Entrückt mit Rückert

Komponierhäusl Maiernigg, Foto: Johann Jaritz (Creative Commons)

Heute ist Gustav Mahlers Geburtstag. Die Sommerzeit bot ihm regelmäßig das einzige Fenster für seine wahre Berufung, das Komponieren, dem er während der Ferien in verschiedenen Komponierhäusln nachging. Vor genau 120 Jahren beschäftigte er sich in seinem Refugium in Maiernigg am Wörthersee neben der 5. Sinfonie auch mit Vertonungen zu Gedichten von Friedrich Rückert. „Ich bin der Welt abhanden gekommen“ ist für mich Mahlers schönstes Lied. Ein zeitloser, entrückter Gesang, der mit Orchester, kammermusikalisch, im großen Chorsatz und selbst mit Blechbläsern seine Wirkung entfaltet, wie die untenstehenden Versionen zeigen.

Unsterblich wurde das Lied in der Interpretation der englischen Altistin Kathleen Ferrier, die mit dem Dirigenten und Mahler-Schüler Bruno Walter hier Überirdisches geschaffen hat. Und das Eingangssolo dürfte zu den schönsten Englisch Horn-Passagen der ganzen klassischen Musikliteratur zählen.

Hier geht es nicht um Weltflucht oder gar einen Freitod. Es geht um ein Bekenntnis zur Musik, die sich abseits des ruhelosen, überdrehten und leeren Weltgetriebes eine eigene Sphäre bewahrt. Daher ist dieses Lied heute von größerer Aktualität denn je.

Kathleen Ferrier und die Wiener Philharmoniker, Leitung Bruno Walter (1952)
Quelle: youtube

SWR Vokalensemble Stuttgart: Arrangement von Clytus Gottwald für 16-stimmigen Chor
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Günther Groissböck & Gerold Huber: Fassung für Bariton und Klavier
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Mnozil Brass: Fassung für Blechbläser-Ensemble
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