Im berühmten ivorischen Künstlerdorf Ki Yi M’Bock hat sie ihre Karriere begonnen, war später mit ihren Basskünsten bei Zap Mama und startete dann eine feine Sololaufbahn. Auf ihren Alben gehen Funk, Afropop, ivorische Trommelrhythmen und komplexes Songwriting Hand in Hand. Für mich ist Manou Gallo eine der stärksten Frauenfiguren der westafrikanischen Musik. Der Vorbote aus ihrem neuen, im Herbst erscheinenden Album kommt als lustiges Duett mit Bootsy Collins gerade richtig für diese heißen Sommertage.
Ki-Yi M’Bock
Ivorische Integrität
Dobet Gnahoré
Miziki
(LA Café/Media Nocte/Indigo)
Afrikas Popmusik scheint derzeit in zwei große Lager zu zerfallen: Da tummeln sich immer noch die großen Stars der 1980er und 1990er, die auf Festivals hierzulande vom gealterten Weltmusikpublikum gefeiert werden. Auf der anderen Seite gibt es die von Electronica aller Art geprägte, globalisierte Urban Africa-Sparte, begeistert gefeiert in den Metropolen des Kontinents, hier aber kaum jemandem zu vermitteln. Und dazwischen? Vielleicht ist Dobet Gnahoré eine der wenigen, die einen Brückenschlag zwischen den beiden Polen zumindest ansatzweise versuchen. Mit ihrem fünften Album untermauert die Ivorerin, die im legendären Künstlerdorf Ki-Yi M’Bock aufgewachsen ist und fest in den Traditionen der Heimat steht, ihre Königinnenposition unter den westafrikanischen Sängerinnen.
Die zwölf Songs leben vor allem von einer grandiosen, souveränen Stimme, die, wie schon gleich im Opener „Djoli“, theatralische Qualitäten entfalten kann. Ganz wesentlich ist die Produktion vom feinfühligen Pultdirigat des Franzosen Nicolas Repac geprägt: Wie sich die „jodelnden“ Tonfolgen der Pygmäen, eine genauso swingende wie machtvolle Rhythmusgrundierung, wilde Flötentöne und die vokale Präsenz zu packenden Popsongs vereinen, kann in „Afrika“ und „Lobe“ abgelauscht werden. Im Titelstück ist eine Buschharfe als funkiger Taktgeber passgenau integriert, und als mitreißende Afrorock-Hymne präsentiert sich „Akissi La Rebelle“. „Detenon“ und „Love“ schlagen ruhigere Töne mit schönen Gesangssätzen und Balafon-Textur an. Und auch hier schwirrt wieder das kehlige Pygmäenjodeln herum, das überhaupt in vielen der Songs latent lauert und eine ganz wesentliche Klangfarbe von Miziki ist. Eine gelungene, trittsichere Gratwanderung zwischen dezenten Modernismen und traditionellem Selbstbewusstsein.
© Stefan Franzen
live: 2.6. Afrika Festival Würzburg, 23.06. Afrikanisches Kulturfestival Frankfurt, 30.6. Stattfest Freiburg, 5.7. Kulturfestival St. Gallen/CH