Trevor, wir kennen aus Kanada vor allem die Musik aus dem Osten mit Bands wie Arcade Fire. Was ist typisch für die Rockszene eurer Heimatstadt Edmonton?
Mann: Die Leute sind hier sehr entschlossen und zäh, das fördert die Kreativität. Stilistisch gesehen gibt es viel Countryverwandtes, damit sind wir aufgewachsen, auch wenn wir deisen Sound nicht unbedingt mochten. Selbst in unserem Indierock hört man die Prärie durch.
Das heißt die Natur hat einen großen Einfluss auf euer Songwriting?
Mann: Wenn du ein Produkt dieser Umgebung bist, dann passiert das organisch. Wir leben vier Stunden entfernt von den Bergen, aber genauso fährt man vier Stunden und landet im Herzen von Nirgendwo. Diese Weite spiegelt sich in unserer Musik wider, sie macht dich einsam, aber sie ist auch befreiend und öffnet deinen Geist. Wir versuchen, unseren Sound groß und weit zu machen, so dass die Leute denken, sie hören viel mehr als ein Trio.
Allein euer Bandname hört sich an wie eine Liebeserklärung an diese Weite…
Mann: Die Scenic Route to Alaska gibt es ja tatsächlich. Als wir auf der High School waren, sind wir da immer hingefahren und dachten: Was für ein cooler Name für eine Indieband! Er beschwört eine Menge Bilder herauf. Als wir dann unseren ersten Gig hatten, haben wir ihn ausprobiert, es kam positives Feedback, also haben wir ihn behalten.
Der CD-Titel Long Walk Home deutet darauf hin, dass die Songs weit weg von zuhause entstanden sind.
Mann: Ja, in Halifax im äußersten Osten, wo ich ein Praktikum gemacht habe. Da ich niemanden in der Stadt kannte, schrieb ich in meiner Herberge nachts all diese Songs. Ich musste außerdem eine Trennung verarbeiten, es steckt viel Heimatlosigkeit in den Texten. Es war, als ob mein Unterbewusstsein die ganze Zeit Geschichten nach oben spülte. Auf einen positiven Song könnte ich 100 traurige schreiben, aber ich sehe das nicht als etwas Depressives sondern Therapeutisches. Die Melodien zu den dunklen Texten sind ja teilweise trotzdem aufmunternd und positiv – diesen Gegensatz mag ich.
Kanadas Präsident Justin Trudeau hat den Kulturétat um 100 Prozent aufgestockt. Kommt davon auch etwas bei Bands wie Scenic Route to Alaska an?
Mann: Teile davon fließen natürlich in die Hochkultur. Gleichzeitig aber kommt Geld bis auf die Provinzebene durch, wir haben hier in Alberta etliche kulturelle Organisationen, die davon profitieren und das ist für junge Musiker wie uns absolut notwendig, wenn wir auf Tour gehen oder Studioaufnahmen machen. Gerade hier in Edmonton, das immer eine Arbeiterstadt war, schwimmst du als Musiker gegen den Strom, und wenn du als Indie-Band einen Teil vom Kuchen aus diesen Fonds bekommst, erlaubt das dir, dein Leben in eine ganz andere Richtung zu lenken.
© Stefan Franzen
Als Einstimmung zu den sicherlich rockigeren Konzerten hier ein akustisches Ständchen der drei aus dem Jahr 2013:
Scenic Route to Alaska: „Mountains“
Quelle: youtube
Tourdaten:
24.11. Nachtleben Frankfurt
25.11. The Great Räng Teng Teng, Freiburg
29.11. Unter Deck, München
30.11. De Gudde Wellen, Luxembourg
1.12. Wohnzimmer, Hildesheim
2.12. POSH Teckel, Berlin