Die Melancholie der Entwurzelung

grèn sémé

Das Jahr ist noch jung, doch hier kommt schon ein heißer Kandidat für meinen Song 2017. Geschrieben hat ihn der kreolische Poet Carlo de Secco von der Île de la Réunion für seine Band Grèn Sémé. Das Quintett spielt einen „Maloya Évolutif“: Die typischen Dreierrhythmen des Nationalgenres Maloya von der Insel im Indischen Ozean koppeln sie mit Rock, Chanson und HipHop.

In „Hors Sol“ singen sie – begleitet durch ein eindrückliches Video – von der Entfremdung des Menschen von der Natur und dem Leben selbst. Von den Auswüchsen einer modernen Landwirtschaft, vom Einebnen der Gärten zu Rasen, von Bäumen die nur als schmückender Saum von Straßen funktionieren, vom  Zwang der ständigen Hygiene. De Secco findet so auch  Metaphern für die Entwurzelung von Menschen in der großen Flüchtlingstragik unserer Tage, Ein unglaublich starker Song, der Jahrhunderte alte Rhythmen als Basis ganz aktueller Verse nutzt.

Grèn Sémé: „Hors Sol“
Quelle: YouTube