Gibt es eine musikalische Königsdisziplin?
Ein virtuoses Solokonzert, eine Oper? Ein Konzeptalbum des Art Rock, raffnierte Jazzimprovisationen? Für mich war immer klar, dass die höchsten Weihen nur einem Genre zustehen.
Gibt es eine musikalische Königsdisziplin?
Ein virtuoses Solokonzert, eine Oper? Ein Konzeptalbum des Art Rock, raffnierte Jazzimprovisationen? Für mich war immer klar, dass die höchsten Weihen nur einem Genre zustehen.
Es könnten die absurdesten Textzeilen der Popmusikgeschichte sein: „Jemand hat den Kuchen da draußen im Regen gelassen. Ich glaube, das halte ich nicht aus, denn es war so schwierig ihn zu backen und ich werde das Rezept nie mehr auftreiben.“ Die Musik zu dieser Klage über eine Liebe, die sich nicht erfüllen konnte, wird aufs Dramatischste ausgestaltet, mit vollem Symphonieorchester, Tempowechseln und der zutiefst larmoyanten Stimme des Sängers Richard Harris. „McArthur Park“ ist nur eines der einzigartigen Lieder, die Jimmy Webb geschaffen hat. Der Songwriter, Komponist und Arrangeur aus Oklahoma, der heute 70 Jahre alt wird, schaut auf ein halbes Jahrhundert von Hits zurück, im Olymp der US-Songschmiede ist ihm schon jetzt neben Burt Bacharach ein Thron sicher. Zum 70. Geburtstag die – für meine Ohren 7 spannendsten Songs des Songschmiedes.
Jimmy Webb
Land’s End
(Asylum Records, 1974)
entdeckt bei Discogs
Könnte ich Songs und Arrangements schreiben wie er, würde ich den Journalismus sofort an den Nagel hängen und mich jeden Tag allein eine Stunde über dieses Talent freuen wie ein Schneekönig. Jimmy Webb hat nicht nur grandiose Hymnen wie „MacArthur Park“ oder „Wichita Lineman“ aus einer anderen Dimension geholt, sondern auch die treffendste und witzigste Abhandlung übers Songwriting verfasst, die ich kenne (Tunesmith, Hyperion 1998). Auch mein so geliebter Soul lebt von seinen wunderbaren Klangtexturen (zum Beispiel Thelma Houstons Sunflower). Viele Kollegen sind der Meinung, dass er nicht der beste Interpret seiner eigenen Songs war. Diese LP straft sie Lügen. Der feine, leicht country-eske Wintersound läuft mir seit etlichen Tagen nach – und Webbs Stimme war Mitte der Siebziger auch auf dem Zenit. Die Platte gipfelt in einem orchestralen Finale, zu dessen leichtem Schmalz man sich schamlos bekennen kann.