Niels Frevert: „Speisewagen“
(aus: Paradies der gefälschten Dinge, Grönland Records 2014)
„Ich suchte nach Worten für etwas, das nicht an der Straße der Worte lag“ – treffender als in diesem Titel aus seinem aktuellen Album Putzlicht könnte Niels Frevert seine Songwriting-Philosophie in einem Satz nicht zusammenfassen. Der Hamburger stellt mit der deutschen Sprache etwas an, was wenige, vielleicht keiner derzeit hierzulande vermag: seelenvoll, aber nie gefühlig zu sein, leichte Ironie im Mundwinkel spielen zu lassen ohne sarkastisch zu werden, fließende Wortgebilde schöpfen, die überhaupt nicht verkopft sind. Diese kleinen Text-Wunderwerke setzt er dann zu Harmonien, die weit mehr als das klassische Songschema erfüllen – sie sind mit ihren unerwarteten Farbwechseln nochmals für sich selbst kleine Geschichten.
Gestern hat dieser grandiose Wortkünstler und Songpoet, denn ich durch eine Kollegin der hiesigen Zeitung kennenlernen durfte, seine Deutschlandtour zum aktuellen Album Putzlicht im Freiburger Jazzhaus begonnen, nur mit Unterstützung durch Christoph Bernewitz an den Gitarren und Martin Hornung an den Keyboards – in dieser intimen Atmosphäre leuchten seine Lieder, die mir den Glauben an die deutsche Musiksprache zurückgegeben haben, am schönsten. Hier ehre ich ihn mit einem schon etwas älteren Lied, das so wunderbar in diese Bahn-Kolumne passt. Denn Niels Frevert ist ein echter „Side tracker“ im flussbegradigten Streckennetz.
Die Daten:
03.12. Stuttgart – Im Wizemann Studio, 04.12. Augsburg – Soho Stage, 05.12. Ulm – Roxy, 06.12. Mannheim – Alte Feuerwache, 07.12. Hannover – Pavillon, 08.12. Oldenburg – Wilhelm13, 09.12. Leipzig – nato, 12.12. Rostock – Helgas Stadtpalast, 13.12. Magdeburg – Moritzhof