Songwriting trifft Sahel-Skalen

Ballaké Sissoko & Piers Faccini
Our Calling
(NøFormat/Indigo)

Einen dicken Fang hat sich der Duo-freudige Kora-Solist Ballaké Sissoko da an Land gezogen. Auf Our Calling (NøFormat/Indigo) ist der großartige Piers Faccini sein nicht gerade völlig überraschender Partner, denn die beiden hatten sich seit zwanzig Jahren schon mit Stippvisiten auf ihren jeweiligen Alben besucht. Das Crossgenre-Unternehmen zwischen Griotmusik und Songwriting auf Albumlänge klappt prächtig: Mal fühlt sich der Italo-Brite in die typischen Sahel-Skalen vokal ein („Mournful Moon“), mal folgt Sissoko den Ohrwurm-Melodien mit ruhigem Puls („One Half Of A Dream“). Wie ein swingendes Kinderlied mutet „Borne On The Wind“ an, gewidmet der Patin des Albums, der Nachtigall, den Duettierenden ähnlich zwischen zwei Erdteilen unterwegs.

In ein paar fast unheimlichen Momenten, etwa in „If Nothing Is Real“ oder „Go Where Your Eyes“, beschwört Faccinis Timbre Bilder herauf, die einen glauben lassen, ein wiederauferstandener Nick Drake spaziere am Niger entlang. Die Polarität zwischen Sahel und angelsächsischem Song bleibt aber nicht exklusiv: In „Nina Nanna“ bringt Faccini ein Stück Süditalien ein: Ein Meisterstreich, das Tarantella-Universum zur modalen Sphäre der Kora zu gruppieren. In der puren Dreiertakt-Seligkeit von „Shadows Are“ zeigt sich auch, wie Kora und E-Gitarre sich in ihren Begleitmustern wundervoll komplettieren. Cello, Ngoni und Gimbri setzen I-Tüpfelchen in diesen eleganten, tiefempfundenen Akustik-Folk.

© Stefan Franzen

Piers Faccini & Ballaké Sissoko: „One Half Of A Dream“
Quelle: youtube