Abendliche Sommerbrise I



Magos Herrera

Aire
(Sunnyside Records/Galileo)

Warum hat man von dieser Sängerin bei uns noch nichts gehört? Die in Brooklyn lebende Mexikanerin Magos Herrera verfügt über eine dunkel leuchtende, leicht rauchige Stimme, in der sich Trauer und Trost, Bitternis und Wärme zu einem großartigen Instrument der Menschlichkeit vereinen. Auf Aire hat diese Stimme eine denkbar schöne Bühne bekommen: Herrera, umgeben von ihrem Jazztrio, singt vor einem sechzehnköpfigen Orchester, für das drei verschiedenen Arrangeure abwechslungsreiche Szenen entworfen haben: Gleißende bis rhythmische Streicher und eine reich ausdifferenzierte Palette an Holzbläsern agieren hier, solistisch treten mal Akustikgitarre, mal Flügelhorn hervor.

Mit ihrem Repertoire auf Spanisch, Portugiesisch und Englisch zeigt sie sich wandlungsfähig: mit großen Songwriting-Gesten in „Calling“, von nächtlicher Schönheit in der textlosen Ballade „Choro De Lua“, mit spirituellen mexikanischen Volkstönen in „Healer“. Und von fast überirdischer Schönheit ist ihre Version der argentinischen Komposition „Alfonsina Y El Mar“ mit Harfen-Intro. Ein traumhaftes Album für abendliche Sommerbrisen.

© Stefan Franzen

Magos Herrera: Choro De Lua“
Quelle: youtube