Drei Sommertipps aus der Kreativschmiede junger senegalesischer und ghanaischer Künstler*innen.
Panafrikanisch gleitet der Senegalese Alune Wade durch die zwölf Titel auf Sultan (yellowbird enja/edel). Paradebeispiel dafür, wie schillernd kleinzellig in einem einzigen Stück Wandlungen vollzogen warden ist “Donso”: ein Sahel-Groove, der mit erst trabendem, dann galoppierendem Large Ensemble mit herrlichem Laid Back-Klavier, reichem Blech und aufgekratzter Nomadenflöte ausgestaltet wird. Auch ansonsten Opulenz: Arabische Sphärenmusik (“L’Ombre De L’Âme”), ein schwerer Wüstenfunk (“Nasty Sands”), jazzig vebrämter Wolof-Rap “(Uthiopic”), eine schmelzende Ballade in “Dalaka” oder äthiopische Skalen “(Lullaby For Sultan”). Und all das taktweise fantasievoll und ganz ohne Poser-Gehabe: ein Meisterwerk.
Alune Wade: „Nasty Sands“
Quelle: youtube
Die trockenen Sounds des ghanaischen Nordens, die den süffigeren des Südens entgegenstehen, bekommen immer mehr internationale Aufmerksamkeit: Dazu dürfte auch Linda Ayupuka mit ihrem Album God Created Everything (Mais Um) beitragen. Diese Sounds, angesiedelt zwischen Afro-Gospel und den Traditionen der FraFra-Ethnie, stützen sich hier kräftig auf Auto Tune und Synth-Programming. Trotzdem sind die Melodien so aufgekratzt melismatisch, die Drums so lebendig pumpend, Ayupukas Stimme so charakterstark erdig, dass sich die Produktion nie klebrig anfühlt.
Linda Ayupuka: „Yine Faamam“
Quelle: youtube
Mit richtig großem Besteck hantiert die anglo-ghanaische Formation Isaac Birituro & The Rail Abandon auf ihrem zweiten Album Small Small (Wah Wah 45s): Hier fließen im opulenten Bigband-Bett Afrobeat und Highlife mit den eher der Mandinke-Kultur zuzurechnenden Balafon-Patterns und pentatonischen Frauenchören zusammen. Clever auch, wie großartige Percussion-Layers mit popmusik-kompatiblem Strophengesang zusammenfinden (“Ta Soo Maa Yele”), oder wie über dunkel schattierten Beats verträumte Vokal- und Violinimpros herumschwirren (“Told You So”). Gastauftritte von Dele Sosimi und Queen Ayesha würzen das satte Gebräu.
© Stefan Franzen