Oum
Daba
(MDC/LOF Music/Galileo)
Die Marokkanerin Oum El Ghait Benessahraoui ist eine Vorkämpferin für die moderne arabische Frau in der Musik – diesen Anspruch untermauert sie mit ihrem dritten Werk. Die Vorzeichen sind ein wenig anders als auf den ersten beiden Alben. Als Aufnahmeort hat sie sich die Berliner Jazzanova-Studios auserkoren, wo eine andere starke Persönlichkeit der frauenbewegten arabischen Szene, Kamilya Jubran, ihre künstlerische Leiterin war. Durch diese Konstellation hat Oums Klangwelt noch an Konturen gewonnen. Der Sound ist smoother und hat zugleich mehr Raum zum Atmen, Oud, Sax, Trompete und Bass klingen eingebundener in ein Bandgefüge, verzichten auf lange Soloimprovisationen, schaffen einen aufregenden orientalischen Sog.
Oums Stimme hat in ihren Melismen mehr Souveränität, klingt blumiger, wie im Opener „Fasl“ auch geheimnisvoller als früher, wie etwa in dem grandios sich steigernden „Rhyam“. Mit Bedacht wurde elektronische Textur eingeflochten – das ist geglückt, da sie nur pointiert und nicht durchgängig spürbar ist. Ihre Lyrics hat Oum dieses Mal sehr ökologisch angelegt, preist die Natur, insbesondere den Ozean, und sie hat mit ihrer poetischen Kraft eine große Brücke von der Flüchtlingsproblematik bis zu zarter Liebeslyrik gespannt – im finalen Stück „Sadak“ gipfelt diese Dichtkunst in gemeinsamen Versen mit Jubran.
© Stefan Franzen