Foto: Mady Lykeridou
Die Schweizer Pianistin und Songwriterin Yumi Ito gastiert mit Quartett in der Reihe „Pinsa und Jazz“ in der TheaterBar Freiburg. Parallel hat sie ein Solo-Album veröffentlicht.
Riesenvorteil für alle Songschreibende: Sie können auf die berühmte Insel selbst entworfene Musik mitnehmen. „Die Vorstellung, auf einer unbewohnten Insel zu leben, hat mich schon immer fasziniert“, sagt Yumi Ito. „Aus dieser Fantasie heraus habe ich mich gefragt, welche zehn meiner Songs ich denn mitnehmen würde – nur mit meiner Stimme und einem Konzertflügel.“
Die enge Beziehung von Yumi Ito zum Klavier ist biographisch angelegt. Ihr Vater ist der japanische Konzertpianist Suguru Ito, sie wuchs mit Ravel, Debussy und Chopin auf, weitete als Teenagerin ihr stilistisches Spektrum, machte dann am Jazzcampus Basel ihren Abschluss. „Wenn ich mit meiner Stimme improvisiere, stelle ich mir Klaviertasten vor. Das intuitive Lernen des Klavierspiels durch das Gehör hat mich dazu gebracht, mit meiner Stimme diverse Farben und Skalen auszuprobieren. Täglich nutze ich dabei den Flügel: sowohl um mein Stimmen-Workout zu machen, als auch um zu komponieren, neue Songs zu schreiben, zu improvisieren und mich selbst zu begleiten.“
Auf ihrem Solo-Album Lonely Island ist diese Liebesaffäre mit dem Flügel in jedem Takt greifbar. Ihr Instrument und ihre Stimme, die über die Jahre enorm an Dynamik und Variationsbreite gewonnen hat, werfen sich spielerische Dialogmotive zu. Oder Ito verschmilzt gleich förmlich mit den Tasten, wenn sich die Läufe parallel in ihren Gesangslinien abbilden. Im groovigen „What Seems To Be“ bauen sich Stimmenschichtungen im hüpfenden, textlosen Chorus auf. Das melancholisch vorwärtstreibende „Is It You“ lässt Chopin‘sche Dramatik aufscheinen. Und das starke „Seagull“ öffnet mit seinem Wechsel zwischen gehämmerten Akkorden und glitzerndem Impressionismus Räume in einen sehr individuellen Art Pop. Aufgenommen wurde das Werk im Hermann Hesse-Ort Montagnola im Tessin, in einem nagelneuen Studio an einem Steinway-Flügel. Lara Persia, die auch Erfahrungen aus Aufnahmen fürs Jazzlabel ECM mitbringt, hat produziert.
„Es fühlt sich für mich ideal an, meine Songs allein zu schreiben, aber selbst entscheiden zu können, ob ich sie solo oder im Ensemble spiele“, erklärt Yumi Ito. „Vielleicht liegt das auch daran, dass ich durch das Jazzstudium meine Songs wie kleine Standards behandle – ich spiele sie immer wieder etwas anders, improvisiere, verändere Arrangements. Für mich ist Musik ein lebendiger Organismus.“
Das spannende Wechselspiel von Solo-Arbeit, Trio- und Quartett-Besetzungen bis hin zum Large Ensemble hat sich stets durch ihre noch junge Karriere gezogen. Und so waren auch – bis auf die quirlige Vokalise „Tiki Taka“ – alle Songs von Lonely Island bereits auf früheren Alben erschienen, in größerer Besetzung, teils opulentem Arrangement. Es ist äußerst reizvoll zu vergleichen, wie ihre Kompositionen sich formwandelnd entwickeln. Und genau dazu bekommt das Publikum Gelegenheit, wenn Yumi Ito in der Theaterbar ihre Songs nicht solo, sondern mit einem multinationalen Quartett interpretiert.
Yumi Ito: „Love Is Here To Stay“
Quelle: youtube
© Stefan Franzen
live:
Yumi Ito Quartett (Alessio Cazzetta, Gitarre / Nadav Erlich, Kontrabass / Iago Fernandez, Schlagzeug)
Pinsa & Jazz, TheaterBar Freiburg 7.1., 20h