Alysha Brilla (Ontario)
aktuelles Album: Human ( SunnyJam Records)
Mitten in einem Schneesturm treffe ich in der Zwillingsstadt Kitchener-Waterloo südlich von Toronto ein. Ein besonders kurioses Beispiel für Kanadas Einwanderergeschichte: Bis in die 1920er hieß der Ort aufgrund der vielen Deutschstämmigen Berlin. Dabei wäre München passender: Im Zentrum der Stadt thront ein Laden, in dem sich Dirndl und Bierkrüge erstehen lassen, und eine riesige Mehrzweckhalle kündet vom alljährlich stattfindenden Oktoberfest, angeblich das zweitgrößte der Welt.
Die Nachbarstadt Waterloo dagegen ist in der Hand von Studenten. Nur mit Mühe finde ich in den Schneeverwehungen ein kleines vegetarisches Restaurant, wo ich mit Alysha Brilla verabredet bin. Sie hat mich zum Interview hierher eingeladen, denn sie will, dass ich ihre Heimatstadt kennenlerne. Mit beschlagener Brille stolpere ich die enge Treppe hinauf und stehe erst einmal in einem Plattenladen: Vollgestopft mit Vinyl-Raritäten bis unter die Dachschräge. Alysha aber sitzt unten bei einer heißen Suppe. Biographisch und musikalisch ist sie eine Art Bilderbuchmodell für die kanadische Diversität: die Mutter weiße Christin, der Vater indo-tansanischer Muslim.
Ich möchte mit deinem gemischten Hintergrund starten: Wie waren als Kind und Jugendliche deine Erfahrungen als Tochter einer Kanadierin und eines Indo-Tansaniers? Fühltest du dich als Außenseiterin?
Alysha Brilla: Ich fühlte mich mit meinem gemischten Erbe schon ein bisschen als Außenseiter, als ich jünger war, denn ich kannte nicht viele Leute, die auch diesen Background hatten. Klar, die Leute aus der Karibik durch ihre Vorfahren, aber ich kannte nicht viele, deren Mum aus einem und deren Dad aus einem anderen Land kamen. Das hat dazu geführt, dass ich viel über die Bedeutung von Identität nachgedacht habe. Meine Eltern hatten ja auch verschiedene Religionen: Meine Mutter wuchs als Christin auf, mein Großvater war ein Geistlicher, wohingegen mein Vater ein Schiit ist. Manchmal gingen wir zur Kirche, manchmal zum Jamatkhana-Gotteshaus, manchmal waren wir sehr westlich angezogen, wenn wir zur Jamatkhana gingen dagegen indische Kleidung. Und auf der Basis dieses gemischten Hintergrunds gab es immer viele politische Diskussionen in meinem Elternhaus.
Hast du von Kind auf deine indischen und afrikanischen Wurzeln erforscht, hast du z.B. mitbekommen, wie dein Vater Musik von dort gehört hat oder hat er dir etwas über diese Kultur vermittelt?
Brilla: Jeder in meiner Familie väterlicherseits liebte indische Musik und bestimmte afrikanische Songs, das sickerte also ganz natürlich in meine Ohren. Später, als ich dann bewusst nachforschte, wo mein Vater herkam, wurde mein Zugang zur indischen und afrikanischen Musik noch direkter.
Alysha Brilla: „Immigrant“
Quelle: youtube
Du hast Joni Mitchell als eines deiner Idole zitiert: Was hat dich an ihrer Arbeit besonders fasziniert?
Brilla: Meine Faszination für Joni Mitchell kommt von meiner Mutter, die eine Menge kanadischer und amerikanischer Folkmusik mag. Was ich an Joni vor allem mag, ist ihre lyrische Ader, für mich waren das immer Gedichte, die zu Musik gesetzt wurden. Ich wuchs in einer Zeit auf, als man Künstlerinnen nahelegte, sie sollten doch bitteschön einfache Texte und Songs schreiben, über romantische Liebe. Ich schätzte an Joni Mitchell ihre introspektive Art, die tiefe Gedankenwelt, denn ich bin genauso gestrickt.
Gibt es irgendeinen bestimmten Song oder eine bestimmte Phase von ihr, die du besonders magst?
