Konzerttipp: Intime Promenade


Es ist eine der spannendsten und rührendsten Lebensgeschichten, die ein afrikanischer Musiker zu bieten hat: Mit einem Savannen-Twist wurde er 1960 zum akustischen Symbol des unabhängigen Mali, geriet aber später völlig in Vergessenheit. Er schlug sich mit Gelegenheitsjobs durch, hatte den Tod einiger Familienmitglieder zu verkraften, darunter den seiner Frau Pierette, die er abgöttisch geliebt hatte. Boubacar Traore, Afro-Blueser der ersten Stunde, wurde erst in den 1990ern wiederentdeckt, als der rührige Festival-Leiter und Labelchef Christian Mousset eines seiner alten Alben reeditierte.

„Boubacar kann melancholisch und verschlossen klingen“, sagte Mousset einmal über den Malier. „Aber seine Musik ist einzigartig auf der Welt, sie besitzt eine ungeheure poetische Dimension. Er betrügt dich nicht.“ Diese nackte Kombination von Stimme und Gitarre – das ist eine Schlichtheit, die man eigentlich nur mit dem Blues von Robert Johnson vergleichen kann. Gleichzeitig sind Traorés Melodien, die neben dem Blues auch von der Tradition der Kassonké-Ethnie geprägt sind, absolut einprägsam, sie gehen nie in die Härte eines Wüstenblues hinein, wie ihn sein Landsmann Ali Farka Touré pflegte. Es ist eine Musik, die außerhalb der Zeitläufte steht.

Nun geht die Legende mit 82 Jahren nochmals auf Europatournee, mit dem Mundharmonikaspieler Vincent Bucher und dem Perkussionisten Jeremie Diarra, und hat ein neues Live-Album im Gepäck. Im Jazzhaus Freiburg ist das Trio am kommenden Montag, den 11.11. ab 20h zu erleben.

Boubacar Traoré: „Hona“
Quelle: youtube