Ensemble Albaycín, Orientalische Sommerakademie 2018, St. Cyriak Sulzburg (Foto: Stefan Franzen)
Er hat die musikalische Hochkultur der ganzen arabischen Welt in die Region gebracht: Seit 2010 gaben sich bei seiner Orientalischen Sommerakademie Meister von Algier bis Aleppo die Klinke in die Hand. Nach schwerer Krankheit ist Matthias Wagner nun gestorben.
Eigentlich war Wagner Instrumentenbauer, und durch seine Arbeit in arabischen Ländern kam er in regen Kontakt mit den größten Solisten auf der Laute Oud. Als die negativen Schlagzeilen über arabische Länder bei uns überhandnahmen, reifte die Idee für seine Orientalische Sommerakademie, mit der er die wahre Seite dieser Kultur zeigen wollte. Matthias Wagner lud namhafte arabische Musiker in seinen Wohnort Badenweiler ein und fuhr von Beginn an zweigleisig: Er bot ihnen eine Konzertbühne, schuf zugleich die Möglichkeit, dass sie ihre Kenntnisse an hiesige Schüler vermittelten – auf der Oud, der Flöte Ney, dem Hackbrett Kanun, der Spießgeige Djose, im Gesang oder der reichen orientalischen Perkussions-Familie.
Ab 2014 fand die Sommerakademie ihren festen Platz in Sulzburg und erlangte schnell internationalen Ruf. Dabei war es Wagner immer ein Anliegen, die Kunstmusik Algeriens, Tunesiens, Syriens, Ägyptens und des Irak mit der abendländischen Klassik in Dialog treten zu lassen, genau wie die verschiedenen Weltreligionen: Arabische Musik in einer Synagoge oder einer christlichen Kirche – allein das hatte schon Symbolwert. Das Resultat waren musikalisch erstklassige und berührende Abendkonzerte in der Synagoge und St. Cyriak, die lange im Gedächtnis blieben.
Mit einem kleinen Team stemmte Wagner bis 2018 die Mammutaufgabe mit großem Engagement, reicher Fachkenntnis und in sehr warmherziger, bescheidener Art. Sein Festivalmotto „Die Menschen sind die Feinde dessen, was sie nicht kennen“ ist aktueller denn je. Wer sein Vermächtnis weiterführen wird, ist noch unklar. Mit ihm geht einer der großen Vermittler unserer Region zwischen Orient und Okzident.