Listenreich I: 24 Songs für 2024

Arooj Aftab (Pakistan/USA): „Aey Nehin“
Quelle: youtube
Bab L’Bluz (Marokko/Frankreich): „AmmA“
Quelle: youtube

Ana Lua Caiano (Portugal): „O Bicho Anda Por Aí“
Quelle: youtube
Córas Trio (Irland): „George White’s“
Quelle: youtube
Dal:um (Republik Südkorea): „Cracking“
Quelle: youtube
Danish String Quartet (Dänemark): „Once A Shoemaker“
Quelle: youtube
Dogo Du Togo (Togo): „Nyè Dzi“
Quelle: youtube
Zé Ibarra (Brasilien): „San Vicente“
Quelle: youtube
Joolaee Trio (Iran/Deutschland): „Sharar“
Quelle: youtube
MARO feat. Darío Barroso & Pau Figueres (Portugal/Katalonien): „Lifeline“
Quelle: youtube
Louis Matute (Schweiz/Honduras): „Marcovaldo
Quelle: youtube
Niall McCabe (Irland): „Stonemason“
Quelle: youtube
Hani Mojtahedi & Andi Toma (HJirok) (Kurdistan/Deutschland): „Yâhu“
Quelle: youtube
Orquestra de Musiques d’Arrel de Catalunya (Katalonien): „Arrel Transhumana“
Quelle: youtube
Sílvia Pérez Cruz & Juan Falú (Katalonien/Argentinien): „Oración Del Remanso“
Quelle: youtube
The Piyut Ensemble (Israel): „Hoshana“
Quelle: youtube
Zaho de Sagazan & Tom Odell (Frankreich/UK): „La Symphonie Des Éclairs“
Quelle: youtube
Camille & Matthieu Saglio (Spanien/Frankreich): „Alba“
Quelle: youtube
Abel Selaocoe (Südafrika/Großbritannien): „Sarabande, (aus J.S.Bachs Cello-Suite Nr.6)
Quelle: youtube
Sun Ra Arkestra (USA): „Lights On A Satellite“
Quelle: youtube
Waaju & Majid Bekkas (UK/MArokko): „Fangara“
Quelle: youtube
Lizz Wright (USA): „Sparrow“
Quelle: youtube

Feven Yoseph (Äthiopien): „Sewer Fiqir“
Quelle: youtube

Listenreich II: 24 Alben für 2024

272227– Àbáse (Ungarn/Deutschland): Awakening (Oshu Records)
– Aga Khan Master Musicians (Syrien/VR China/Tadschikistan/Tunesien/Usbekistan): Nowruz (Smithsonian Folkways)
– Arooj Aftab (Pakistan/USA): Night Reign (Verve/Universal)
– Bab L’Bluz (Marokko/Frankreich): Swaken (Real World Records/Harmonia Mundi)
– Adam Bałdych / Leszek Możdżer (Polen): Passacaglia (ACT/edel)
– Ana Lua Caiano (Portugal): Vou Ficar Neste Quadrado (Glitterbeat)
– Córas Trio (Irland): Córas Trio (Coracle Records/corastrio.bandcamp.com)
– Dal:um (Südkorea): Coexistence (Glitterbeat)
– Danish String Quartet (Dänemark): Keel Road (ECM)
– Rusan Filiztek (Kurdistan/Spanien): Exils (Accords Croisés/Harmonia Mundi)
– Iria Folgado (Galicien): Ecos De Breogán (Poliédrica)
– Joolaee Trio (Iran/Deutschland): Morgenwind (GWK Records/gwk-online.de/joolaee-trio-morgenwind)
– Bassekou Kouyaté & Amy Sacko (Mali): Djudjon (One World)
– Lusitanian Ghosts (Portugal): III (Mais Cinco)
– Mahler Academy Orchestra /Philip von Steinäcker (Verschiedene): Mahler Sinfonie Nr.9 (alpha)
– Louis Matute (Schweiz/Honduras): Small Variations From The Previous Day (Neuklang/in-akustik)
– Meretrio (Brasilien/Österreich): 20 Years (Session Work Records)
– Hani Mojtahedi & Andi Toma (Kurdistan/Deutschland): HJirok (Altin Village & Mine/hjirok.bandcamp.com)
– MOMO. (Brasilien): Gira (Batov Records/!K7 Music)
– Sílvia Pérez Cruz & Juan Falú (Katalonien/Argentinien): Lentamente (El Pez Producciones)
– Sun Ra Arkestra (USA): Lights On A Satellite (In & Out Records/in-akustik)
– Wishamalii (Palästina/Jordanien/Äthiopien/Finnland): Al-Bahr (Nordic Notes)
– Lizz Wright (USA): Shadow (Virgin/Universal)
– Feven Yoseph (Äthiopien): Gize (Blue Pearls/Indigo)

