Foto: Stefan Franzen
Rosalía & Raúl Refree
Kunstmuseum Basel, 19.08.2017
Der Prado hatte für einige Monate Kunstwerke an das Kunstmuseum Basel ausgeliehen – was gestern zu einem grandiosen musikalischen Nebeneffekt führte: Aus der Finissage machte die Institution ein Sommerfest mit Führungen, Tapas, Tanz und einer Einladung an die aufstrebende katalanische Sängerin Rosalía, ihr aktuelles Programm Los Ángeles zu präsentieren. Hierzulande weiß man noch wenig über die junge Frau aus Barcelona, und so ist das ja leider mit etlichen Künstlern von der spanischen Halbinsel. Sie hat ein Programm mit dem Flamencogitarristen Chicuelo auf die Bühne gebracht, beim Festival in Sevilla reüssiert, ist aber genauso aktiv in HipHop-Gefilden.
Eine kleine Offenbarung, der gestrige Auftritt am Rheinknie: Mit fast kindlichem Timbre, aber großartiger Expressivität singt die junge Dame, der Funke, die Leidenschaft namens Duende sprang im nüchtern-klotzigen Innenhof des Museums sofort auf die spanische Community über. Dauerschwätzer aus hiesigen Breiten konnten da bald auch nur noch bewundernd verstummen. Rosalías Flamenco-Adaptionen sind keine Bilderstürmerei, immer respektvoll, sofern ich das als Laie des Genres beurteilen kann.
Ich weiß nicht, ob es im Katalanischen das Sprichwort von der „Kirsche auf dem Kuchen“ gibt – die jedenfalls war Rosalías Begleiter Raúl Refree, der als experimenteller Saitenmeister und Produzent ein dickes Buch der Verdienste mit sich herumträgt. Unter anderem kennt man ihn als Sideman der fulminanten Sílvia Pérez Cruz. Zwischen rasant tremolierender Virtuosität und fein dosierten Rückkoppelungs-Effekten fügte er dem Zauber dieser iberisch-helevetischen Nacht noch ein paar Extras zu.