Brilla: Eigentlich mag ich alles. Aber ich denke „The Circle Game“ hat eine große Wirkung auf mich gehabt. Als Teenagerin dachte ich viel über das Leben nach, war sehr philosophisch, und dieser Song sprach über die verschiedenen Lebensabschnitte. Und von den neueren Songs hat mich der Text zu „Coming In From the Cold“ sehr angesprochen.
Man könnte dich heute als „self-made woman“ bezeichnen: Du schreibst nicht nur eigene Texte und Musik, du produzierst auch in deinem eigenen Studio auf deinem eigenen Label. Hast du immer schon dieses unabhängiges Naturell gehabt? Warst du Autodidaktin oder hattest du eine formale Musikerziehung?
Brilla: Ich glaube, mein Verhältnis zur Musik ist ein ziemlich einzigartiges. Ich habe keinen Unterricht gehabt, denn meine Eltern hatten nicht das Geld dafür, ich hatte ja noch drei Schwestern. Und dann kam dazu, dass ich Musik als Schulfach gar nicht mochte! Zuhause hörte ich natürlich stundenlang Musik, aber erst als ich älter wurde, merkte ich, dass meine Abneigung damit zu tun hatte, dass sie uns in der Schule ein sehr eurozentrisches, klassisches Bild von der Musik vermittelten, gar keine anderen Stilarten. Ich habe mir alles selbst beigebracht, mein Vater hatte eine Gitarre. Als ich 15 war, fragte ich ihn neugierig, ob ich sie leihen könnte. Ich startete mit ein paar Akkorden und übte und übte und übte. Genauso war es mit dem Klavier und der Percussion. Mein Dad hat immer Drums auf allem gespielt, mit Löffeln und so, so wie er das in Tansania gemacht hat.
Du bist auch bekannt dafür, dass du eine Aktivistin bist, gibst Workshops sowohl zu musikalischen wie auch sozialen Themen. Kannst du diese Arbeit ein bisschen erläutern? Wer sind da deine Zielgruppen?
Brilla: Ich denke, dass Bildung ganz wichtig ist. Als ich jung war, gabe es die stereotype Formulierung von Vertretern der westlichen Welt, dass die Dritte Welt Bildung verdient. Niemand sprach darüber, was wir HIER eigentlich lernten oder stellte das in Frage. Ich verstand nach und nach, dass meine eigene Bildung alles andere als ganzheitlich war. Kürzlich habe ich an einem Film mitgearbeitet der den Titel „Indigenizing Post-Secondary Education“ trägt. Wir haben die indigenen Völker Kanadas untersucht und wie ihre Stimmen jetzt mehr ins Bildungssystem integriert werden, nicht im Sinne der Inhalte, sondern der Pädagogik, also: wie wir lernen. Das ist vergleichbar mit der Musikerziehung, die ja in meiner Jugend viel zu engstirnig angelegt war. Wann immer eine Schule in der Nähe der Halle oder des Saales ist, in dem ich auftrete, gehe ich in diese Schule, spreche aus meiner Perspektive mit den Jugendlichen, über die Indigenisierung des Bildungssystems und wie wir die gesellschaftlichen Unterschiede mehr zur Kenntnis nehmen müssen. Das tue ich im übrigen nicht nur in den Schulen, auch während meiner Shows zwischen den Songs.
Kanada feiert in diesem Jahr ja seinen 150. Geburtstag – ist das auf dem Hintergrund der sozialen Diversität, die du gerade angesprochen hast, nur ein abstraktes Datum oder hast du da einen persönlichen Bezug dazu?
Brilla: Wir haben ja den „Truth and Reconciliation-Report“, die Regierung hat eine Recherche angestrengt, was mit den indigenen Völkern passierte als die Siedler hierher kamen. Aber die Energie, die da rein gesteckt wurde ist nicht zu vergleichen mit der, die nun in die Feiern zum 150. Geburtstag fließt. Es ist ein abstrakter Zeitpunkt, das jetzt zu feiern. Es ist so wichtig, eine Balance herzustellen zu den indigenen Menschen. Wenn wir das nicht machen, dann ist es eine Herabwürdigung der Indigenen. Viele Kanadier boykottieren die Feierlichkeiten.
Human ist dein drittes Album. Bevor du mit den Aufnahmen angefangen hast, bist du nach Indien gereist. Wie hat das die Arbeit am Album beeinflusst?