Listenreich III: 24 Konzerte für 2024

WINTER
– Hani Mojtahedi & Andi Toma, Theater Freiburg, 26.01.
– Sílvia Pérez Cruz, Théâtre Bouffes du Nord, Paris (F), 30.01.

– John Adams: „Harmonielehre“ (SWR Symphonieorchester, Robert Treviño), Konzerthaus Freiburg, 10.3.
– „Winterreise – Weltreise“, Theater Freiburg, 15.03.
– „Jewish Music Night“ (Reflektor André Heller), Elbphilharmonie Hamburg, 18.03.
FRÜHLING
– „The Joy Of Spring“ (Marco Ambrosini u.a.), Tamburi Mundi, E-Werk Freiburg, 01.04.
– „Ohren auf Weltreise“ (mit Matthieu Saglio), Jazzhaus Freiburg, 05.05.

– Zsofia Baros, Kloster Sankt Lioba, 11.05.
SOMMER
– Ayom, Rosenfelspark Lörrach, 18.07.
– Marisa Monte, Zeltmusikfestival Freiburg, 02.08.

– Wesli, Afrika Festival Emmendingen, 04.08.
– Ghalia Benali – Constantinople – Kiya Tabassian: „In The Footsteps Of Rumi“, Festival Arabesques, Opéra de la Comédie, Montpellier (F), 10.09.

– Daniel Herskedal, Gasthaus Schützen Freiburg, 17.09.
HERBST
– Anton Bruckner: Sinfonie Nr.9 (Les Siècles), Brucknerhaus Linz (A), 09.10.
– Arooj Aftab, Karlstorbahnhof Heidelberg, 21.10.

– João Bosco & Jacques Morelenbaum, Volkshaus Basel (CH), 22.10.

– Joolaee Trio, Stubenhaus Staufen, 27.10.
– Leyla McCalla, Le PréO Oberhausbergen (F), 06.11.
– „Musica Baltica“ (John Sheppard Ensemble), Dreifaltigkeitskirche Freiburg-Littenweiler 09.11.
– A Cantadeira & Omiri, Burghof Lörrach, 15.11.

– MARO Trio, ZOOM Frankfurt, 18.11.

– „A Tribute To John Adams“ (Holst Sinfonietta), E-Werk Freiburg, 04.12.
– Preisträgerkonzert Murat Coskun, E-Werk Freiburg, 08.12.

dieses Foto: Heinz-Peter Mosebach, Matthieu Saglio: Matthias Hilpert, alle anderen: Stefan Franzen
– „Ohren auf Weltreise“ (mit Misagh Joolaee & Bakr Khleifi), Kommunales Kino Freiburg, 20.12.

 

 

Mythen in neuem Gewand

Sie: eine schillernde Persönlichkeit der kurdisch-iranischen Musik, die seit vielen Jahren im Berliner Exil lebt und dort für ihre Musik Zwischenräume im Geflecht von Tradition, Klassik und Electronica geschaffen hat. Er: eine Legende der elektronischen Musik seit 30 Jahren, mit Mouse on Mars bis heute neue Wege zwischen Dancefloor und Performancekunst auslotend. Diese beiden, Hani Mojtahedi und Andi Toma, treffen nun auf das Philharmonische Orchester Freiburg. Klingt abenteuerlich? Wird es mit Sicherheit auch – aber genau das ist der Zweck der Spielwiese, die GMD André de Ridder Ende 2022 mit dem Freiburg.Phil.Club etabliert hat.

