Soulfolkige Achterbahn

Bastien Keb
The Killing Of Eugene Peeps
(Gearbox Records)

Achtung, diese Scheibe versetzt gleich in etliche Parallelwelten, und man muss schon musikalische Achterbahnfahrten mögen, um hier nicht aus der Hörkurve zu fliegen. Mit The Killing Of Eugene Peeps hat der Londoner Gitarrist, Multiinstrumentalist, Sänger, Komponist und Arrangeur einen imaginären Filmsoundtrack geschaffen, der zwischen allen Stilen und Stühlen sitzt. Kebs geschichteter, falsettiger Heulgesang erinnert an Bon Iver, sein Narrator Kenneth Viota setzt ein abgründiges Bassorgan dagegen, das er wohl in einem muffigen Keller hat dröhnen lassen („Can’t Sleep“).

Tieftraurige Balladen mit Piano, Streichern, Gitarre, Vibraphon und Standbass („Lucky“ / „Rabbit Hole“) wechseln ab mit orchestralen Drohgebärden zwischen Blaxploitation und Erinnerungen an Hitchcock-Komponist Bernard Herrmann. Plötzlich strahlt eine Insel der Soul-Seligen hervor, mit Flötenklang und zarten Frauenvocals, die dem Philly-Sound der Frühsiebziger huldigt („All That Love In Your Heart“). Soul-Referenzen spielen auch mal ins Afro-Funkige hinein, mit zittriger Orgel und sumpfigem Bläserapparat „(Street Clams“), nur um in einen Rap mit dem Gast Cappo zu münden. Die BBC und Jamie Cullum verehren diesen Meister der Verschrobenheit – nicht die schlechtesten Referenzen.

© Stefan Franzen

Bastien Keb: „Rabbit Hole“
Quelle: youtube

Burkina Faso trifft Breisgau

Dirama
Kele Mani
(SiSu Records)

Westafrikanische Musik hat in Südbaden schon lange ihren festen Platz. Wie sich das im Jahre 2020 anhört, dem lässt sich jetzt auf Kele Mani nachhorchen. Personell und musikalisch schlägt das Trio Dirama mit neun Gastmusikern eine Brücke zwischen Burkina Faso und dem Breisgau, zwischen Griot-Tradition und Jazz, der teils auch etwas angerockt sein kann. Zentrale Gestalt des Ensembles ist Laminé Traoré, sein mehrspuriges Geflecht auf dem Balafon, seine gesprochenen und gesungenen Erzähllinien sind die Blutbahnen in den elf Stücken.

Improvisation vermählt sich mit der Afro-Textur mal eher klassisch-jazzig wie in den Sax-Einlagen („Kambele Ba“), mal entfaltet sie sich über einem trabenden, gemächlichen Groove mit Geige (Katharina Mlitz-Hussain in „Dougou Mansa“), regelrecht funkig wird es dagegen mit Sigi Suhrs überblasener Flöte in „Baya“. Es gibt Momente, in denen sich die „afropäische“ Begegnung aufs Nachhorchen, die Besinnlichkeit einlässt, wenn sich etwa wie in „Jakuba“ Bilder vom Dorfleben in der Savanne einstellen mögen. Das Highlight ist ohne Zweifel „Djarabi“: Hier ist die Abmischung der verschiedenen perkussiven Spuren mit den melodischen Anteilen am schönsten gelungen, gekrönt durch ein explosives Finale.

(zu beziehen über: www.trommelworkshop.org)