Schatzkiste #31: Die Liebe trägt Ocker

Willie Hutch
Season For Love
(Sony, 1970)

Sooo dankbar bin ich, dass dieses Album seit etwa einem Jahr als Re-Issue vorliegt, war es doch in der Originalpressung unbezahlbar. Von lieben Menschen wurde es mir kürzlich zum Wiegenfeste zugeeignet. Willie Hutch kennt man vor allem von späteren Alben, als er sich zum Soundtrack-Schreiber für Blaxploitation-Kracher wie „Foxy Brown“ betätigte. Ein paar Jahre früher allerdings war Hutch noch nicht auf die funky Schiene eingeschwenkt: Aus der klassischen Blütezeit des Genres kommend verströmt dies Scheibe vielmehr einen sonnigen, unbeschwerten Funkel-Soul, Geigen, die sich wie ein Schwarm von Schmetterlingen aufschwingen, schmetternde Attacken von Trompetensynkopen. Herausragend: Das dramatisch schmachtende „Hurt So Bad“, hier noch unbeleckt von den späteren Disco-Versionen. Und ein Album, auf dem Jimmy Webbs „Wichita Lineman“ mit seelenvoller Legierung beschichtet wird, kann nicht übel sein. Beneidenswert beim Blick aufs Cover : Damals konnte man(n) einfach so mit coolem, ockerfarbenem Anzug gewandet im dunklen Tann herumsitzen. Eine nahezu unschlagbare Begleitmusik für einen azurblauen Julimorgen, bevor die Hitze zuschlägt.

Willie Hutch: „Hurt So Bad“
Quelle: youtube