Den Rücksturz der Apollo 11-Kapsel zum blauen Planeten begleitet heute im letzten Teil der Moonwalk-Serie ein langes Stück aus einer persisch-indischen Kollaboration. Drei Meister an Gesang, Spießgeige, Sitar und Perkussion loten die grenzüberschreitende Poesie der Ghazals aus, eine Gattung von Liebesgedichten, die aus dem Iran stammt und im Laufe der Jahrhunderte nach Nordindien hineingetragen wurde. „You Are My Moon“ kündet von dieser feinen Lyrik.
Apollo 11
Moonwalk V
In dieser Nacht vor 50 Jahren setzte die Landefähre Eagle im Mare Tranquilitatis auf. Ziemlich genau 450 Jahre, nachdem Fernando Magellan die Passage durch die Spitze Südamerikas gefunden hatte und mit seinen Schiffen in den Pazifik, später als „Meer der Stille“ benannt, hineinsteuerte, geriet der steinerne Spiegel dieses Ozeans ins Blickfeld der Menschheit. Die britische Progrock-Band Barclay James Harvest hat 1977 der „Sea of Tranquility“ eine nachdenkliche Hymne über die Eroberung fremder Welten gewidmet, die sich sowohl auf die Navigatoren der Weltmeere als auch auf die Astro- und Kosmonauten beziehen lässt:
„Wir steuerten unser Schiff ins Meer der allumfassenden Stille
nur der Klang unserer Stimme begleitete uns,
fasziniert von den Sternen flogen wir dahin, voll der Hoffnung,
dass die Lieder, die wir singen und die Worte, die wir bringen,
nie sterben würden.
Wir richteten unseren Blick auf das Meer der allumfassenden Ruhe
Unser zweckloser Flug täuschte uns darüber hinweg
wie armselig wir doch sind, verglichen mit einem Stern.
Und das Ziel, dieser karge, steinerne Strand,
war viel zu weit entfernt.
Gestern leuchteten unsere Lieder über den Ruhm,
jedes war ein Traum über Zeitalter hinweg.
Wir verkauften unsere Seelen für sinnlosen Gewinn
und brachten unsere Ernte vergeblich nach Hause.“
Barclay James Harvest (UK): „Sea Of Tranquility“
Quelle: youtube
Moonwalk I
Heute vor 50 Jahren hob die Trägerrrakete Saturn V ab, um erstmals Menschen auf den Mond zu bringen.
Der von Neil Armstrong vorhergesagte „big leap for mankind“ ist leider ausgeblieben, mit jedem Schritt vorwärts sind wir als Menschheit wieder viele kleine Schritte zurückgegangen.
Ich nehme die neuntägige Apollo 11-Mission zum Anlass, die Perspektive von den „global players“ abzuwenden, hin zu Denjenigen, die den Erdtrabanten mit ihrer poetischen Kraft geehrt haben. Jeden Tag bis zum 24. Juli gibt es ein neues Mondlied.
Den Anfang macht heute, am Tag einer partiellen Mondfinsternis über Deutschland, die spanische Sängerin äquatorialguineischer Herkunft: Concha Buika. 2009 hat sie mit dem kubanischen Pianisten Chucho Valdés ein Album mit melancholischen mexikanischen Liedern zu Ehren der Diva Chavela Vargas aufgenommen. „Luz De Luna“ stammt aus der Feder des Komponisten Alvaro Carrillo: „Ich möchte Mondlicht haben“, heißt es in den Versen, “ für meine traurigen Nächte, damit ich in göttlicher Weise die Illusion spüren kann, die du mir genommen hast.“