Er wurde dank seines virtuosen und vielgestaltigen Spiels oft im gleichen Atemzug mit den besten Akkordeonisten wie Flaco Jimenez und Richard Galliano genannt. Régis Gizavo aus der madagassischen Hafenstadt Tulear hat das Instrument, das Seeleute in seiner Heimat schon vor mehr als einem Jahrhundert heimisch gemacht hatten, auf ein Weltniveau gehoben. Im Alter von 58 Jahren ist er am 16. Juli gestorben.
Ganz und gar erstaunlich, was der Tastenkünstler in seinem Repertoire alles zusammenschweißte: seine Vergangenheit in Variété-Bands des Inselkontinents, die Tradition des Exorzismus, das Nachbilden des Sounds der Marovany-Zither sowie Facetten von Jazz bis zu Orient-Einsprengseln. Bereits 1990 bekam er dafür den Prix Découvertes von Radio France Internationale, was für ihn zum Sprungbrett für eine weltweite Karriere wurde. Während der tauchte er in die Jazz-Szene seiner neuen Heimat Paris mit der Bohé Combo ein, avancierte zum festen Mitglied der korsischen Supergruppe I Muvrini, trat mit Richard Bona und Sally Nyolo auf.
Sein ganzes Können jedoch legt Régis als Solist offen. Mit seinem chromatischen Akkordeon entfachte er Funkenflüge voller Rasanz mit der heilkräftigen Renitra-Rhythmik, streute Cajun-Anklänge ein. Die raffinierte Beherrschung der 120 Basstasten wurde sein unverkennbares Markenzeichen. Ökologisch engagiert zeigte sich Gizavo in seinen Texten, klagte die unkontrollierte Abholzung seiner Heimat an, setzte sich für den Tierschutz ein. Zu den Highlights unter seinen jüngeren Aufnahmen zählt die „Accordion Night“, ein Gipfeltreffen mit Musikern des ACT-Labels, das auf Vermittlung des Gitarristen Nguyen Lê zustande kam.