Wenn ein Blog fast täglich zum Sterbeportal wird, sind die Zeiten schwer.
In Brasilien hat Covid-19 nun meinen geschätzten und geliebten Songschreiber Aldir Blanc erwischt, der heute im Alter von 73 Jahren in Rio verstorben ist. Aldir Blanc (sprich: „blanki“) wurde vor allem als kongenialer Texter für João Bosco, den Star der Música Popular Brasileira (MPB) bekannt, mit dem er in den 1970ern geniale Alben wie Caça A Raposa oder Galos De Briga austüftelte. Eine weitere starke Songschreibe-Partnerschaft unterhielt der Poet mit Ivan Lins und dem Gitarristen Guinga. Seine Lieder wurden von vielen MPB-Künstlern aufgegriffen, am bekanntesten wurde sein Samba „O Bêbado E A Equilibrista“ (der Betrunkene und die Seiltänzerin) in der unsterblichen Version von Elis Regina, ein metaphernreiches Wunderwerk, das die Seelennöte der Menschen während der Militärdiktatur beschrieb.
Ich möchte den großen Aldir Blanc mit einem etwas unbekannteren Canção namens „O Cavaleiro E Os Moinhos“ würdigen, der in meiner Übersetzung natürlich nur einen kleinen armseligen Eindruck von seiner poetischen Strahlkraft gibt: „Der Glaube daran: Es gibt eine goldene Existenz der Sonne, auch wenn uns ununterbrochen die Peitsche der Nacht auf den Mund schlägt. Aufbrechen, zur Strömung, die den Morgen mit sich bringt, die Schwerter aufwecken, die Sphingen der Kreuzwege hinwegfegen. Es war die ganze Zeit, als ob man auf einem Schiff schliefe: ohne sich zu bewegen, aber den Faden aus Wasser und Wind weben. Ich, Unruhestifter, ich wurde unterwegs ein Ritter, schelmisch. Mein Begleiter ist bis an die Zähne bewaffnet: Es gibt keine Mühlen mehr wie früher.“