ficar Na Terra“
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Abel Selaocoe (Südafrika/Großbritannien): „Zawose“
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Thee Sacred Souls (USA): „Can I Call You Rose?“
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Trio SR9 feat. Blick Bassy (Frankreich/Kamerun): „One Last Time“
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Vieux Farka Touré & Khruangbin (Mali/USA): „Diarabi“
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Iranische Incognito-Insel

Liraz
Roya
(Glitterbeat/Indigo)

Für ihre beiden ersten mutigen Platten wurde sie gefeiert, jetzt kehrt Liraz  zurück und traut sich nach wie vor das, was eigentlich unmöglich ist: die Vermählung von Israel und Iran, für die in einem Keller in Istanbul heimlich ausgereiste Musiker aus Teheran auf ihr Sextett aus Tel Aviv trafen.

Es ist einfach verblüffend, wie sorglos dieser Pop klingt, der in dieser Incognito-Insel entstehen musste: Fliegende Keyboard-Arpeggien, lockere Handgelenk-Riffs der Rhythmusgitarre, mit Disco-Stolz schreitende Drums. Darüber die Stimme, die das Zierwerk der Orient-Melismen mit dreamy Popattitüde paart. Das tönt zwar hin und wieder nach der gloriosen Energie der Frühachtziger, macht aber nie selbstreflexiv auf Vintage. Und ist daher einfach wunderbar zeitlos. Anspieltipps: das becircende “Doone Doone” und das kompakt-hymnische “Bishtar Behand”.

Liraz: „Roya“
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Die heutige Veröffenrlichung von Liraz‘ Album fällt in eine Zeit, in der sich der Iran aufbäumt: Nach dem gewaltsamen Tod der in polizeilichem Gewahrsam gestorbenen Mahsa Amini weiten sich die Proteste gegen das Regime im Iran durch alle Bevölkerungsschichten und Altersgruppen aus. Der Sänger Shervin Hajipour hat der Bewegung mit seinem Song „Baraye“ eine Hymne geschrieben, ihr Text besteht aus Tweets, in denen Demonstrierende ihre Beweggründe erklären. Hajipour wurde vorgeworfen, er würde Aufruhr stiften, er war vorübergehend in Haft, momentan ist er auf Kaution frei, seine Zukunft ungewiss.

Nicht nur Popmusiker, auch prominente Köpfe der klassischen persischen Musik solidarisieren sich mit der Protestbewegung, so etwa der bekannteste Tar-Spieler und Komponist Hossein Alizadeh, der sich per Videobotschaft auf Facebook an seine Landsleute wandte, oder der Kamancheh-Virtuose Kayhan Kalhor. Solidarität kommt auch aus der großen exiliranischen Gemeinde überall auf der Welt. Die großen Stars der US-persischen Musikszene, unter ihnen der vor seinem Gang ins Exil oft inhaftierte Dariush Eghbali und die Sängerin Leila Forouhar zählen zu denjenigen, die ihre Stimme für ihre Landsleute öffentlich erhoben haben. Meine Gedanken sind bei all den Unerschrockenen, darunter vielen Frauen, die unter Einsatz ihres Lebens gegen die Mullah-Tyrannei auf die Straße gehen.

© Stefan Franzen