Brilla: Ich war in Indien und auch in Tansania, und beide Reisen haben einen riesigen Einfluss ausgeübt auf das Album. Das Wesentliche war, dass ich in Indien die Möglichkeit hatte, die Religion und spirituelle Praxis und die Musik zu erforschen, und zwar bei dem Volk, dessen Blut ich teile. Ich nahm einige Unterrichtsstunden in klassischer indischer Musik, einfach um die Grundbegriffe kennenzulernen. Auf der einen Seite ist es faszinierend und anders, auf der anderen merkte ich, wie ähnlich Musik doch überall ist. In Tansania wollte ich mir unbedingt anschauen, wo mein Vater geboren wurde und aufgewachsen ist, wo er Musik spielte, als er jung war, in seinem Jamatkhana, wo er hinging, um Essen zu bekommen. Ich konnte sehen, wie die tropische Umgebung ihn zu dem Menschen gemacht hat, der er ist, und wie das letztendlich auch mich beeinflusst hat. Die Leute sind relaxter und warmherziger, es gibt eine bessere gemeinschaftliche Stimmung. Es gibt überall Musik, aber sie ist meistens nicht so formell wie hier im Westen. Für mich hat sich viel zusammengefügt auf dieser Reise.
Wie hießen die Orte, in denen du warst?
Brilla: In Indien ging ich nach Rishikesh im Norden. Da sieht es fast aus wie in Kanada, mit dem Schnee auf den Bergen und den Bäumen, und dort ist auch der Ganges. Die Geschichte des Yoga nahm da ihren Anfang. Die Spiritualität und die Geschichten dort sind alle sehr introspektiv, basieren auf Meditation, sind sehr rein, nicht unbedingt religiös, eher spirituell. Ich war sehr inspiriert von den Sadhus dort, sie haben orangenfarbene Kleidung, Dreadlocks, rauchen eine Menge Ganja, und sie denken und reden über den Schöpfer, das ist alles, worauf sie sich konzentrieren, auf einer nichtreligiösen Ebene. Mich hat das sehr an die Rastas in Jamaika erinnert, denn ich liebe Reggae. Eine faszinierende Parallele. In Tansania war ich in Daresalaam, Arusha und auf Sansibar.
Dort wurde das Video zu „Immigrants“ aufgenommen, oder?
Brilla: Ja, und der Grund, warum ich das in Sansibar aufnehmen wollte, war, dass meine Großmutter in Kilwa geboren wurde, eine andere Insel, die einen islamischen Einfluss hat. Das ist die Kultur, in der meine Vorfahren gelebt haben.
Du hast schon deine Yoga-Praxis angesprochen. Wie hat die deine Art und Weise Musik zu machen verändert?
Brilla: Ich möchte intuitiver sein, wenn ich Musik mache. Beim Yoga-Studium geht es darum, die Beziehung zwischen Geist und Körper zu stärken oder sie überhaupt einmal herzustellen. Übertragen auf die Musik heißt das, nicht zu viel darüber nachzudenken, sondern den Körper als Bezugspunkt einzusetzen.
Alysha Brilla & Friends: „Ahimsa“
Quelle: youtube
Würdest du sagen, dein Fingerpicking-Stil auf der Gitarre ist dein eigener, individueller, oder ist er beeinflusst von Afro- oder Latin-Stilen?
Brilla: Ich bin mir sicher, dass mein Fingerpicking auf irgendeine Weise von der afrikanischen Musik her kommt. Aber ich habe immer so gespielt, auch als ich 15 war und angefangen habe, habe ich mit meinem Daumen den Rhythmus gemacht. Damals hat hier in Kitchener niemand so gespielt. Entweder haben sie die Gitarre einfach geschlagen oder Soli gespielt, doch daran hatte ich kein Interesse. Ich schämte mich für das Picking, bis ich Musik aus Südamerika und Afrika entdeckte und da merkte ich, wie viele das Picking machen. Ich mag das, wenn positive Kommentare zu meinem Gitarrenpicking kommen, die meisten denken doch, ach, die schrummt ja nur.
In einigen Clips auf youtube kann man dich mit einer sehr multikulturellen Band sehen. Kannst du mir etwas über deine Musiker erzählen?
