Márcio Faraco: Cajueiro (World Village/Harmonia Mundi)
Man sollte nie versuchen, die Cashewnuss, die ja eigentlich im Stiel der Cajú-Frucht eingeschlossen ist, im rohen Zustand zu knabbern. Am nächsten Tag könnte man mit Lollo Ferrari-Lippen rumlaufen – hier spricht jemand aus leidvoller Erfahrung. Márcio Faraco hat wohl keine schmerzhaften Erinnerungen an den Cashewbaum, denn er widmet ihm gleich seine ganze neue Platte, als Sinnbild für die reichen Verzweigungen in der brasilianischen Musik aus einem festen Stamm. Er selbst ist als Exilant in Paris ein grandioser „Branch-Off“ dieses Baumes. Delikater denn je tönt hier seine Stimme, in einem ganz eigenen kleinen Universum aus Bossa, nordestinischer Musik und Chanson.