Mbongwana Stars Album „From Kinshasa“ entstand aus in Kinshasa eingespielten Demobändern, die Doctor L anschließend in seiner Pariser Klause zusammenfügte. Da werden geschmeidige Tanzrhythmen wie der Soukouss psychedelisch eingebettet, tribale Grooves donnern durchs Gefüge, und knatternde Blechtrommeln paaren sich mit Funk. Die stärksten Momente sind zweifellos diejenigen, wenn die hohen Stimmen von Coco und Theo sich in den Schichten aus Schrottpercussion, monströsen Disco-Keyboards und Effekten behaupten können. Die Platte kann allerdings an keiner Stelle verleugnen, dass sie ein typisches Studiomosaik ist. Wie soll das bloß live umgesetzt werden?
„Da entstehen dann abstrakte technoide kongolesische Rock-Strukturen, die auch in zwanzig Minuten experimentellem Noise enden können“, verrät Doctor L. Die Gefahr eines Kulturschocks sieht er nicht, wenn er die Musiker nach Europa bringt. „Der Kongo ist immer noch eine brutale Diktatur und ein großes Gefängnis für diese Straßenkünstler. Berlin und Paris dagegen kennen sie durchs digitale TV besser als Kinshasa.“ Fluchtphantasien auf der Rue Kato beziehen sich tatsächlich nicht auf Europa, sondern greifen gleich nach den Sternen. Im Video zur Single „Malukayi“ läuft ein Performancekünstler namens „The Congo Astronaut“ durch die Nacht. Kein Zweifel, für Afrika ist SciFi-Ästhetik längst Gegenwart statt Moderne. Dass der Treibstoff für die Mbongwana-Rakete noch in Paris eingefüllt wird, wäre eigentlich gar nicht mehr nötig.
© Stefan Franzen
Mbongwana Star: Malukayi“
Quelle: youtube
Mbongwana Star live: Kaserne Basel 30.11., 20h30