Brilla: Die Band ist wunderbar. Dass sie so multikulturell ist, hat einfach damit zu tun, dass ich im Großraum Toronto lebe, und das ist hier Normalität. Ich möchte auch sicherstellen, dass meine Band aus Musikern beiderlei Geschlechts und verschiedener kultureller Hintergründe besteht, denn meine Musik ist ja auch ein Mix. Sie ist nicht homogen und ich kann mich nicht auf ausschließlich einen Ort beziehen, also sollte das auch meine Band reflektieren. Für euch in Europa ist es lustig, wenn ihr hört, wie weit wir als Bandmitglieder auseinanderleben, dass wir für eine Probe auch mal zwei Stunden fahren, denn meine Band lebt über ganz Ontario verstreut.
Im Song „No More Violence“ singst du „we have written our history in blood“. Beziehst du dich damit auf die kanadische Geschichte und das Verhalten gegenüber den First Nations und Inuit?
Brilla: Ja, auf jeden Fall. Kanada ist zweifelsohne vom Kolonialismus geprägt, leider ist er ein Aspekt der ganzen Weltgeschichte. Da der Kolonialismus ein so dominanter Punkt ist, denken viele, dass das halt ein Teil der menschlichen Natur ist, dass wir keinen anderen Weg finden könne, um miteinander in Kontakt zu treten. Ich stimme dem nicht zu. Ja, unser gewalttätiges Narrativ ist sehr stark, aber trotzdem können wir uns weiterentwickeln. Eine meiner Lieblingsbeschäftigungen ist es, Naturdokumentationen anzuschauen, da ich es faszinierend finde, wie Tiere sich im Laufe der Evolution entwickeln. Vögel bekommen längere Schnäbel, um an Pollen ranzukommen, Tiere bekommen bestimmte Farben zur Tarnung, und das geschieht fortwährend. Menschen sind auch Tiere, und in dem Moment, in dem wir uns dieser Evolution bewusst werden, können wir eine Menge Probleme lösen.
Alysha Brilla: No More Violence“
Quelle: youtube
Ein anderer wesentlicher Einfluss in deiner Musik ist Reggae. geht es dir dabei um den musikalischen Aspekt ode rum den spirituellen Hintergrund?
Brilla: Auf jeden Fall um beides. Die Musik erinnert mich tatsächlich so sehr an indische Musik. Das Tempo und die „Bounciness“ sprechen mein Herz an, und der Bass ist so stark. Spirituell ist Reggae oft sehr bewusst und enthält Botschaften, die transportiert werden wollen, oder Botschaften an den Schöpfer selbst. Das ist ein Zeugnis von Aufrichtigkeit.
Du hast auch einen recht jazzigen Song geschrieben, „Gender Rollz“. Versuchst du, in deinen Workshops für Kinder und Jugendliche auch die traditionellen Rollenverständnisse zu hinterfragen?
Brilla: Unsere Geschlechterrollen sind historisch festgelegt gewesen. Aber jetzt ist die Zeit des Widerstandes dagegen gekommen, viele Menschen, so wie ich, denken, dass jeder sein eigenes Skript von Identität schreiben sollte, wie er navigieren will innerhalb der Gesellschaft, friedlich, ohne irgendjemandem weh zu tun. Und dann gibt es diese Menschen, die so an diesen Entwürfen festkleben, sei es nun die der Gewalt oder der Geschlechterrollen, die es nicht schaffen, Veränderungen willkommen zu heißen. Auch ich wurde als Kind indoktriniert, aber ich habe über die Jahre hinweg gelernt, dass Veränderung möglich ist.
Mich beeindruckt, wie stark gerade Frauen in der kanadischen Musikindustrie sind, mehr als in anderen Ländern wie mir scheint, und das zieht sich von den Songwritern bis in die zeitgenössische Klassik. Gibt es in Kanada noch Vorurteile gegen Frauen in der Industrie?
