Oum: Multiples Marokko

oum desert
Im zweiten Teil meiner kleinen Serie über Vordenkerinnen unter den arabischen Musikerinnen geht es um die marokkanische Sängerin Oum El Ghait, kurz: Oum. Ich habe sie vor kurzem in Strasbourg getroffen. Oum sieht tatsächlich ein bisschen aus wie eine Björk der Wüste, sie hat arabisches und westsaharisches Erbe, spricht mit einer fast poetischen, sanften Stimme und ihr Französisch hat einen sehr lebendigen Tonfall. Während des Interviews trägt sie eine Lederjacke, nachher auf der Bühne eine fantasievolle Tracht Marke Eigenbau. 
Wie immer folgt hier das Interview in einer ungeschnittenen Fassung.

Soul Of Morocco, der Titel Ihres Albums kann zweierlei heißen: Wollen Sie eine marokkanische Variante des amerikanischen Soul prägen, oder geht es um die Seele Marokkos?

Viele Leute denken, dass ich im CD-Titel auf den Musikstil Bezug nehme. Während ich mich autodidaktisch an die Musik herantastete, gab es tatsächlich eine Menge Soul und Gospel. Aber bei der Benennung des Albums habe ich eher daran gedacht, in gewisser Weise die Seele meines Landes zu zeigen, wie ich sie fühle und in mir trage, wie ich sie für mich übernommen habe. Eine Seele mit vielen Farben, die mit Leichtigkeit Einflüsse aus den Kulturen der ganzen Welt aufnehmen kann, sei es melodisch oder rhythmisch. Deshalb verwende ich auch Instrumente, die nicht zwingend marokkanisch sind. Ich will zeigen, was es heute heißt, Marokkanerin zu sein und Musik zu machen. Denn für den Westen ist es nicht so leicht zu verstehen, wer wir eigentlich sind. Wir sind nicht einfach orientalisch, sondern die westlichsten Menschen im ganzen Orient. Natürlich sind wir Araber, wir sind aber auch Berber und wir sind Afrikaner. Ich betreibe also auch ein bisschen Definitionsarbeit, natürlich auf sehr légere Art, nicht analytisch (lacht). Ich wollte ein eklektisches Album machen, Marokko ist nicht einfach dies oder das, es ist größer, es ist universell.
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