(he)artstrings #17: Unterwassersuche

Luka Bloom: „Exploring The Blue“
(aus: The Acoustic Motorbike, 1992)

Vor fast genau 25 Jahren fing ich an, Radio zu machen, zuerst bei einem freien Sender, der kürzlich 40 wurde und dem ich damit etwas verspätet gratuliere. Die Folk-Sendung, die ich damals sonntagnachmittags gestaltete, hieß „Saitensprung“ (der Name war vorgegeben, stammte nicht von mir). Zum ersten, immer wieder gespielten „Hit“ der Sendung wurde dieser Song: eine träumerische Ballade des nach New York ausgewanderten Iren, der mit einer machtvollen Gitarre in offener Stimmung von einer ewigen Suche erzählt, die auf der Metaphernebene viele Gestalten annehmen kann von Liebe bis Erleuchtung. Dazu bedient er sich eines tiefblauen Bildes, einer Szenerei von einem Tauchgang in ungeahnte Tiefen. Oder ist es doch ein Höhenflug in den endlosen Azurhimmel? „Exploring The Blue“ ist eine zeitlose Hymne auf das Suchen, die mit minimalistischen Mitteln gestaltet wird und bei jedem Luka Bloom-Solokonzert auch wunderbar auf der Bühne funktioniert. Die dazugehörige Platte, The Acoustic Motorbike besitzt ebensolche aus der Zeit gefallenen Qualitäten, von einer Adaption des Elvis-Schmachtfetzens „Can’t Help Falling In Love“ bis zum originellen Titelstück, einem gerappten Hörspiel über eine Radtour auf der grünen Insel.

Luka Bloom: „Exploring The Blue“
Quelle: youtube

Klicke hier zum Hintergrund von (he)artstrings

Side Tracks #10: Aretha macht großen Bahnhof

aretha franklin - won't be long
flagge-vereinigte-staaten-von-amerika-usa-flagge-button-50x75Aretha Franklin: „Won’t Be Long“
aus: Aretha (Columbia, 1961)

Damit hat für die Queen of Soul Vieles angefangen: Der Song befindet sich auf ihrem ersten Studioalbum, das sie 1960 mit der Combo des Jazzpianisten Ray Bryant einspielte. Dank intensiver Gospel-Schulung war ihre Stimme mit 18 schon unfassbar weit entwickelt, was Phrasierung und Ausdruck angeht. Alle späteren Columbia-Aufnahmen bis zu ihrem Wechsel zu Atlantic Records Ende 1966 und dem Beginn ihrer Soulkarriere können nur schwerlich mithalten mit diesen frühen Aufnahmen. Bryants Rhythm Section und die Bläser imitieren grandios einen fahrenden Zug, während Aretha selbst am gospelgeladenen Klavier sitzt und von der Ungeduld singt, mit zitternden Knien am Bahnsteig auf ihren Liebling zu warten, der mit der 503 kommen wird.

Ob die Songschreiber J. Leslie McFarland und Aaron Schroeder (die kurz zuvor „Stuck On You“ für Elvis geschrieben hatten) bei der „503“ an einen bestimmten Zug dachten oder die Nummer nur wegen des Reims verwendeten? Hier ist jedenfalls die schönste 503, die ich gefunden habe, eine Lok der Great Northern Railway Company, die in den 1960ern westlich von Chicago verkehrte.

great northern 503

Aretha Franklin: „Won’t be Long“ (1961)
Quelle: youtube

Und es gibt zwei sehr unterschiedliche Live-Aufnahmen von diesem frühen Meisterstück des Eisenbahn-Souls:

Aretha Franklin at Shindig: „Won’t Be Long“
Quelle: youtube
Aretha Franklin live at the Steve Allen Show (1964): „Won’t Be Long“
Quelle: youtube