Als Kurdin und Sängerin hatte Hani Mojtahedi unterm rigiden, Menschen, Minderheiten und Musik verachtenden Mullah-Regime des Iran gleich mehrfach ungünstige Ausgangsbedingungen. Zunächst wächst sie auf mit der traditionellen Musik vom Land. Ihr Großvater, der tief in der mystischen Sufi-Lehre des Islam verankert ist, gibt ihr das spirituell-musikalische Grundvokabular mit auf den Weg und ist bis heute ein großer Einfluss für sie geblieben. Um die Jahrtausendwende gründet Mojtahedi die erste Frauenband des Iran, muss einen jahrelangen Spießrutenlauf mit den „religiösen“ Autoritäten bestehen. 2004 entscheidet sie sich, Heimat und Familie den Rücken zu kehren, um eine berufliche Zukunft zu haben.

In Berlin wird ihre Musik offener, experimenteller. Sie geht Teamworks mit Electronica-Künstlern ein, tritt aber auch mit großen Orchestern auf, etwa in der hymnischen Symphonie für Kurdistan namens „Peshmerga“. Gleichzeitig nimmt Mojathedi politisch kein Blatt vor den Mund: Bereits 2017 schreibt sie mit „Azadi“ ein Freiheitslied für die unterdrückten Kurden im Iran, nach dem Tod Mahsa Aminis solidarisiert sie sich in etlichen Aktionen mit der „Frau-Leben-Freiheit“-Bewegung. „Hani singt für Gleichberechtigung, und es gibt Menschen, die Angst davor haben – vor ihrer Weiblichkeit, ihrer Stärke“, sagt Andi Toma über seine Kollegin. Wenn man sich durch ihre Videoclips auf Youtube clickt, erhält man den Eindruck einer immensen Vielfältigkeit dieser Stärke: Die kraftvollen, traditionellen Färbungen in ihrer Stimme tragen sie durch tanzbare Pophymnen genau wie durch schmerzlich introspektive Songs.

Hani Mojtahedi feat. Majid Kazemi: „An Improvisation“
Quelle: youtube

Im Phil.Club werden zwei Werke eine Rolle spielen. Zum einen sind da die „Forbidden Echoes“: Hier greift Mojtahedi den iranischen Mythos von Frau Shirin auf. Diese allegorische Figur singt von einem Berggipfel zwischen Irak und Iran ihren Schmerz über den Liebesverlust hinab in die Täler. Mojtahedi deutet die Geschichte mithilfe der elektronischen Echokammern von Andi Toma um, lässt den Gesang der Frau vielfach von virtuellen Felswänden hallen und weit über die Grenzen schweifen – diesen Gesang, der im Iran seit Jahrzehnten von so vielen absurden Verboten belegt sind.

Zum anderen gibt es mit einem DJ-Set einen Vorgeschmack auf Mojtahedis und Tomas gemeinsames Album „HJirok“, das am 1.3. erscheinen wird und nach einem persischen Wassergeist benannt ist. Das Projekt ist das Ergebnis eines Aufenthalts der beiden Künstler im irakisch-kurdischen Erbil. Alltagsgeräusche der Region, Sufi-Trommeln und die Klänge der Langhalslaute Setar finden sich hier zu machtvollen, betörenden Tracks geschichtet. „Der Sufi-Sound ist um die ganze Welt gegangen“, sagt Mojtahedi. „Ich stelle mir das gerne als einen Dialog zwischen den Völkern vor, der mit Trommeln und dem Klang ihrer Stimmen geführt wird.“ Wie der Dialog dieses ungleichen Paares auch noch aufs Orchester ausgeweitet wird, dürfte überaus spannend werden.

live:
Freiburg.Phil.Club, Theater Freiburg, Kleines Haus, 26.1. – 19h
CTM Festival Berlin, Silent Green, 27. + 28.1.
One Of A Million Festival, Baden (CH), 15.2.

© Stefan Franzen, erschienen in der Badischen Zeitung, Ausgabe 23.1.2024

Hani Mojtahedi & Andi Toma: „Jin Bo Chie“
Quelle: youtube