Menorquinischer Tastensturm

Marco Mezquida
Tornado
(Galileo)

Marco Mezquidas Output kann man nur bewundern, jährlich erscheint ein neues Werk des 36-Jährigen, und das meist in anderer Besetzung. Jetzt ist der menorquinische Pianist mit neuem Trio – Masa Kamaguchi, b / Ramon Prat, dr –am Start. Tornado spart die folkloristischen Töne und klassischen Bezüge früherer Werke weitestgehend aus. Stattdessen widmen sich die drei Herren gleich im Intro geräuschhaften Experimenten, die dann öfters wiederkehren, etwa in „Bon Ball Tenim“ mit aquatischer Perkussion und dem Innenleben des Flügels. Das Titelstück ist tatsächlich ein Klang gewordener Wirbelsturm, der mit chromatisch tanzenden Piano-Linien, aufgekratzten Basslinien und Zimbelgestöber einen Sog entfacht. Taumelnde Taktwechsel gibt es in „Fellini“, das zwischen rasanten Klavier-Sextolen, bluesigem Vorwärtsheizen und kochenden Drums begeistert.

Balladeske Grandezza spielt Mezquida mit vollem Pedal in „Pasion“ und „I Love You Both“ aus, „Tifonet“ begibt sich mit Monk-artigen Läufen in den Dialog mit dem Bass, um dann im Refrain die große Showbühne zu betreten. Ein weiteres rasant-virtuoses Lehrstück von Polyrhythmik zwischen den drei Instrumentalisten malt man mit „Taifü“, um das Album-Motto der kräftigen Winde zu unterstreichen. Den Vogel aber in diesem gekonnten Kaleidoskop schießt „Beibita“ ab: Eine wimmernde Hammondorgel setzt hier dem Geschehen ein fast gospelartiges Krönchen auf. „Adios Abuela“ ist ein nachdenklich-meditiativer Schluss-Stein in diesem Mosaik. Weiterhin gibt es in Iberien keinen vergleichbaren Tastenmann mit derartigem Ideenfluss.

© Stefan Franzen

Marco Mezquida: „Tornado“ (Teaser)
Quelle: youtube