Omar Sosa / Seckou Keita
Transparent Water
(World Village/Harmonia Mundi)
Eine sehr ungewöhnliche Begegnung realisieren der kubanische Weltstar und der senegalesische Weltbürger, die weit übers Afro-Kubanische hinausweist. Denn eine bloße Duoplatte ist das nicht: Zum delikaten Pianospiel Sosas, zu den Kora-Geflechten sowie dem seelenvollen Tenor Keitas treten die chinesische Mundorgel Sheng und Kürbisoboe Bawu, japanische und koreanische Griffbrettzithern (teils von der Jazz-erprobten Mieko Miyazaki gespielt), und das Tempelinstrument Nagadi aus Kaschmir. Selbst in den groovenden Passagen ist diese Platte, die unter Pultregie von Steve Argüelles entstand, von leuchtend-meditativem Charakter, in den ruhigen Stücken ist sie pure Meditation. „In The Forest” wirkt wie ein ruhiger Gesang während eines Spaziergangs, der “Black Dream” öffnet durch die glasigen Schwelltöne der Sheng im Dialog mit Keitas Gesang weite Räume der Imagination. Eine vollends in der Schwebe befindliche Stimmung erzeugt “Another Prayer”, in der sich die fernöstlichen Instrumente zu jazzigen Harmoniewechseln mit ganz sachte eingesetzer Elektronik paaren, bevor ein schmatzender Galopp einsetzt. Bei alledem gerät die intensive Zwiesprache der beiden Hautpakteure nicht aus dem Blickwinkel: In “Peace Keeping” etwa kreieren sie komplexe Zwitterfärbungen zwischen Blues und Latin. Eine faszinierende imaginäre Folklore dreier Kontinente.
Omar Sosa & Seckou Keita: „Tama-Tama“
Quelle: youtube