Frollein Smilla
Freak Cabaret
(t3 records/Galileo)
Nach dem Gewinn der Freiburger Leiter auf der Kulturbörse im Januar meldet sich die quirlige Berliner Kapelle Frollein Smilla mit ihrem zweiten Album zurück. Die acht Musiker um Sängerin Desna Wackerhagen balancieren charmant zwischen morbider Zirkus-Lyrik wie im funkigen Folk Noir des Titelstücks, sommerleichten Liebesballaden auf Deutsch („Wie Es Ist“), einem Hauch Chanson und frecher Nostalgie, die an die Charleston-Ära verweist („Burning Sun“). Dabei spielt die Blechblasektion eine zentrale, aber keine dominante Rolle, das Bandgefüge ist fein austariert zwischen Horns, Stimmen und Saitenriege.
Wird‘s melancholisch, klingt’s mal ein bisschen nach Sophie Hunger-Walzer („Anfang Von Gestern“), ein Streichquartett beduftet zwei Stücke („Dear Bereaved“, The Garden“), feine Vokalsätze werden famos eingewoben. Und dass die Texte kleine kritische Stupfer gegen das System parat halten, gehört zum guten Ironie-Ton einer Berliner Kapelle „(Hunderte Mehr“, oder das ein wenig nach Neue Deutsche Welle tönenden „Klappspaten“). Einzig der Ausflug ins Spanische ist nicht ganz überzeugend geraten.
© Stefan Franzen