Futuristisches Alterswerk

Baaba Maal
Being
(Marathon Artists/Bertus)

Die Karriere des zweiten großen senegalesischen World-Stars nach Youssou N’Dour war großen Schwankungen unterworfen, von akustisch-folkigen Szenerien über fiebrigen Tanzsound bis zu bombastigem Afropop. Im Alter von 70 Jahren ist Baaba Maal, dem Tukulor mit der schneidenden Stimme, nochmals ein großer Wurf gelungen. Über Jahre nahm Being  in Brooklyn, Dakar und London mit dem schwedischen Produzenten Johan Karlberg Gestalt an.

Über betörender Perkussion, die auf dieser Scheibe fast überall die wirkmächtige Essenz darstellt, erhebt sich in der „Yerimayo Celebration“ Maals treibendes Falsett mit einer Synth-Stimme als Widerpart. „Freak Out“ featuret dagegen ein bezwingendes Duett aus Fleisch und Blut, mit dem malawischen Sänger Esau Mwamwaya. In „Ndungu Ruumi“ plustert sich aus wüstenbluesigen Skalen eine überwältigende Wall Of Drumsounds auf, in „Agreement“ setzt sich mit vielen Registertonnen ein nicht zu stoppender Wüstenblues-Zug in Gang. Für die Tanzhymne „Mbeda Walla“ spannt er die kantigen Verbalschläge des mauretanischen Rappers General Paco Lenol ein, und in „Boboyillo“ macht er mühelos den Brückenschlag zur Bass Culture der Urban African Music.

Den oft allzu gefälligen Popexotismus der Weltmusik in die Mottenkiste zu schicken und ein universell begreifbares afrofuturistisches Szenario zu entwerfen: für ein Alterswerk mehr als beachtlich.

© Stefan Franzen

Baaba Maal: „Yerimayo Celebration“
Quelle: youtube