Heute würde der englische Komponist Ralph Vaughan Williams 150 Jahre alt. Es gab in den 1980ern und 90ern eine lange Phase, in der ich seiner Musik regelrecht verfallen war. Auch heute fasziniert mich sein Stil noch, der so ganz anders ist als die Klangsprache der kontinentaleuropäischen Romantiker. Vor einiger Zeit hatte ich auf diesem Blog schon mal eine „Hitliste“ von sieben Kompositionen gepostet.
Um heute an ihn zu erinnern, habe ich den ersten Satz aus seiner 3. Symphonie in meiner Lieblingsinterpretation ausgewählt. Diese Symphonie hat den Beinamen „pastoral“, und tatsächlich scheinen sich in den gedeckten Tönen, den Holzbläserthemen und gleißenden Streichern die leuchtenden Pastelltöne einer weiten, ruhigen englischen Landschaft zu öffnen.
Doch diese Symphonie, die vor 100 Jahren uraufgeführt wurde, hat auch einen Subtext. Vaughan Williams verarbeitete hier seine Kriegserfahrungen in Nordfrankreich, wo er als Sanitätsfahrer eingesetzt war und grausame Dinge gesehen hat. Mit dem ersten Satz erinnert er sich an die wenigen Momente des Innehaltens, wenn er mit seinem Fahrzeug auf eine Hügelkuppe fuhr und auf die im Abendlicht liegende Landschaft sah – es hat ihn an die Stimmung auf einem Gemälde von Corot erinnert.
Gerne verweise ich auch auf die SWR 2 Musikstunde diese Woche, in der sich meine Kollegin Antonie von Schönfeld jeden Morgen von 9h05 bis 10h mit Ralph Vaughan Williams beschäftigt!