In der heute von Frauen dominierten Fadowelt war er der letzte große männliche Interpret: Am Neujahrsmorgen ist der portugiesische Sänger Carlos Do Carmo im Alter von 81 Jahren gestorben. Do Carmo, der in Lissabon in eine Familie von Fadistas hineingeboren wurde, startete seine Karriere im Fadohaus seiner Eltern, trat 1964 erstmals landesweit in Erscheinung und wurde rasch der bedeutendste Vertreter des Genres. Do Carmo war kein Purist, ab den 1970ern bezog er Elemente aus der Bossa Nova in seine Arbeit mit ein und ließ sich von internationalen Sängern beeinflussen, unter ihnen Frank Sinatra und Jacques Brel. Damit eroberte er die Bühnen von Paris bis Rio de Janeiro. Zu seinen Meilensteinen gehört das Album „Um Homem Na Cidade“ von 1977, einige seiner herausragenden Canções sind „Lisboa, Menina e Moça“, „Bairro Alto“ oder „Canoas Do Tejo“. 2014 erhielt er einen Grammy für sein Lebenswerk, aber erst im November 2019 verabschiedete sich Do Carmo mit einem triumphalen Konzert im Lissabonner Coliseu von seinen Fans, dekoriert mit einer Medalha de Mérito Cultutal des portugiesischen Kulturministeriums.
Verabschieden möchte ich mich von ihm mit dem “Fado Dos Cheirinhos“, wörtlich „der Fado der Gerüchelchen“, in dem er nicht nur all die Düfte seiner Geliebten, sondern gleichzeitig auch olfaktorisch das ländliche Portugal preist: „Oh welch ein Geruch hat die schöne grüne Suppenbrühe, die du in deinen Augen trägst, oh welch ein Geruch hat der Rosmarin der Hoffnung, den du mir auf die Saucen wirfst, oh welch ein Geruch haben die Leinenkleider, die du an den Fenstern ausgebreitet hast. Dein Mund riecht nach Nelken, und wenn ich deine Haare rieche, rieche ich eine rote Rose. Du riechst nach Minze im Pfeffer deiner Worte, und wenn du morgens aufwachst, riechst du nach Wildkräutern, und in den Hügeln deiner Brüste ist eine Brombeere.“