Brilla: Es ist mit der Zeit besser geworden. Als ich in die Musikindustrie einstieg, war ich 13 oder 14, jetzt, 14 Jahre später, ist es besser, denn die Leute sprechen darüber. Aber schau dir zum Beispiel die Juno Awards an: Ich habe zwei Nominierungen bekommen, abe rnicht gewonnen, und die Juroren bestehen zu einem überwiegenden Teil aus Männern. Jedes Jahr bringen wir das Thema auf den Tisch: Was tut ihr, damit sichergestellt wird, dass unter den Juroren eine Diversität gewährleistet wird? Und da ändert sich einfach nichts! Es gibt da also noch viel Spielraum für Verbesserungen. Denn wenn du die Vielfalt schätzt in der Musik, dann willst du diese Vielfalt auch im Rating reflektiert sehen.
In den USA ist ein Rassist und Sexist an der Macht. Von Europa aus nehmen wir wahr, dass Kanadas Premier Trudeau dagegen auf Diversität setzt, es als Kanadas größtes Plus sieht. Kann das Land die Rolle eines Gegenentwurfs zu den USA ausfüllen, sehen sich die Kanadier selbst so?
Brilla: In vielerlei Hinsicht sehen wir uns so, ja. Und ich denke, die Welt nimmt uns auch so wahr. Ich erinnere mich, als ich 16 war, spielte ich in einer Band mit einem Typen aus der Türkei, einem aus dem Iran und einem aus Mexiko. Und sie kritisierten alle Amerika, was ich damals nicht verstehen konnte. Denn in Kanada bekommen wir so viele Einflüsse aus Amerika, Fernsehkanäle und so, dass wir uns immer als den kleinen Bruder oder die kleine Schwester gesehen haben. Aber jetzt sind die Kanadier dabei, das Bild von den USA zu übernehmen, das diese schon lange in der Welt hatten. Ja, unser Premierminister sagt gute Sachen über Vielfalt, und das ist wichtig. Den Worten könnten aber ein bisschen mehr Taten folgen. Aber ich denke, dass in den Worten schon eine Kraft liegt. Kanada legt Wert auf Vielfalt in seiner Kultur, wenn wir jetzt mal den Juno Award davon ausnehmen. Aber es gibt Fonds für die Kultur von Regierungsseite, und wenn Kulturprogramm erstellt werden, dann legt man auch Wert auf ein breites Spektrum. Das ist wirklich die Stärke Kanadas. Als ich jung war, habe ich diese Multikulturalität für selbstverständlich genommen, aber dann fing ich an zu reisen und merkte, dass es manche Orte gibt, wo das nicht der Fall ist, wo die Diversität nicht erwünscht ist.
Gibt es hierzulande eine Angst, dass die Ereignisse in den USA auf den Alltag der Kanadier einen EInfluss haben könnten, etwa durch Ströme von irritierten Flüchtlingen jenseits der Grenze?
Brilla: Unter ökonomischen Gesichtspunkten interessiert mich das nicht. Ich denke, Menschen sollten es den anderen so leicht wie möglich machen. Ich habe kein Problem damit und ich verstehe, warum Menschen hierhin immigrieren wollen. Ich habe eine Halbschwester in den USA, die Tansanierin ist, sie ist dunkler als ich, gehört also einer sichtbaren Minorität an. Ich denke jeden Tag an sie. Ich kann niemandem den Vorwurf machen, dass er oder sie dort weg will, aber ich wünschte es wäre nicht so. Jeder auf der Welt und gerade wir als unmittelbare Nachbarn schaut auf die USA und was für Worte aus dem Mund ihres „Führers“ kommen und denkt: Jetzt ist es an der Zeit, den Mund aufzumachen und sicherzustellen, dass wir gehört werden, denn es ist nicht OK, nicht akzeptabel. Man darf nicht denken, ach, das berührt mich nicht. Nein, es hat eine Auswirkung auf eine Menge Leute. Jeder muss sich engagieren, nur so haben wir eine Chance auf Veränderung.
Was sind deine nächsten Projekte?
Brilla: Ich bin eine große Träumerin. Ich werde im nächsten Winter ein weiteres Album aufnehmen, dass ich 2018 veröffentlichen werden. Ich habe ein paar neue Songs, die davon handeln, was jetzt gerade passiert, speziell an der kanadischen Grenze. Ich toure in ganz Kanada und werde wahrscheinlich auch Konzerte in Südamerika geben, vielleicht auch Asien. Und ich hoffe natürlich auch, dass ich nach Europa kommen kann.
© Stefan Franzen